Facebook
Zwei Lotus seiner größten Triumphe starten beim TAG Heuer Grand Prix in Gröbming
Zum Thema «vor 35 Jahren starb Jochen Rindt» bringt uns der gebürtige Scheibbser Joe Willenpart zwei legendäre Lotus-Rennwagen in die Gröbminger Racing-Car Show, die dann am letzten Tag der Ennstal-Classic, am 23. Juli, im TAG Heuer Grand Prix zum Einsatz kommen.

Joe Willenpart machte in den USA mit Alarmanlagen eine große Business-Karriere.

Im Gespräch mit Helmut Zwickl verriet Joe Willenpart die Background-Story zu seiner Jochen Rindt-Leidenschaft.

Du bringst heuer zur Ennstal-Classic insgesamt drei wunderbare Rennwagen, mit denen Du dir einen Jugendtraum erfüllt hast.

Willenpart: «Ich war 1970 ein Teenager und hatte nur ein Ziel, nämlich Formel 1 Rennfahrer zu werden, wie der Jochen Rindt. Aber es hat an Hirn und Kleingeld gefehlt. Ich bin dann 1976 nach Amerika gegangen und habe mir gesagt, wenn ich dort Geld mache, kann ich Formel 1 Rennfahrer werden. Inzwischen ist mehr als ein Vierteljahrhundert vergangen, ich habe ein wenig Kleingeld gemacht, aber die Qualifikation zum Formel 1 Fahrer habe ich nicht mehr geschafft. Ich bin dann über meine Oldtimer-Leidenschaft draufgekommen, dass es von Jochen Rindt noch Original-Rennwagen gibt. Und die sind jetzt meine große Liebe geworden. Ich muss dazu sagen, dass meine Frau diese Leidenschaft unterstützt, auch sie liebt alte Rennautos. Nachdem ich viel in England war, habe ich Rolls Royce Mechaniker getroffen, die totale Jochen Rindt-Fans sind. Sie haben mir Hinweise gegeben, wo noch Autos vom Jochen herumstehen. Ich bin diesen Spuren nachgegangen und habe zugegriffen...»

...und einen Lotus 49 erworben, der eine legendäre Lebenslaufakte besitzt...

Willenpart:«Der Lotus 49 wurde 1967 in Zandvoort vorgestellt...»

Mit dem neuen Cosworth V8- Zylinder war das ein Meilenstein im Rennwagen-Bau...

Willenpart: «Gleich beim ersten Rennen holte Jim Clark den ersten Sieg, nachdem sein Lotus-Teamkollege Graham Hill mit Motorschaden ausgeschieden ist.Mein Lotus 49 mit Chassisnummer 6 wurde 1968 gebaut, der Graham Hill wurde in diesem Jahr Weltmeister und hat mit meinem Auto den letzten Lauf in Mexico gewonnen. Im Jahr darauf, 1969, hatte Hill mit meiner Nummer 6 auf dem Montjuich-Kurs in Barcelona den bekannten Unfall, weil der hoch überm Heck liegende Flügel gebrochen ist. Das Auto war zunächst nicht sehr stark beschädigt, doch dem Jochen ist kurz darauf ebenfalls der Heckflügel gebrochen und er flog genau auf den Hill-Wagen drauf.»

In meinem Buch «Hinrichtung eines Champions» habe ich über diesen Crash geschrieben: «Noch in der Nacht vor dem Rennen borgten sich die Lotus-Monteure von den McLaren-Leuten Blech aus, um Rindts Heckflügel nochmals zu vergrößern, um dem Wagen mehr Bodendruck zu geben. Der Flügel knickte ein, und der Lotus knallte, wie von einer Riesenfaust getroffen, mit 240 km/h gegen die Leitschienen. Jochen kam mit einer gebrochenen Nase und einer schweren Gehirnerschütterung davon. Ich telefonierte in diesen Tagen nach dem Unfall mehrmals mit ihm, und er beendete das Gespräch meist sehr bald mit den Worten, du, ich muss mich wieder hinlegen, ich hab’ Kopfschmerzen...»



Willenpart:«Für Hill hat Lotus ein neues Auto gebaut, und für Jochen wurde Hills Chassisnummer 6 repariert. Jochen ist dann mit diesem Auto weiter gefahren und am 5. Oktober 1969 hat er in Watkins Glen seinen ersten Grand Prix gewonnen. Und 1970 hat Jochen damit seinen wahrscheinlich genialsten Sieg gefeiert, in Monaco. Es war jenes unvergessliche Rennen, in dem er in der letzten Kurve an Jack Brabham vorbeifuhr, der sich unter seinem Druck verbremst hatte.»

