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Vorbericht Rallyeteam Willi Rabl jun./Uschi Breinessl (Volkswagen Golf IV TDI Kitcar)

Bewährtes und Neues

Vor weniger als zwei Jahren startete Willi Rabl Junior in sein Rallye-Comeback, das zugleich auch sein Motorsport-Comeback war. Zunächst herrschte große Unsicherheit, aber danach stellten sich rasch Erfolgserlebnisse ein. Vor einem Jahr kam die Pirelli-Lavanttal-Rallye, eine völlig neue Erfahrung, mit nichts vergleichbar, was davor war. Wieder große Unsicherheit, zudem stark gestiegene Konkurrenz in der Dieselklasse, dem bisher ausschließlichen Betätigungsfeld von Willi Rabl seit seiner Motorsport-Rückkehr (er fuhr auch die Rundstreckenrennen in Bahrain und Dubai mit Dieselautos). Es sollte über die gesamte Saison betrachtet sehr schwierig bleiben, mit dem Serienmotor gegen die Kitcars in der Klasse anzukämpfen, ganz zu schweigen von der Konkurrenz des Erdgas-Mitsubishi von Beppo Harrach. Es gab aber auch einen echten Höhepunkt: Die Herbst-Rallye, bei der sich Willi Rabl am Ende an der neunten Stelle wiederfand. Und am ersten Platz in der Dieselwertung.

Bemerkenswert ist außerdem, daß Willi Rabl seit der Dunlop-Rallye 2005 bisher nie mit einem anderen Auto als dem serienmäßigen Ver-Dieselgolf angetreten war. Genau hier gibt es die auffälligste Änderung: Das VW-Rallyeteam Austria hält ab sofort ein IVer-Kitcar für ihn bereit, wie es schon Andreas Waldherr, Hannes Danzinger oder auch Michael Kogler gefahren sind (neben einigen anderen). Dieses ist zwar älter, aber in der Motorleistung und hinsichtlich des Fahrwerks um einiges „rennwagenhafter“ als das bisher benützte Auto. Es sieht auch aus wie ein richtiges Kampfgerät, und wer sich noch erinnert, welch einen großartigen Auftritt eines von diesen Golf-Diesel-Kitcars bei der Herbst-Rallye 2006 hatte (beinahe eine Gesamtführung durch Michael Kogler), der hat an dem großartigen Leistungsvermögen dieses Wagens keinen Zweifel. Auch in der Staatsmeisterschaft haben immer wieder einige Fahrer gezeigt, daß man damit unter die ersten Zehn einer Rallye kommen kann, mit viel Glück und Einsatz auch unter die ersten Fünf.

Wenn man aber zum ersten Mal mit diesem Auto fährt, und erst recht bei der Pirelli-Lavanttal-Rallye, ist jedoch größte Vorsicht angebracht. Sowohl was den Umgang betrifft, als auch hinsichtlich der Prognosen. Die dort vorherrschenden Streckenverhältnisse gelten als extrem Zweirad-unfreundlich, und um zumindest bergab einen kleinen Teil von der durch fehlende Traktion verlorenen Zeit zurückzugewinnen, muß man sowohl das Auto als auch die Strecke perfekt kennen. Und in dieser glücklichen Lage, das muß man sagen, ist Willi Rabl im Moment noch nicht.

Er hat jedoch die Möglichkeit, dies als Probelauf anzusehen und zu verwenden, gegebenenfalls mit dem Zusatz, sich am Fortschritt bei den Zeiten zu erfreuen. Der Beginn wird besonders mühsam sein und einiges an Zurückhaltung erfordern, sonst passiert allzu schnell ein Dreher oder im ungünstigeren Fall ein Ausritt, der das Ende der Rallye bedeuten kann.

An dieser Stelle darf allerdings auch darauf hingewiesen werden, daß Willi Rabl II bisher so gut wie jede Rallye beendet hat – die vorige Saison lief überhaupt ohne Ausfälle ab. Das geht natürlich nur dann, wenn man nicht nur ein zuverlässiges Auto hat, sondern auch als Fahrer auf der sicheren, wenn auch schnellen Seite unterwegs ist. Mit dieser bisher vorgeführten Fahrzeugbeherrschung sollte es möglich sein, die Rallye sicher zu beenden und sich eingehend mit dem Auto anzufreunden.

