Die Formel 1 als gemeinsame Plattform: Der neue Jordan-Besitzer Shnaider will Frank Stronachs Magna International in die Königsklasse bringen.
GERHARD KUNTSCHIK, MELBOURNE, SALZBURG (SN)
Sie kamen beide als Immigranten nach Toronto - der eine in den Fünfzigern
aus der Steiermark, der andere in den Siebzigern aus Russland via Israel -
und machten dort Karriere. Als erfolgreiche Konzernbosse könnten sie
sich demnächst als Partner in der Formel 1 treffen: Denn der neue Eigentümer
des Jordan-Teams, der aus St. Petersburg stammende Kanadier Alex Shnaider
(37), will mit Frank Stronachs Magna International kooperieren, wie er am
Rande des australischen Grand Prix bestätigte.
Als am 25. Februar das von Shnaiders Midland-Gruppe (50.000 Angestellte in 34 Ländern in den Branchen Stahl, Elektrik, Landwirtschaft und Schifffahrt, Umsatz 2004 vier Milliarden US-Dollar) übernommene Formel-1-Team Jordan (gegründet 1991) auf dem Roten Platz in Moskau der russischen Öffentlichkeit präsentiert wurde, war ein Österreicher Ehrengast: Siegfried Wolf, der Europa-Chef von Magna International. "Ich kenne Herrn Wolf sehr gut und schätze ihn ungemein", meinte Shnaider lächelnd, "ich hoffe, dass wir bald ins Geschäft kommen. Das wäre für beide Unternehmen sehr nützlich." Noch konkreter wurde der von Shnaider zum Marketingdirektor seines Rennstalls bestellte ehemalige Rallye-Weltmeister Christian Geistdörfer: "Da bahnt sich sicher etwas an, das kann man so schon zugeben", erklärte der Münchner.
Shnaider machte in Kanada eine Bilderbuchkarriere: Während des Studiums an der York-Universität in Toronto erste Geschäfte in den GUS-Staaten im Stahlhandel, nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion Gründung der Midland-Gruppe und Kauf von Stahlwerken in der Ukraine, dazu Investitionen in der Schifffahrt und in Elektrizitätswerken. "Die Formel 1 ist ein globaler Sport, wir sind ein globales Unternehmen", erklärte Shnaider, "und ich bin seit meiner Jugend ein Formel-1-Fan." Gar keine Eishockey-Leidenschaft als geborener Russe, der in der Heimat der Toronto Maple Leafs aufwuchs, Herr Shnaider? "Ich interessiere mich für Eishockey, aber meine Liebe ist die Formel 1." Mit deren Chef, Bernie Ecclestone, traf er erstmals 2004 in Budapest zusammen. Ecclestone weiß, wie wichtig für die Formel 1 ein Standbein in Russland wäre.
Shnaider ist flott in die Formel 1 gekommen, will dort flott erfolgreich sein. Im bisherigen Berufsleben war er dies schon. Und bleibt es auch: Im Privatjet absolvierte er die Welttour von Moskau über Singapur nach Melbourne und weiter über Hawaii nach Toronto. Und in seinen Garagen parken unter anderen "zwei Ferrari, ein Maybach und ein Mercedes SLR", wie er zugab. Bei Freund Wolfs Magna werden noch einige Modelle gebaut, die Shnaider auch gefallen könnten.