Der Champion schlägt zurück: Mit seinem dritten Saisonsieg hat sich Citroën-Pilot und Michelin-Partner Sébastien Loeb beim fünften WM-Lauf des Jahres wieder an die Spitze der Fahrerwertung gesetzt.
Die Operation Titelverteidigung nimmt nachhaltig Konturen an: Mit einem nie gefährdeten Sieg meldete Citroën-Werksfahrer Sébastien Loeb bei der Rallye Italien erneut seinen Anspruch auf die Fahrer-Weltmeisterschaft an. Der Franzose setzte am Steuer seines Michelin-bereiften Xsara WRC auf acht der insgesamt 17 Wertungsprüfungen die Bestzeit und kontrollierte einen Vorsprung von knapp einer Minute ohne Probleme bis ins Ziel. Auf den anspruchsvollen Schotterpisten Sardiniens spielte der amtierende Champion dabei die speziellen Vorteile seiner neu entwickelten Michelin-Z BTO-Pneus souverän aus: Bei Bodentemperaturen von bis zu 35 Grad Celsius knöpfte er seinen Kontrahenten insbesondere auf der jeweils letzten WP vor einem Reifenwechsel die entscheidenden Sekunden ab - also genau dann, wenn die Rallye-Pneus ihre Langlebigkeit unter Beweis stellen müssen.
Dabei war es Peugeot-Pilot Marcus Grönholm, der sich auf der ersten Prüfung der diesjährigen Rallye Italien zunächst an die Spitze setzte, aber auch von einem vorsichtig ans Werk gehenden Sébastien Loeb profitierte. Schon auf der zweiten WP, als er die hinteren Stoßdämpfer seines Xsara WRC etwas härter eingestellt hatte, schlug der Michelin-Pilot jedoch mit einer Bestzeit zurück und setzte den Finnen unter Druck - mit Erfolg: Auf der 18,57 Kilometer langen WP „Mamone“ verbremste sich Grönholm und legte seinen Peugeot 307 CC WRC aufs Dach. Zeitverlust: rund zwei Minuten.
Damit war der Weg frei für Loeb. „Super-Séb“ - der
unter ähnlichen Voraussetzungen bereits die WM-Rallye Neuseeland für
sich entscheiden konnte - wählte für die letzte Gruppe von Wertungsprüfungen
jeder Etappe die neuen Z BTO-Pneus von Michelin aus. Mit zwei Bestzeiten vergrößerte
er am Freitag seinen Vorsprung auf seinen ärgsten Verfolger Petter Solberg
bis ins Etappenziel auf 31,7 Sekunden. Zwischenzeitlich hatte sich auch Loebs
Teamkollege François Duval am Subaru-Piloten aus Norwegen vorbei gequetscht
- auf WP 5 jedoch unterlief dem 24-jährigen Belgier ein Fahrfehler, der
zu einem Überschlag führte.
Der Michelin-Partner und Citroën-Pilot führte die Vorentscheidung
herbei
Auch am Samstag Morgen ließ Loeb an seiner Dominanz keinen Zweifel aufkommen
und vergrößerte seinen Vorsprung auf Solberg gleich auf der 30,73
Kilometer langen Auftakt-Prüfung „Loelle 1“ um weitere sieben
Sekunden. Nach dem Mittagsservice in Olbia machte der Elsässer - der
in diesem Jahr auch bei den weltberühmten „24 Stunden von Le Mans“
mit einem Michelin-bereiften Pescarolo-Judd an den Start gehen wird - dann
alles klar: Fast 20 Sekunden knöpfte er seinem Verfolger auf der WP 11
ab.
„Die Prüfungen am Samstag waren lang und recht hart“, so der Citroën-Pilot. „Auf den brutalen Passagen habe ich mich etwas zurückgehalten und meinen Xsara WRC geschont, um auf den schnelleren Stücken anzugreifen. Ich wollte mir unbedingt für den Sonntag ein Sicherheitspolster aufbauen, da wir dort sechs Prüfungen am Stück ohne Reparaturmöglichkeiten absolvieren müssen und ich nicht mehr unter Druck geraten wollte.“ Ein Plan, der aufging, wie auch Solberg zugab: „Am Sonntag habe ich schon nicht mehr an den Sieg geglaubt“, gestand der Weltmeister von 2003, der sich hinter Loeb mit acht WM-Punkten zufrieden geben musste.