Das ist bei Beifahrerin Uschi Breinessl nicht mehr nötig – die Fotografin hat bereits eine Rallye hinter sich, und zufällig war es gerade die bisher erfolgreichste Veranstaltung von Willi Rabl. Die positive Erfahrung über die gemeinsam erbrachte gute Leistung war eine Einladung zur weiteren Zusammenarbeit, daher wird man Willi Rabl und Uschi Breinessl heuer öfter als Team bei den Rallyes sehen.

Besonders wichtig sind wie immer die Sponsoren, daher sei an dieser Stelle den Unternehmen L & P Personalbereitstellung Krems, Pani & Kovar – Waldviertler Wohnwelten, Euro Unitech Graz, Shell, Risk Control Planungsgesellschaft, Pueblo St. Pölten, KSV – Olympia Grafenwörth und Delacher Logistics im Namen des Teams herzlich für ihre Unterstützung gedankt.

Eine gewisse Anlaufphase wird unvermeidbar sein, aber nach einigen Rallyes könnten sich schon Podestplätze einstellen.


Vorbericht Rallyeteam Sepp Gruber/Gerhard Heger (Ford Escort RS 2000)

Die große Histo-Welle

Die Klasse der historischen Rallyewagen in Österreich steht vor einem neuen Höhepunkt: So viele alte Rallyewagen wie noch nie rollen über die Startrampe von Wolfsberg, auf den anspruchsvollen Rallye-Prüfungen in den umliegenden Bergen und auch im Tal (der Rundkurs Eitweg – St. Ulrich ist besonders gefragt) könnte es zu einem echten Rallye-Volksfest kommen. Denn seit Beginn ihres Erscheinens kommen die Rallyewagen aus der Zeit der Sechziger Jahre bis hin zur Mitte der Achtziger Jahre hervorragend bei den Besuchern an. Und längst ist bekannt, daß die teilweise über dreißig Jahre alten Rallye-Fahrzeuge nicht gemütlich über die Prüfungen getragen werden, da wird ordentlich Gas gegeben. Dementsprechend oft sieht man einen alten Escort, Kadett oder Porsche quer um die Ecken kommen.

Sepp Gruber ist einer der Historischen-Vertreter der ersten Stunde, und auch schon lange davor kannte er den richtigen Umgang mit schnellen Fahrzeugen abseits der Straße. Dementsprechend gehört er zu den Vertretern seiner Klasse, die es zu beachten gilt, und das sind dort erfreulicherweise so gut wie alle: Die sportliche Qualität bei den Historischen ist dank sehr vieler sehr beherzter Teilnehmer enorm hoch. In dieser Wertungskategorie, die alleine schon durch die Optik zahlreicher Fahrzeuge besticht, finden sich viele Fahrer mit beeindruckendem Können, man denke nur an Michael Brandner oder Christian Rosner. Insgesamt haben zur Pirelli-Lavanttal-Rallye nicht weniger als 22 Teilnehmer mit solchen Wagen genannt.

Sepp Gruber, der zu Porsche-Zeiten auch schon zweite Plätze geschafft hat, kann mit seinen knapp 150 PS seines Ford Escort RS 2000 zwar nicht unbedingt auf Leistungsüberschuß bauen, dafür aber ist das Auto noch überall angekommen. Auch in Abu Dhabi, wo aber anschließend ein Sanierungsprogramm angesagt war wie sonst wohl nur nach einer ganzen Saison. Ganz umsonst war die Aktion nicht, nach immerhin einem fünften Platz in der Gesamtwertung.

