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  • Jetzt wieder Waldegard voran, Marcy hat sich verfahren und verlor 10 Minuten
  • Nach dem dritten Tag in Kenya sind Pointinger/ Nölscher 22.ste
  • Wegen Schäden durch Regen musste heute eine Prüfung gestrichen werden
Vorerst eine Korrektur zum gestrigen Tag. Durch spätere Zeitkorrekturen war die Platzierung von Pointinger/ Nölscher in der Gesamtwertung nicht Rang 22, sondern Platz 24.

Der heutige dritte Tag bei der East African Safari Classic Rallye führte von Naivasha nach Nakuru, von dort nach Kipsaos, dann Elburgon zurück nach Naivasha. Ursprünglich waren drei Sonderprüfungen mit über 170 Kilometer geplant, der Veranstalter musste jedoch die letzte Prüfung über 56 Kilometer streichen. Durch starke Regenfälle hatten sich zu große Schäden an der Strecke gezeigt, ein Durchkommen für die Rallye war nicht möglich und auch zu gefährlich. Die Rallye bewegte sich heute in Höhen zwischen 2500 und 2.800 Meter. Dementsprechend nieder auch die Temperaturen mit tagsüber 25 Grad, gegen Abend mit nur 15 Grad Celsius. Pullover sind gefragt.

An der Spitze gab es wieder einen Führungswechsel. Der Belgier Gerard Marcy war noch Schnellster nach der ersten Prüfung, dann verfuhr sich die Crew, büßte mehr als 10 Minuten Zeit ein, und fiel wieder hinter Waldegard auf Platz Zwei zurück.

Recht gut lief es für Sepp Pointinger/ Wolfgang Nölscher. Man konnte sich heute insgesamt auf Platz 22 verbessern, hatte jedoch laut Pointinger einiges Glück dabei: „ Vor der SP 2 ist uns die Feder des Gasseiles gebrochen, wir konnten das selbst reparieren und sind dann in die Prüfung gestartet. Sonst hatten wir auf der normalen, aber sehr schlechten Strecke zwei Reifendefekte, die aber zeitmäßig kein Problem darstellten.“

Die Strecke war wieder echt Safariwürdig stellte Co-Pilot Wolfgang Nölscher fest: „Es waren viele Steine und auch kleine Felsen zu umfahren, dabei muss man einfach viel Glück haben, um noch halbwegs gut durchzukommen. Am Ende der SP 2 hätten wir fast die Spurstange verloren. Wir sind mit nur mehr einer Schraube zu unserem Service gekommen, das war sehr knapp. Sonst können wir mit unserer Fahrt zufrieden sein.“

Stand in der Gesamtwertung nach dem dritten Tag:
01 Björn Waldegard/ Mathias Waldegard S Ford Escort 05:08:15
02 Gerard Marcy/ Alain Lopes B Porsche 911 05:12:45
03 Frederic Dor/ Didier Breton F Porsche 911 05:22,06
04 Stig Blomqvist/Ana Goni S/YV Ford Escort 05:23:47
05 Geoff Fielding/ Preston Ayres GB Porsche 911 05:33:56
22 Josef Pointinger/ Wolfgang Nölscher A Ford Escort 06:49:04

Aus deutscher Sicht:
56 brutal aufgerüstete Klassiker bis Baujahr 1974 toben seit Sonntag fast 5.000 Kilometer kreuz und äußerst quer durch Kenia und Tansania. Auf übelsten Geröllpisten mit kindskopfgroßen Reifenmörderbrocken, knietiefem Puderzuckerstaubsand und badewasserwarmen und -tiefen Flussdurchquerungen lassen Stars von einst und heute keinen Zweifel am Untertitel dieser Veranstaltung: The World’s Greatest Rally.

Nach dem ersten Drittel der Neun-Tage-Plage führt der viermalige East-African-Safari-Sieger Björn Waldegard im David-Sutton-Escort die Rallye mit fast fünf Minuten Vorsprung an. Aber was sind hier schon fünf Minuten? Gar nichts. Heute morgen lagen Vater und Sohn Waldegard noch vier Minuten zurück hinter den jetzt Zweitplazierten Gerard Marcy/Alain Lopes im Porsche 911. Rang drei belegen Frederic Dor/Didier Breton (Porsche 911), erst auf Rang vier folgen Stig Blomqvist mit Co. Ana Goni, ebenfalls im Sutton-Escort. Nach drei Reifenschäden liegt Geheimfavorit und Lokalmatador Ian Duncan im borstig übermotorisierten Ford Mustang nur auf Rang sieben. In der Gunst der Fans aber mit dem gnadenlosen Waldegard gleichauf.