„Im vergangenen Jahr betrug unser Rückstand auf Petter hier in Sardinien noch eine Minute“, erläuterte der Franzose das Geheimnis seines Erfolges. „Danach haben wir hart gearbeitet. Mein Auto und die Reifen von Michelin erwiesen sich als perfekt, und auch mir unterlief kein Fehler - das war's.“
Michelin-Partner Ford holt mit dem Focus WRC zum 49. Mal in Folge
WM-Punkte
Ebenfalls in die Punkte fuhr Ford- und Michelin-Pilot Toni Gardemeister und
sein Teamkollege Roman Kresta im zweiten Focus WRC. Sie erreichten das Ziel
auf den Rängen fünf und sechs und eröffnen ihrem Arbeitgeber
damit die Chance auf einen einzigartigen Rekord: Bei der Rallye Zypern - dem
nächsten Saisonlauf - kann der Focus WRC zum 50. Mal in Folge Zähler
für die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft erringen. Speziell Gardemeister
musste dabei jedoch einige Problemen bewältigen: Bereits auf der ersten
Prüfung hatte sich der Finne mit einem Stein angelegt und dabei die Lenkung
seines Turbo-Allradlers beschädigt, was ihm einen Zeitverlust von 36
Sekunden bescherrte. Auf der letzten WP der zweiten Etappe musste der Ford-Mann
gar einen Ausfall hinnehmen, als der Öldruck seines Focus WRC in den
Keller stürzte. Dank neuem „SupeRally“-Reglement konnte der
30-jährige den fünftem WM-Lauf jedoch am Sonntag fortsetzen, um
für sein Team noch wichtige Punkte einzufahren.
Auch Skoda-Werksfahrer Janne Tuohino profitierte von dieser neuen Regelung, denn der Fabia WRC-Pilot war ebenso wie sein Landsmann Gardemeister auf der WP 11 ausgeschieden - allerdings nach einem Ausflug in die sardische Botanik. Tuohino wurde im Ziel noch als 13. gewertet und rettete mit diesem Ergebnis einen Marken-WM-Zähler für sein Team. Armin Schwarz im zweiten Michelin-bereiften Fabia schied nach der zehnten Prüfung mit einem Kupplungsdefekt aus, konnte bis dahin jedoch das Potenzial seines tschechischen World Rally Cars immer wieder mit konkurrenzfähigen WP-Zeiten unter Beweis stellen.
Pannenresistentes ATS-System von Michelin funktionierte tadellos
Der neu entwickelte Michelin Z BTO-Schotterreifen feierte mit diesem Erfolg den zweiten Sieg bei seinem erst zweiten Einsatz. Dabei setzten die Werkspiloten von Citroën, Ford und Skoda zwei verschiedene Versionen dieses neuen Pneus ein: Die mittlere „Z9“-Mischung kam am Freitag Morgen sowie am Sonntag zum Einsatz, der etwas härter abgestimmte „Z9+“ wurde am Samstag auf die Turbo-Allradler montiert. Die besonders weiche „Z8“-Version indes verblieb in den Renntransportern von Michelin - sie wäre im Falle von Regen die richtige Wahl gewesen. Zugleich freuten sich die Experten des französischen Reifenspezialisten über das tadellose Funktionieren ihres ATS-System: Dieser spezielle Schaumstoff, der im Falle einer Beschädigung des Pneus die Funktion der Luftfüllung übernimmt, parierte diverse Defekte perfekt. Sébastien Loeb zum Beispiel gelang das Kunststück, trotz eines Reifenschadens auf der siebten Prüfung die Bestzeit zu setzen…
Statistisches
Rallye Italien (Sardinien), 5. Lauf zur Rallye-WM 2004 (28.4. bis 1.5.2004); Gesamtlänge: 1.192,28 Kilometer, davon 17 Wertungsprüfungen über 350,03 Kilometer; Start: Olbia, Ziel: Porto Cervo; Streckenbeschaffenheit: Schotter; längste Prüfung: WP 8 und 11 „Tandalo 1 und 2“ (je 8,77 km); kürzeste Prüfung WP 9 „Lovia Avra“ 5,01 km); größte WP-Distanz zwischen zwei Servicepunkten: 74,51 km (WP 9 bis 11); Reifenwahl: Michelin Z. Michelin-Bilanz Rallye Italien: 17 Siege.