Bei der Pirelli-Lavanttal-Rallye werden die Prioritäten zwar mehr in Richtung Schnelligkeit gehen, aufgrund ihrer besonderen Anforderungen sind es aber auch hier nicht in erster Linie die PS, die ausschlaggebend sind, sondern vor allem die fahrerische Erfahrung und sorgfältige Vorbereitung. Bereiche, in denen Sepp Gruber durchaus überzeugen kann. Auf den Kärntner Rallyestrecken, deren Fahrbahnzustände von trockenem Asphalt bis hin zu schlammigem Schotter und unter Umständen auch zu Schneefahrbahnen reichen, ist das sicher kein unwesentlicher Vorteil. Wenn er gut in Form ist, zählt Sepp Gruber auch mit dem Escort zu den Schnellsten bei den Historischen.

Die Chancen darauf, daß ein weiterer Rallye-Preis an den MSC Kitzbühel geht, stehen ganz gut, aber man muß auch die unzähligen Gegner berücksichtigen. Man kann sicher von einer Rekord-Beteiligung unter den Historischen in Österreich sprechen, und wie schon genannt, bewegen sich die Teilnehmer hier auf einem sehr hohen Niveau. Daher gilt: Abwarten – und alle vorhandenen Fähigkeiten auf den Rallye-Prüfungen einsetzen.

Wie bei der Rallye Abu Dhabi Classic, geht Sepp Gruber auch in Wolfsberg mit Gerhard Heger als Beifahrer an den Start. Eine besondere Motivation liegt hier im historischen Mitropacup, zu dem die Pirelli-Lavanttal-Rallye zusätzlich zur Castrol Historic-Staatsmeisterschaft zählt.

Insgesamt gilt: Die Pirelli-Lavanttal-Rallye lockt einmal mehr mit einer außergewöhnlich spektakulären Strecke. Und einem Histo-Aufgebot, das so großartig wie noch nie ist. Absolut hitverdächtig!


Vorbericht Rallyeteam Konrad Friesenegger/Jürgen Hilmbauer (Opel Kadett C GT/E)

Wie vor dreißig Jahren

Es war um die Mitte der Siebziger Jahre, da war ein Fahrer besonders erfolgreich, der auch 25 Jahre später noch das Maß der Dinge in der österreichischen Rallye-Staatsmeisterschaft sein sollte: Der große Aufstieg von Franz Wittmann ist untrennbar mit den Namen Josef Annessi und Opel Kadett GT/E verbunden. Die Opel-Annessi-Ära war eine der erfolgreichsten Stationen in der Laufbahn des Rekord-Staatsmeisters, denn in dem von Josef Annessi sehr professionell geführten Privatteam schaffte er nicht nur drei seiner zwölf Staatsmeistertitel, sondern auch zwei siebente Gesamt-Ränge in der Weltmeisterschaft (Portugal-Rallye und 1000-Seen-Rallye 1977). Nicht zu vergessen: Der zweite Platz in der Europameisterschaft von 1978.

An diesem Beispiel wird deutlich, welch eine große Bedeutung der Opel Kadett GT/E in der Rallyesport-Geschichte hat. In der Klasse der historischen Rallyewagen, wo nun immer mehr von den Wettbewerbs-Fahrzeugen aus dieser Zeit reaktiviert werden, ist das Kadett-Coupé noch eher selten anzutreffen. Einer aber hält diesem Wagen schon seit Jahren die Treue, und das wird von den Fans gerne gesehen: Konrad Friesenegger aus dem Bezirk Waidhofen an der Ybbs.

In den letzten Jahren ist es gegen die seit eh und je dominierenden Ford Escorts und Porsches immer schwieriger geworden, trotzdem konnte sich Konrad Friesenegger mit einigen hervorragend guten Ergebnissen beweisen. So wie auch bei der Pirelli-Rallye vor einem Jahr, wo er knapp gegen den Drittplazierten Johannes Huber verlor und sich mit Platz Vier begnügen mußte. Besonders eindrucksvoll waren seine fahrerischen Leistungen bei der Ostarrichi-Rallye und der Castrol Pölstal Judenburg-Rallye, wo er leider beide Male einen sicheren Podestplatz durch einen Ausfall verlor.

