Als erfolgreichster Fahrer mit den meisten Siegen in der klassischen
Rallye-Weltmeisterschaft starten Sie bei Volkswagen eine neue Karriere im
Marathon-Rallyesport. Sie hatten mehrere Optionen – warum haben Sie
sich für Volkswagen entschieden?
"Volkswagen zeigt ein starkes Engagement im Marathon-Rallyesport.
Das ist genau das, wonach ich immer gesucht hatte. Denn wenn man sich für
etwas entscheidet, sollte man das Beste anstreben, das möglich ist. Das
Volkswagen Projekt ist sehr gut. Ich bin glücklich, mit dem Team zu arbeiten
und möchte Volkswagen danken, dass man mir die Möglichkeit gegeben
hat, in den Marathon-Rallyesport zu kommen."
Sie haben Ende 2004 Ihre Karriere im klassischen Rallyesport beendet.
Schlummerte zu diesem Zeitpunkt schon der Wunsch nach einem Neuanfang?
"Ich habe immer gesagt, dass die Herausforderung einer "Dakar"
für mich interessant wäre. Denn eine "Dakar"erfordert
viel weniger Zeit als eine Saison in der Rallye-WM und gibt mir die Chance,
im Motorsport zu bleiben. Es ist einfach ideal. Marathon-Rallyes bieten außerdem
den gleichen Geist wie beispielsweise einst die Safari-Rallye. Das Besondere
wird sein, Navigation und Dünen kennen zu lernen und das "Dakar"-Flair
zu erleben."
Haben Sie auch andere Marathon-Fahrzeuge getestet?
"Nein, ich bin nur vorher den Volkswagen Race-Touareg gefahren."
Wie bereiten Sie sich nun auf die neue Aufgabe als Volkswagen Werksfahrer
vor?
"Ich bin bereit zu lernen. Mit Andy Schulz habe ich einen sehr erfahrenen
Beifahrer, der mir hilft. Ich freue mich auf die Zeit des Lernens und will
es professionell angehen."
Wieso haben Sie den Deutschen Andy Schulz als Beifahrer gewählt?
"Andy kenne ich seit meiner Zeit bei Toyota. Er hat viel Erfahrung
bei der "Dakar", er hat dort bereits zweimal gesiegt und er spricht
deutsch. Er kann mich gut unterstützen."
Wie fühlen Sie sich in einem deutsches Team?
"Ich habe gerade erst angefangen. Aber das Ambiente bei Volkswagen
ist sehr gut. Alle sind motiviert und entschlossen, sehr hart zu arbeiten.
Ich habe ein gutes Verhältnis zu Kris Nissen. Ich hoffe, dass ich dem
Team helfen kann, das ist das Wichtigste."
Wie fühlt sich der Race-Touareg in Vergleich zu einem World Rally Car
an?
"Man kann ein Offroad-Fahrzeug nicht mit einem World Rally Car vergleichen.
Es sind zwei komplett unterschiedliche Autos, was Motorleistung und Fahrwerk
angeht."
Haben Sie schon etwas gefunden, was Sie am Race-Touareg verändern
wollen?
"Das ist noch zu früh, dafür brauche ich einen richtig
langen Test."
Sie haben 1992 die Safari-Rallye in Kenia gewonnen. Hilft Ihnen heute
die Afrika-Erfahrung?
"Ich glaube wirklich, dass mir das hilft. In meinem kleinen Test
habe ich gesehen, dass einige Strecken im Marathon-Rallyesport den Safari-Prüfungen
ähnlich sind. Doch Dünen und Kamelgras gibt es in Kenia nicht, das
muss ich erst noch lernen."
Und die Navigation?
"Klar, in der Navigation bei Marathon-Rallyes habe ich keine Erfahrung.
Dort baue ich auf Andy Schulz."
Wie viele Leute kannten Sie aus dem Volkswagen Werksteam aus alten
Rallye-Zeiten?
"Kris Nissen kannte ich beispielsweise vorher nicht. Bruno Saby kenne
ich aus der Rallye-WM. Sein Beifahrer Michel Périn war vor einigen
Jahren mein Teammanager bei Citroën. Eddy Weidl und Gérard Zyzik
kenne ich von Toyota. Den Logistiker Paco Crous kenne ich aus der spanischen
Meisterschaft, wo ich meine Karriere begonnen habe."
Sie sind der erfolgreichste Fahrer in der Rallye-WM. Wie können
Sie sich nach so einer langen Karriere für etwas völlig Neues motivieren?
"Diese ist eine komplett neue Herausforderung. Und neue Aufgaben
motivieren immer. Man muss seine Anstrengungen in eine neue Aufgabe stecken,
mit neuen Leuten in einer neuen technischen Umgebung arbeiten und Neues lernen.
Das ist für mich eine Riesen-Motivation."
Was ist das Ziel für Ihren ersten Einsatz bei der Pharaonen-Rallye?
"Beim ersten Einsatz werde ich versuchen, das Auto, die Systematik
dieser Rallyes und die Navigation zu lernen. Ich freue mich auf den Einsatz
und glaube, dort bereits ein gutes Gefühl für das Auto und die Rallyes
zu bekommen."
Im Januar erleben Sie Ihre erste Rallye Dakar. 16 Tage durch Afrika, im Zelt
schlafen, teilweise ohne Dusche… Können Sie ohne Luxus leben?
"Diese Frage werde ich erst nach der Rallye beantworten können.
Es wird etwas komplett Neues sein, auch das muss ich lernen. Ich bin mir sicher,
ich werde es irgendwie mögen."
Und die Ziele für die erste Rallye Dakar Anfang 2006?
"Ich will ins Ziel kommen und lernen."
Wie lange werden Sie brauchen, um die "Dakar" zu gewinnen?
"Ich weiß es nicht. Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass
im ersten Jahr ein Sieg mein Ziel ist. Wir wollen im ersten Jahr vernünftig
fahren, sehen, wo wir stehen und die "Dakar" kennen lernen."
Wir danken für das Gespräch !