Wo hast Du diesen Rindt-Lotus 49 gefunden?

Willenpart:«Das Auto stand ursprünglich im Beaulieu-Museum und wurde dann 1980 gegen einen Ferrari eingetauscht und kam zu Jack Sutton nach Paris, der eine große Ferrari-Sammlung mit Rennstrecke besitzt. Sutton verkaufte dann einige Autos und Bruce McCawl kaufte den Lotus für seine Sammlung in Seattle, aber er hat den Lotus nie restauriert. Ich habe das Auto vor zwei Jahren erworben, es war sehr, sehr teuer, daher kaufte ich es auf Raten, nach einem Dreijahres-Plan. Ich wollte den Lotus unbedingt haben, denn ich wusste, sowas kommt nicht wieder. Ich brachte das Auto im September 2004 nach Watkins Glen, dort haben wir Jochens ersten Grand Prix-Sieg unter Beisein von Nina Rindt zelebriert, auch Jochens ehemalige Mechaniker waren dabei, etwa Peter Kerr, der ihm im Winkelmann-Team betreute und Eddie Dennis von Lotus, der bis zuletzt in Monza an seinen Autos arbeitete. Seit dem Herbst 2004 wird der Wagen bei Hall & Hall in England völlig neu aufgebaut.»

Ausser diesen Lotus 49, den im TAG-Heuer Grand Prix zur Ennstal-Classic Emerson Fittipaldi demonstrieren soll, bringst Du noch deinen Lotus 69 Formel 2-Rennwagen nach Gröbming...

Willenpart: «Der Jochen war ja der ungekrönte König der Formel 2. 1970 ist er auch in der Formel 2 einen Lotus gefahren. Und so bringe ich seinen Lotus 69/4, mit dem er im April 1970 in Thruxton mit Pole und schnellster Runde gewonnen hat.»

Du wirst in Gröbming diesen Formel 2 selber vorführen, mit dem Du heuer bei einer historischen Rennserie startest.

Willenpart: «Mit diesem Auto werde ich bei der Jochen Rindt-Trophy starten, die aus sechs Rennen am Kontinent und England besteht.»

Du bringst einen weiteren Formel 1 Rennwagen nach Gröbming, der schon einmal zu sehen war, jenen Williams FW08C/09 den Keke Rosberg fuhr...

Willenpart: «Keke war 1982 Weltmeister, daher trägt dieses Auto die Startnummer eins. Die Story dazu: Frank Williams wurde im Flugzeug von einem Jungen genervt, der unbedingt seinen Formel 1 probieren wollte. Als Frank seine Mechaniker fragte, wer dieser Ayrton Senna sei, sagte man ihm, dass dieser Junge neun von neun Formel 3-Rennen mit Pole gewonnen hat. Am 19. Juli 1983 ist der Senna in Donington zum ersten Mal einen Formel 1 gefahren, es war dieser Rosberg-Williams. Innerhalb von fünf Runden hat er die Bestzeit des Williams-Testpiloten Jonathan Palmer eingestellt, letztlich war er um 2 Sekunden schneller als Palmer. Trotzdem bekam Senna keinen Williams-Vertrag, er musste bei Toleman-Hart seine Formel 1 Karriere starten. Ich bin stolz, dass ich auch dieses Auto besitze.»

Und noch ein Auto bringst Du zur Ennstal...

Willenpart:«Ja, es ist der berühmte Renntransporter, den Lotus 1967 auf dem Chassis eines Londoner Doppeldecker-Busses bauen liess. Ich habe den Bus in den Gold Leaf-Team Lotus Farben restaurieren lassen, was nicht wenig Geld gekostet hat. In diesem Bus haben sich Jimmy Clark, Graham Hill, Jochen Rindt und Emerson Fittipaldi umgezogen, Motorhomes gab es ja noch keine.»

Interview: Helmut Zwickl / Ennstal-Classic

AutoScout24 Teile- und Zubehörmarkt

Copyright © 1998 - 2024 Agentur Autosport.at 
Der Inhalt dieser Seite mit allen Unterseiten unterliegt, soweit nicht anders vermerkt, dem Copyright der Agentur Autosport.at. Texte, Bilder, Grafiken sowie alle weiteren Inhalte dieser Seite dürfen, weder im Ganzen noch teilweise, ohne unsere vorherige schriftliche Zustimmung vervielfältigt, verändert, weitergeleitet, lizenziert oder veröffentlicht werden.


Impressum - Datenschutz - Cookie Policy

Zum Seitenanfang