Inzwischen wurde der Rallye-Kadett aber wieder rundherum aufgemöbelt, und auch die technische Erfahrung des Teams steigert sich von Jahr zu Jahr. Ebenso die fahrerische Routine von Koni Friesenegger selbst, der mit Jürgen Hilmbauer seinem bewährten Co aus dem Vorjahr vertraut. Leichter wird es keineswegs, denn der Zulauf bei den Historischen hat sich erneut erhöht, und ein paar der Neuzugänge sind durchaus bekannte Größen. Zu den schon in den letzten Jahren häufig gesichteten Teilnehmern Josef Pointinger (Ford Escort), Christian Rosner, Johannes Huber (beide Porsche 911), Sepp Gruber (Ford Escort) und Alois Nothdurfter (Ford-Lotus Cortina) kommen nun auch Markus Unegg (früher ein schneller Renault-Mann) und Wolfram Thull aus Deutschland (Porsche 911; früher Opel Corsa). Besonders gefährlich könnte der ehemalige Gruppe N-Champion Michael Brandner werden, der nun über die Historischen einen Wiedereinstieg wagt, er setzt wie einige andere auf einen Ford Escort RS 2000. Gaststarter Niki Glisic wäre an sich auch zu den ernsthaften Gegnern zu zählen, aufgrund seiner fehlenden Streckenkenntnisse wird er aber wahrscheinlich auf einen Großangriff verzichten. Zudem ist der BMW M3 auf den anspruchsvollen Lavanttaler Bergstrecken, wo die Fahrbahnverhältnisse sich sehr oft ändern, besonders schwierig zu fahren.

Wie man bereits erkennen kann, steht der bisher schon sehr attraktiven Klasse der Historischen erneut eine Steigerung in Sachen Beteiligung und Spannungsmoment bevor. Dadurch erhöhen sich zwar für Koni Friesenegger und Jürgen Hilmbauer die Anforderungen, um vorn dabei zu bleiben, es ist aber auch klar, daß jetzt noch mehr Menschen auf die Historischen blicken werden als bisher. Da ist der Opel Kadett in seiner immer noch seltenen Erscheinung gewiß ein willkommener Beitrag zur Abwechslung. Und ein paar von den wirklich langgedienten Rallye-Besuchern werden sich vielleicht daran erinnern, daß auch Franz Wittmann Senior einmal ein solches Auto gefahren ist – und damit einen entscheidenden Grundstein für seine außergewöhnliche Laufbahn gelegt hat.

Man kann mit Spannung erwarten, wie die Pirelli-Lavanttal-Rallye für das Opel-Team Friesenegger ausgehen wird.


Vorbericht Rallyeteam Gerhard Openauer/Jiri Michal (Ford Escort RS 2000)

Triestingtal meets Lavanttal

Die vor wenigen Jahren gegründete Rallye-Gemeinschaft Triestingtal mit Peter Müller an der Spitze ist nicht nur als Veranstaltungsorganisation aktiv, sie hat auch an der Fahrerfront einige sehr würdige Vertreter. Unter ihnen finden sich Größen wie Oskar Hebenstreit, Thomas Steinmayer oder auch Franz Wittmann Junior. Und eben auch Gerhard Openauer. Der begeisterte Hecktrieb-Fahrer war schon in den Achtziger Jahren unter anderem mit einem Ford Escort und einem Opel Manta vertreten, das Wiederaufleben der Fahrzeuge von damals im Rahmen der neugeschaffenen Historischen-Wertung hat auch ihn wieder verstärkt auf den Plan gerufen. Besonders umfangreich war sein Engagement im Jahr 2005, als die Historischen dank der Einführung der Castrol-Trophy erstmals regelmäßig im großen Stil auftraten. Was auch für ihn nicht ganz ohne Erfolg war – unter anderem gelang Gerhard Openauer bei der Dunlop-Rallye ein vierter Platz unter den Historischen, noch vor Konrad Friesenegger, der sicher hier zu den Schnellsten gehört.

