Die legendäre Rallye Dakar wird 30 Jahre alt
- Geschrieben von Dirk Hartung
- Kategorie: Rallye Raid (Langstrecke)
- Der Mythos lebt
- Noch 52 Tage bis zur 30. Rallye Dakar
Außergewöhnliches Jubiläum für die härteste Rallye der Welt: Wenn am 05. Januar 2008 in Lissabon vier werksseitig eingesetzte Volkswagen Race Touareg über die Startrampe gehen, beginnt die 30. Ausgabe der Rallye Dakar. Wie nur ganz wenige andere Motorsport-Veranstaltungen umgibt die „Dakar“ bis heute ein Mythos. Keine andere Rallye ist länger, härter, anstrengender, unerbittlicher. Jahr für Jahr treten Profis wie Privatiers zu diesem einzigartigen Wettkampf quer durch Afrika an. Ihr Ziel ist nicht der Sieg allein: Schon wer den Marathon übersteht und in Dakar ankommt, darf sich als Gewinner fühlen.
Volkswagen Race Touareg 2
Ursprünge in Frankreich – Volkswagen als erster Automobilhersteller
am Start
Nachdem der Franzose Thierry Sabine den afrikanischen Kontinent 1977 auf dem
Motorrad durchquert hatte – von Süden nach Norden bei der Rallye
Abidjan-Nizza – , sich in der libyschen Wüste verirrt und diese
brenzlige Situation überlebt hatte, beschloss er, seine eigene Wüstenrallye
zu gründen. Am 26. Dezember 1978 begaben sich erstmals 170 Teilnehmer
vom Place du Trocadéro mitten in Paris auf den 10.000 Kilometer langen
Marathon durch offenes Gelände. Bereits ein Jahr später stellte
sich Volkswagen als erster Automobilhersteller dieser beispiellosen Herausforderung
mit einem werksseitigen Aufgebot. Das Zeltstoffdach des Geländewagens
Iltis und die Freizeitbekleidung der vielen privaten Teilnehmer in ihren überwiegend
seriennahen Fahrzeugen von damals spiegeln bis heute den Charakter dieses
Abenteuers treffend wider. Dabei waren die Wüstenetappen durch Algerien,
den Niger, Mali, das damalige Obervolta und den Senegal im Zeitalter vor GPS-Navigation
und Mobiltelefonen alles andere als eine Spazierfahrt.
Volkswagen im Kampf der Konzepte mit unterschiedlichsten Ideen erfolgreich
Der Iltis stand für ein Erfolg versprechendes Konzept: Ein robuster seriennaher
Geländewagen, ergänzt um Sicherheits- und Navigationsausstattung,
einen größeren Tank, Sandreifen und ein paar PS mehr, galt als
siegfähig. Dies bewiesen der routinierte Rennfahrer Freddy Kottulinsky
und der Audi-Mechaniker Gerhard Löffelmann auf dem Beifahrersitz und
fuhren mit dem 110 PS starken Geländewagen den Gesamtsieg heraus. Ihre
Teamkollegen Patrick Zaniroli/Philippe Colesse komplettierten den Doppelsieg,
die beiden weiteren eingesetzten Iltis kamen ebenfalls unter den zehn Ersten
ins Ziel. In den Jahren danach setzten sich verschiedene Werke mit immer eigenständigeren
Prototypen-Konstruktionen durch. Parallel traten Privatiers weiterhin mit
seriennahen Geländewagen an – oder mit Buggys, die häufig
auf Volkswagen Komponenten aufbauten.
Das Werksteam von Volkswagen entschied sich seinerseits für eine Buggy-Konstruktion,
als es 2003 zur Rallye Dakar zurückkehrte – mit Erfolg. Der Versuchsträger
wurde bereits von einem innovativen Vierzylinder-TDI-Motor angetrieben und
fuhr auf Anhieb den Doppelsieg in der Klasse für Zweiradantrieb sowie
die Gesamtränge sechs und acht ein.
Volkswagen Iltis
Reinrassiger Volkswagen Prototyp erzielt seit 2004 Erfolge und Rekorde
Mit ihren offenen technischen Konzepten und ihren drei Säulen –
Automobil-, Lkw- und Motorradwertung – ist die Rallye Dakar ihren Ursprüngen
bis heute treu geblieben. Gleichzeitig hat sich der sportliche Wettbewerb
deutlich verschärft. Nach dem seriennahen Iltis 1980 und dem Buggy 2003
hat sich Volkswagen ab 2004 mit dem Race Touareg für einen reinrassigen
Prototypen mit Allrad-Antrieb entschieden, um die enorme Leistungsfähigkeit
der TDI-Technologie unter schwierigsten Bedingungen unter Beweis zu stellen.
20 Etappensiege und 17 Führungstage weist die Bilanz bislang aus. Mehr
noch: 2005 stand mit dem Race Touareg auf Platz drei erstmals ein Auto mit
Dieselantrieb bei der härtesten Wüstenrallye der Welt auf dem Podium,
im vergangenen Jahr wurde dieser Rekord mit Platz zwei verbessert. 2008 könnte
der Race Touareg das erste Rennauto mit Diesel-Antrieb werden, das die Rallye
Dakar gewinnt.
Distanzen wie anderswo in einer ganzen Saison – der Mythos lebt
weiter
Mit 5.000 bis 6.000 Wertungsprüfungs-Kilometern bestehen die "Dakar"-Teilnehmer
eine Distanzprüfung, die sich in der Formel 1 über ein ganzes Jahr
verteilt – allerdings in der rauen Rallye-Wirklichkeit in Afrika. Rund
13.600 Männer und Frauen haben seit 1979 an dem Abenteuer teilgenommen,
das in den vergangenen 29 Ausgaben durch 21 afrikanische Länder geführt
hat. Fahrer aus 43 Nationen waren 2007 am Start. Das Medien-Interesse ist
enorm: Start und Ziel verfolgten in diesem Jahr über 550 Journalisten
von 300 Medien. Ein halbstündiges TV-Highlight wird vom Veranstalter
ASO jeden Abend direkt im Biwak produziert und per Satelliten-Übertragung
bereit gestellt, das von 75 Sendern weltweit ausgestrahlt wird. In 185 Ländern
der Erde ergibt sich eine Summe von 580 Stunden an Fernsehbeiträgen.
Alleine in Europa werden mehr als 150 Millionen Zuschauer erreicht –
eine eindrucksvolle Entwicklung, berichteten beim Debüt 1979 gerade einmal
20 Journalisten über die Veranstaltung.
Wie keine zweite Veranstaltung zieht die Rallye Dakar jedes Jahr im Januar
Hunderte von Teilnehmern und Millionen von Zuschauern vor Ort und an den Fernsehschirmen
in ihren Bann – der Mythos "Dakar", an dem Volkswagen im Januar
einmal mehr mit Ehrgeiz und Begeisterung teilnimmt, ist auch nach 30 Jahren
quicklebendig.