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  • Midnattssolsrallyt: Schwedisch für Fortgeschrittene

Nicht zu Unrecht gilt Schweden als eines der Mutterländer des Rallyesports schlechthin. Hier wurde viel Pionierarbeit auf diesem Gebiet geleistet, als eine der führenden Größen galt schon in den Fünfziger und frühen Sechziger Jahren Erik Carlsson mit seinem Saab 96, der es zu vielen internationalen Erfolgen brachte. Man hält in diesem Land viel auf Tradition, und ganz in diesem Sinne ist auch die Midnattssolsrallyt ausgerichtet, eine Rallye-Veranstaltung für echte Fahrzeug-Klassiker, selbstverständlich mit richtigen Wertungsprüfungen, auf denen es wie bei den modernen Rallyes auf Zeit und um Sekunden geht.

Für Andreas Fojtik aus Wien, selbst stolzer Besitzer eines Saab 96 Baujahr 1967 im Rallye-Trimm, waren das die perfekten Ingredienzien, die ihm Lust machten, einmal bei diesem Event als Aktiver dabei zu sein. Nicht nur, daß er das perfekte Auto dafür hatte, nein: Er wollte auch einmal seinen fahrerischen Grenzbereich austesten und seine Wettbewerbsfähigkeit gegen die schwedischen Löwen überprüfen. Erfreulicherweise lief es sogar besser als erwartet.

Andreas Fojtik/Thomas Polehnia (Saab 96 V4)/Midnattssolsrallyt (Västerås/Schweden) - Foto: Irene Fojtik

Dies lag sicher auch an der hervorragenden technischen Vorbereitungsarbeit: Mit Hilfe eines befreundeten Spezialisten der Firma Matzz Performance, die auch Motorteile an die NASCAR-Rennserie liefert, wurden in Eigenregie passende Kolben für den Ford V4-Motor des Saab angefertigt. Werner Jahrbacher wiederum sorgte sich um das Fahrwerk, auf daß es den schwedischen Verhältnissen (Schotter in allen Variationen) perfekt angepaßt sein würde. Die geeigneten Reifen kamen schließlich von Roland Dorfner. Nach einer Anreise von etwa 1800 Kilometern ging es los.

Die Anforderungen waren nicht nur aufgrund des vielen Schotters, wie man ihn bei österreichischen Rallyes nur selten erlebt, von einem hohen Level. Neben dem gewohnten Eigenleben des Saab 96 (ohne Linksbremsen bringt man ihn nicht um die Ecke – dann aber umso mehr) galt es noch, eine Besonderheit des schwedischen Youngtimer-Bewerbes zu bewältigen: Einen Aufschrieb durfte man nicht verwenden, lediglich ein Roadbook mit einigen grundlegenden Orientierungspunkten stand zur Verfügung. Da war wohl oder übel Fahren auf Sicht angesagt. Andreas Fojtik fand dennoch auf den kurvenreichen Schotterstrecken mit den vielen Kuppen, die auffallend an die Finnland-Rallye erinnerten, einen sehr guten Rhythmus und konnte sich von Beginn an im guten Mittelfeld platzieren. Tücken gab es allemal, denn die schmalen, hauptsächlich durch Wälder führenden Pfade wechselten häufig zwischen Geröll und Untergründen mit festem Halt. Darum lernten Andreas Fojtik und Thomas Polehnia auch noch eine andere Facette des skandinavischen Wesens kennen und – flogen ab. Es war jedoch ein typischer Fall von Glück im Unglück, denn nachdem der Saab etwa 20 Meter von der Fahrbahn entfernt im Wald zu liegen gekommen war, auf der Bodenplatte aufsitzend, waren sofort reichlich Zuseher zur Stelle, die den Saab wieder zurück auf die Strecke „trugen“. Bis auf ein paar Kratzer an der Fahrzeug-Unterseite hatte der Saab auch keinen Schaden davongetragen.

Und so konnten auch die weiteren Abschnitte der ereignisreichen Midnattssolsrallyt sicher und mit viel Genuß absolviert werden, denn schließlich gehörte es auch zu den positiven Erfahrungen dieses Events, daß Andreas Fojtik und Thomas Polehnia dabei jede Menge Spaß hatten. Letztendlich schafften sie es problemlos bis ins Ziel, und das als 37. in der Gesamtwertung (und als Dritte von insgesamt sieben Saab-Teams, die durchkamen). Eine Bravourleistung, wenn man bedenkt, daß es der erste Start der Wiener bei dieser schwedischen Veranstaltung war. Zur Krönung des Ganzen gesellte sich auch Ex-Weltmeister Stig Lennart Blomqvist zu den Gratulanten, welche die beherzte Fahrt von Andreas Fojtik aus tiefster Seele bewunderten. Lediglich die Jagd nach dem ehemaligen deutschen Meister Reinhard Hainbach blieb erfolglos – ohne den Ausritt wäre er durchaus zu schlagen gewesen.

Alles in Allem war es eine sehr starke fahrerische Vorstellung eines Teilnehmers mit einem außergewöhnlichen Fahrzeug, wobei auch die Mechaniker Franz Svoboda, Manfred Thaler, Christian Polehnia und Florian Fojtik wertvolle Dienste leisteten. Nicht zu vergessen Irene Fojtik, die Gattin des Piloten, die den Einsatz organisiert hatte. Man darf zu Recht guter Dinge sein, was den geplanten Start bei der Waldviertel-Rallye 2014 betrifft.

Foto: Irene Fojtik

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