Ein besonderer Höhepunkt in der Rallye-Laufbahn von Gerhard Openauer war die Triestingtal-Rallye von 2006, zugleich die Heim-Veranstaltung, die ihn zur Höchstform auflaufen und ihn wie einst Akropolis-Sieger Ari Vatanen über die staubigen Pfade driften ließ. Daß dabei leicht etwas kaputt werden kann, ist verständlich, auf den letzten Prüfungen sah der weiße Escort mit der markanten schwarzen Motorhaube bereits aus, als wäre er an einer Kreuzung mit einem Lkw zusammengestoßen. Aber immerhin, er war noch so gut in Schuß, daß Gerhard Openauer und Jiri Michal die schwierige Rallye problemlos beenden konnten. Und mit einem ganz hervorragenden Ergebnis: Platz Zehn gesamt und Sieg bei den Historischen, wenn auch begünstigt durch einige Ausfälle (Hulak, Hebenstreit,…), das war schon ein mächtiger Sprung nach vorne.

In der Folge war aber eine aufwendige und auch nicht ganz billige Reparatur angesagt, und Gerhard Openauer verordnete sich vorübergehend eine Auszeit. Jetzt aber ist er wieder zurück, wobei die Castrol Historic Rallye-Staatsmeisterschaft im Mittelpunkt seines Interesses steht. Der Escort wurde mit Hilfe des Know-hows der Firma Fahrzeugbau Hannes Kriessl wieder in einen adretten Zustand versetzt und ist natürlich auch voll funktionstüchtig. Mit 160 PS spielt Gerhard Openauer in der gleichen Liga wie Sepp Pointinger oder Alois Nothdurfter, und fahrerisch ist er auch nicht mehr so weit von ihnen entfernt. Es könnte also eine sehr freudige Saison werden.

Die Klasse der Historischen zählt inzwischen schon sehr viele Stars, wenn man das allgemeine Niveau der Teilnehmer betrachtet, es wird vor allem zu Beginn für Gerhard Openauer nicht ganz einfach sein, sich einen festen Platz im vorderen Bereich zu sichern. Sein Vorteil ist jedoch, daß er ein Auto nützt, dessen Fahrverhalten er bereits gut kennt, und daß er mit Jiri Michal einen bewährten, kompetenten Beifahrer hat.

Die Castrol Historic-Staatsmeisterschaft ist übrigens nicht das Einzige, was Gerhard Openauer für diese Saison an Aktivitäten geplant hat. Bei der Triestingtal-Rallye, wo er natürlich nicht fehlen will, probiert er etwas ganz Neues und startet mit einem Volvo 740. Damit wird der Escort geschont, um in der Castrol Historic-Meisterschaft unvermindert einsatzfähig zu sein. Bei so vielen hochkarätigen Konkurrenten darf man sich eben nicht lumpen lassen. Dank der Unterstützung der Fahrzeugbau Kriessl GmbH. & Co KG und Thomas Steinmayer – inzwischen auch ein eigenständiger Unternehmer – ist jedoch ein guter Qualitätsstandard gesichert.

Schon bei der Pirelli-Lavanttal-Rallye stehen die Zeichen auf einige interessante Auseinandersetzungen. Ein echtes Drift-Festival eben.


Vorbericht Rallyeteam Alois Nothdurfter/Christoph Friesenegger (Ford Lotus Cortina)

Favorit oder Favoritenschreck?

Beim Anblick des Ford-Lotus Cortina werden wohl nur die wenigsten daran denken, daß das einmal eines der erfolgreichsten Rallyeautos der Geschichte war. Umso erstaunlicher wird es manchen erscheinen, daß das eigenartige alte Auto – momentan überhaupt das älteste im Feld – immer öfter an der Spitze bei den Historischen zu finden ist. Und damit gleichzeitig auch manchem viel jüngerem Baujahr Respekt abringt.

Im Verlauf der abgelaufenen Rallye-Saison wurde sichtbar, wofür der 1965 gebaute Cortina heute noch gut sein kann, wenn es um Zeitenjagd geht: Erst die großartige Vorstellung bei der BP Ultimate-Rallye, wo es einige Top-Drei-Zeiten bei den Historischen zu notieren gab, danach die noch großartigere ARBÖ-Steiermark-Rallye, die mit einer Führung begann, ehe es am Ende ein zweiter Platz hinter Hans-Georg Lindner wurde, und schließlich die OMV-Waldviertel-Rallye: Sieg vor Josef und Gertrude Pointinger. Und wer richtig kombiniert, der wird sich erinnern können, daß dies die Sieger der Pirelli-Lavanttal-Rallye 2006 waren. Man müßte also, wenn man in der Lage ist, diese auf der Strecke zu schlagen, auch die Möglichkeit haben, die Pirelli-Lavanttal-Rallye als Gewinner der Historischen zu beenden.

