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DTM 1535240025Er ist in aller Munde - Alex Zanardi fuhr bei seinem ersten Auftritt in der DTM mit 51 Jahren auf Platz 5 - wer braucht schon Beine um schnell Auto zu fahren...


Er ist immer gut gelaunt, er denkt immer Positiv, seine Lebensfreude ist anstrengend. Und er war schon immer so. Er, das ist Alexandro Zanardi, nach seinem 5. Platz beim 2. DTM-Nachtrennen in Misano am vergangenen Sonntag, wieder einmal in aller Munde. Grund genug dem "Mann ohne Beine" einige Fragen zu stellen....

Für die DTM war es eine tolle Werbung zur besten Sendezeit. Die beiden ersten Nachtrennen der Geschichte, die im italienischen Misano über die Bühne gingen, waren spektakulär, aufregend und sensationell. Samstag siegte der Schotte Paul die Resta (Mercedes AMG Team HWA), der neue Führende in der Titeljagd. Sonntag gab es bei erneut höchst chaotischen Wetterbedingungen bei ständig wechselnden nassen Verhältnissen den Sieg eines Rookies.  Der erst 20 Jahre junge Schwede Joel Eriksson gewann im BMW M4 DTM. Er hatte als einziger den (Über)-Mut auf Slicks loszufahren und blieb nach dem durch eine Safety-Phase ausgelösten Chaos cool genug, um seine Chance zu nutzen und sicher als Erster nach Hause zu fahren. DTM 1535313447In Misano am Sonntag auf Platz 5: Alex Zanardi
Foto: ITR/Gruppe C/Hoch 2


Das Gesprächsthema in Italien ist aber Alessandro „Alex“ Zanardi. Der 51-Jährige kam als Gaststarter von BMW als Fünfter durchs Ziel. Schon im freien Training hatte er ebenfalls als Fünfter für Aufsehen gesorgt. Zur zeitlichen Einordnung: Als Eriksson geboren wurde, da fuhr Zanardi als regierender Meister gerade zu seinem zweiten Champ-Car-Titel. Und als der Italiener 2001 bei einem schrecklichen Unfall am Lausitzring beide Beine verlor und sieben Mal vom Notarzt wiederbelebt werden musste, da war Eriksson erst ein Kind, drei Jahre alt.

Doch auch für den Schweden ist Zanardi, wie für alle anderen DTM-Piloten und für viele Menschen in aller Welt, ein Held, ein Idol, ein Vorbild. Der Mann, der nach seinem Unfall zwischen 2005 und 2009 Tourenwagen-Rennen fuhr und drei Mal Paralympics-Sieger mit dem Handbike wurde, bereitet sich gerade auf den Ironman vor. Im Interview zeigt er sich von der DTM sehr angetan.

Alex, hätten Sie einen sensationellen fünften Platz für möglich gehalten?
Bei diesen Bedingungen – ja. Ich habe das Wetter genau beobachtet und ich sagte zu meinem Team, dass es hier nie trocken genug sein wird für Slicks. Dann aber hat es aufgetrocknet und als ich reinkam und man mir doch Slicks geben wollte, da habe ich sehr genau ins Licht der Laternen hier geschaut und gesehen – das kommt wieder mehr Regen. Ich sagte ihnen, sie sollen mir wieder Regenreifen geben – und das war die richtige Entscheidung. Aber es war nicht nur das. Wir waren richtig schnell und sind die Zeiten des Führenden gefahren.“

Wie ist die DTM im Vergleich mit den Tourenwagen-Rennen, die sie früher bestritten haben?
Das kann man nicht vergleichen! Diese Rennautos hier sind so unglaublich schnell, sie haben so viel Abtrieb – mein Glück war, dass ich in der Champ-Car-Serie in den 1990er-Jahren Formel-Autos gefahren bin, die mich stark an ein DTM-Auto von heute erinnern. Du brauchst enorm viel Können, um das DTM-Auto am Limit zu bewegen. Das sind ja eigentlich keine Tourenwagen, sondern richtig reinrassige Rennautos: stark, schnell, aufregend. Die Downforce, die generiert wird, ist unbeschreiblich – es ist eine echte Kunst, Kurven mit so einem Auto gut zu fahren.DTM 1535331706Alex Zanardi: "Ich bin ein alter Mann, diese Energie bringe ich nur mehr ein Mal im Jahr auf (lacht laut)."
Foto: ITR/Gruppe C/Hoch 2


Und wie sehen Sie ihre Kollegen in der DTM?
Das sind großartige Rennfahrer – alle. Jeder hier wurde sehr sorgsam ausgewählt und das Niveau ist bei allen 18 Piloten enorm hoch. Für mich war es beeindruckend hier zu fahren und bei BMW mit einem Glock, einem Eng. Ich bin sicher, wenn du einen Timo Glock in einen Formel-1-Mercedes setzt, er wird nicht viel langsamer sein als Hamilton. Und das gilt auch für die meisten anderen DTM-Fahrer.

Phänomenal ist vor allem Ihre Leistung. Sie haben mit den Händen gelenkt, Gas gegeben und gebremst.
Da muss ich mich in erste Linie bei BMW bedanken, die das so gut entwickelt haben. Es ist natürlich eine eigene Art des Fahrens, du bist sehr sensibel und manchmal musst du deinen Kopf überzeugen etwas zu tun, was er aber anders programmiert hat. Das kostet dich eine Zehntel hier und dort und bei den engen Abständen in der DTM musst du dir dann in anderen Streckenteilen viel überlegen, wie du das wieder aufholen willst.

Was wäre für Sie mit mehr DTM-Erfahrung möglich?
Sicher einiges – aber man muss auch sehen, dass dieser Einsatz hier an die Substanz geht. Ich hatte von Donnerstag weg nur Termine für PR und Presse. Ich bin ein alter Mann, diese Energie bringe ich nur mehr ein Mal im Jahr auf (lacht laut). Aber es war toll, hier zu sein und es war klar, dass ich hier die „Geschichte“ bin. Der Typ, der etwas zu erzählen hat. Ich denke, BMW hat gute Ideen für mich im Motorsport, aber eher in Richtung Langstrecke. 2019 werde ich in Daytona fahren. Ich glaube, da sind einige große Dinge noch in Aussicht.


 Von Alex Zanardi sind in den vergangenen Jahren einige Bücher erschienen welche - neu oder gebraucht - heute noch verfügbar sind.

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