Kommen wir zu den Deutschen aus dem Rallywebshop-Team. Und gewöhnen uns schon mal an größere Zahlen. Zumindest die Platzierungen betreffend. Gleich in sechs Teams floss deutscher Schweiß bei Einschlaftemperaturen von nicht unter 30 Grad. Allerdings sagt uns das Wörtchen „floss“ Ungemach voraus. Erste Ausfallopfer waren nämlich schon Gunther Kronseder/Gerd Petzold mit einem so wundervoll vorbereiteten Mercedes 450 SLC (und einem fast noch spektakuläreren Servicewagen), dass die Konkurrenz vor dem Start schon den ersten Satz feuchte Unterwäsche wechseln musste. Aber all die Perfektion nutzte nichts: Reihenweise explodierten die Überdruckbehälter der eigens angefertigten Safari-Dämpfer, das Aus nach Tag 1. Wie schon bei den letzten beiden Safari-Rallyes sind die supernetten Bayernburschen weiter streng allergisch gegen die Zielflagge. Und das obwohl der mehrfache Safari-Sieger und Ex-450-Pilot Joginder Singh noch ein „Good Luck“ aufs Dach des SLC gepinselt hatte. Meinte er vielleicht nur „Guter Lack“?

Vom Pechvogel jetzt zum Paradiesvogel: Bester Deutscher ist gegenwärtig Aussteiger und Riesenschildkrötenzüchter Alex Hack im Ford Escort auf Rang 20. Gestern sogar teilweise an den Top-Ten kratzend, handelte sich Hack aber eine saftige Zeitstrafe wegen einer zu langen Reparaturpause ein.

Wobei: Wenn wir über saftige Zeitstrafen sprechen, kommen andere deutsche Starter ins Gespräch. Uwe Kurzenberger, in diesem Jahr auf den Beifahrersitz gewechselt, hatte mit seinem Piloten Hardev Singh am ersten Tag die Seuche im Peugeot 504 Coupé. Kupplungsschaden, abgebrochenes Armaturenbrett, Reifenschäden und vieles mehr beförderten den Schwaben auf Rang 42. Und wenn ich die Buschtrommeln richtig deute, hat er sich just in diesem Moment an derselben Stelle festgefahren wie vor zwei Jahren. Das muss man ihm auf knappen 5.000 Kilometern Strecke erstmal nachmachen. Mit alten Traditionen wird eben nicht gebrochen ...

Das sah auch Peter Stoehr so: Bei der letzten Auflage der Safari 2005 hatte er seinen Datsun 1600 SSS auf einer Verbindungsetappe frontal an einem Bus zum letzten Halt gebracht. In diesem Jahr war es ein Überschlag auf der Hauptstraße. Natürlich auch auf einer Verbindungsetappe. Rad abgerissen, drei WPs auslassen müssen, jetzt sind Stoehr und sein Co. Joseph Jusic aber wieder auf der Jagd nach dem nächsten Abenteuer. Und total entspannt. Auch wenn sie heute wieder drei Stunden in einer WP steckten, weil dieses Mal ihr Servicewagen einen Unfall hatte und nicht zu Hilfe kommen konnte. Aber dafür ist jetzt der Fehler für das nervöse Fahrverhalten gefunden und die beiden müssen nicht mehr länger nur an ihrem feinen Humor Spaß haben. Oder an Uwe Kurzenberger, der sich auch wieder vor Lachen wegschmeißen wird, wenn er heute Nacht völlig verdreckt im Hotel noch einmal die Sand-Szene für alle nachspielen wird. Wir freuen uns schon.

Kurzenbergers Gattin, Gabriele Mahler, ist Co-Pilotin von Imi Dewji im Datsun 240 Z. Sie hatte am dritten Tag Pause befohlen: Dewji hatte den Datsun halb fertig nach Kenia bringen lassen, in der Hoffnung, sein deutsches Mechanikerteam mit Ecki Spreng und Axel Strecker würde den Wagen schon noch komplettieren können vor der Rallye. Hätten sie auch gekonnt, wenn das Auto nicht erst wenige Stunden vor dem Start aus dem Zoll gekommen wäre. So gab es nach zwei Tagen voller vorprogrammierter Defekte das Mahlersche Machtwort und eine Reparaturpause. Durch das allgemein brutale Schadensaufkommen bei der Safari-Rallye können die Teams jederzeit wieder in die Rallye einsteigen (natürlich kassieren sie die Maximal-Zeiten der WPs).

Davon hat auch der letzte Deutsche im Bunde, Jürgen Bertl schon mehr als ihm sein Hemdkragen an Halsvolumen zubilligt. 2005 war der Ex-Audi-Teammanager mit seinem 911er Porsche stets unter den Top-Five zu finden, nun spielt er lediglich im Mittelfeld. Der Grund ist allerdings schnell gefunden: Bertl hat den Porsche an einen Amerikaner verkauft, der selbst ins Steuer greifen wollte und Bertl auf den Beifahrersitz verfrachtete. Das mal zum Thema gute Ideen der Amerikaner. Allerdings wollen wir Herrn Sagoo zu Gute halten, dass er schon zwei Hinterräder verloren hat. Und zwar am Stück.

Eines weiß man hier eben ganz genau: Was morgen passieren wird, weiß man nie. Ich muss jetzt ins Bett, weil es dann doch eine Gewissheit bei der Safari-Rallye gibt: Der Wecker klingelt um 4 Uhr. Weil das erste Auto um 5.30 Uhr startet. Immer. Es ist eben nicht WRC. Es ist The World’s Greatest Rally ... ( Thomas Senn)

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