So einfach ist es aber nicht, denn neben dem regierenden Staatsmeister der Castrol Historic Meisterschaft werden noch einige andere Vertreter des schnellen Drifts am Start sein. Und zwar um einige mehr als im Vorjahr. Christian Rosner war im letzten Jahr schon dabei, mit einem Auto, das hält, kann er zu den wichtigsten Siegkandidaten gezählt werden. Bisher meist ein wenig schwächer, aber sicher auch als ernsthafter Gegner einzuschätzen, ist Johannes Huber, der wie Rosner auf Porsche-Power setzt. In die Fußstapfen des derzeit abwesenden Hans-Georg Lindner könnte Michael Brandner treten, der in den späten Neunziger Jahren das absolute Maß der Dinge in der österreichischen Gruppe N war und nun mit einem Ford Escort RS 2000 wieder Rallyeluft schnuppert – er zählt zweifellos zu den besonders erfreulichen Neuerscheinungen bei den Historischen im Jahr 2007. Aufgrund seiner früheren Leistungen könnte auch Markus Unegg in den Favoritenkreis einzureihen sein, der ebenfalls das Rennen mit einem Ford Escort aufnimmt. Gespannt sein darf man weiters auf Wolfram Thull, ein neuer Kämpfer an der Porsche-Front, in diesem Fall aus Deutschland. Für die Pirelli-Lavanttal-Rallye hat auch Niki Glisic sein Kommen angesagt, der sich hinsichtlich Erwartungen an das Ergebnis in Zurückhaltung übt. Das könnte aber schnell vergessen sein, sobald es auf einer Prüfung gut läuft und so etwas wie Kampfgeist erwacht. Insgesamt müßte die Strecke aber eher dem Ford-Lotus Cortina liegen als dem BMW M3, und außerdem ist der Oberösterreicher zum ersten Mal hier am Start.

Der Tiroler, der wieder gemeinsam mit dem Mostviertler Christoph Friesenegger antritt, kennt das markante Geläuf jedoch noch aus dem letzten Jahr, und es hat sich seither nicht geändert. Lediglich etwas Schnee könnte heuer an Stellen liegen, wo voriges Jahr noch keiner war. Solche Überraschungen hält die Pirelli-Rallye von Zeit zu Zeit bereit.

Überraschend ist für viele auch das große Starterfeld bei den Historischen (offensichtlich tatsächlich ein wachsendes Segment im österreichischen Rallyesport, im Gegensatz etwa zu Super 1600 oder Dergleichen), denn neben den schon Genannten enthält es noch einige andere Mitbewerber, mit deren Angriff jederzeit zu rechnen ist (Christoph Frieseneggers Bruder Konrad ist einer von ihnen).

Der Kampfgeist von Alois Nothdurfter und Christoph Friesenegger ist also gefragter denn je, es bleibt abzuwarten, wie gut sie an die glänzende Serie des auslaufenden letzten Jahres anschließen werden können. Andererseits: Wenn sie sich bei der schnellen, größtenteils trockenen ARBÖ-Steiermark-Rallye so gut in Szene setzen konnten, vielleicht gelingt ihnen auf dem schwierigen, oftmals wenig griffigen Lavanttal-Untergrund ein ähnliches Kunststück. Wie aus leidvoller Erfahrung bekannt, könnte sich da aber auch die Technik in den Weg stellen. So geschehen auch bei der Pirelli-Lavanttal-Rallye 2006.

Jedoch: Bei den letzten Rallyes gab es kaum Schwierigkeiten. Dem Historischsten unter den Historischen könnte eine großartige Rallye bevorstehen.


Bericht: Andreas Lugauer

Fotos stehen ab heute, gegen 22.00 bereit

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