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  • 15 beinharte Sonderprüfungen liegen zwischen Lissabon und Dakar:
  • Raphael Sperrer: „Die Dakar wird heuer wohl so schwierig wie noch nie“
9.273 Kilometer insgesamt, davon 5.736 Kilometer als Sonderprüfung. Eine beinahe unglaubliche Strecke, die von den Teams bei der Rallye Dakar zwischen 05. und 20. Jänner 2008 zurückgelegt wird – werden muss. Der Auftakt erfolgt wie schon in den beiden letzten Jahren in Portugal, wo wieder zwei Sonderprüfungen auf dem Programm stehen. Dann geht es mit der Fähre über Nacht nach Afrika: In Marokko und Mauretanien entscheidet sich die Jubiläumsausgabe der 30. „Dakar“, der Zieleinlauf erfolgt traditionell im Senegal, in Dakar.

Gegenüber den Vorjahren wurde die Route mit ihren 15 Sonderprüfungen deutlich geändert, so wird beispielsweise nicht mehr in Guinea und Mali gefahren. Der einzige österreichische Teilnehmer mit einem Auto, der Oberösterreicher Raphael Sperrer, sieht die Änderungen mit gemischten Gefühlen: „Es ist schade, dass zwei Länder wegfallen, damit fehlt für mich ein gewisser Part der Rallye. Topographisch und von der Natur her war es dort wunderschön. Aber andererseits freut es mich, dass in Mauretanien mehr Kilometer zu fahren sind, denn auch dort ist die Kulisse unglaublich“, so Sperrer, der gleichzeitig warnt: „Einfacher ist es in Mauretanien allerdings nicht, eher im Gegenteil. Dort kann es schön sein, es kann aber auch die pure Sandhölle sein. Generell gilt: Zwischen Himmel und Hölle liegen in Mauretanien nur ein paar Kilometer…“

Nach den besonderen Schwierigkeiten der 2008er-Route gefragt, legt sich der Buggy-Pilot nicht fest: „Das kann man nicht auf eine oder zwei Etappen reduzieren. Es gibt alleine vier Sonderprüfungen mit über 500 Kilometer Länge. Es gibt zwei Etappen, wo du im Ziel kein Service hast. Und Marokko wird mit Sicherheit auch so hart und schwierig wie selten zuvor.“ Die Gründe für die besonders schwierige Route liegen für Raphael Sperre auf der Hand: „Aufgrund des Jubiläums haben die Veranstalter so viele Teilnehmer wie noch nie. Das riesige Feld müssen sie noch vor dem Ruhetag stark reduzieren, sonst wird die Logistik zu teuer. Und das geht am Besten über besonders schwierige Prüfungen. Dazu kommt noch, dass die Motorräder heuer das erste Mal manche Etappen getrennt vom restlichen Feld absolvieren. Das heißt für die Teams in den führenden Autos, dass es keine Spuren geben wird. Das macht es doppelt schwer und erfordert noch mehr taktisches Geschick.“

1. Etappe: Lisbon – Portimão
Samstag, 05. Jänner 2008
Etappe: 104 km SP: 120 km Etappe: 262 km Gesamt: 486 km

Die diesjährige Rallye Dakar wird mit einer komplett neuen Sonderprüfung eröffnet – und diese erinnert die Fahrer in manchen Abschnitten gleich einmal daran, wie es ist, im Sand stecken zu bleiben. Doch keine Sorge: Die sandigen Teilstücke sind nicht zu tief und unterscheiden sich nicht allzu sehr von der restlichen Strecke mit festem Boden. Zwischendurch ist die Auftakt-Prüfung sehr kurvenreich und die Fahrer können sich im Finden der optimalen Flugbahn üben. Eine gute Gelegenheit also, um sich warm zu fahren.

2 Etappe: Portimão – Malaga
Sonntag, 06. Jänner 2008
Etappe: 15 km SP: 60 km Etappe: 460 km Gesamt: 535 km

Die Etappe von Portimao nach Malaga kennen die Teams aus dem Vorjahr: Willkommen in den Bergen! Die Piste wäre genauso gut für einen Trekking-Ausflug, für einen Lauf zum Mountain-Bike-Weltcup oder für die Rallye-WM geeignet. Es ist kurvig, der Untergrund ziemlich hart und an manchen Stellen geht es neben der Straße sehr weit bergab. Ein einziger Fehler und es folgt ein tiefer Fall – besonders wenn es nass ist, sollte man das Tempo rausnehmen und auf der langsameren, sicheren Seite unterwegs sein. Die Trucks werden auf dieser Prüfung übrigens nicht starten, sie begeben sich direkt auf die lange Verbindungsetappe nach Malaga, von wo aus die Überfahrt nach Afrika erfolgt. Eine gute Gelegenheit für die Teams, sich auszuruhen.

3. Etappe: Nador – Er Rachidia
Montag, 07. Jänner 2008
Etappe: 182 km SP: 372 km Etappe: 163 km Gesamt: 717 km

Die ersten Kilometer in Afrika – genauer gesagt 717 davon. Frisch von der Fähre kommend, geht’s für die Teams also gleich richtig zur Sache. Wer diese Prüfung schlampig beginnt oder nicht ernst nimmt, kann sehr schnell große Probleme bekommen. Wie für Marokko üblich, wechselt das Terrain sehr schnell ab und so gibt es bereits auf SP3 viele Offroad-Abschnitte. Nach 160 Kilometern gemeinsamer Strecke befahren die Motorräder erstmals einen eigenen Teil abseits der Route für Autos und Trucks, was gefährliches Überholen einschränken soll.

4. Etappe: Er Rachidia – Ouarzazate
Dienstag, 08. Jänner 2008
Etappe: 29 km SP: 356 km Etappe: 199 km Gesamt: 584 km

Gleich die nächste separate Strecke für Zwei- und Vierradartisten. Auf engen Pfaden in den Bergen, die am besten für Trial-Spezialisten geeignet scheinen, werden die Motorradpiloten ihr Fahrkönnen unter Beweis stellen. Am Abend erwartet die Fahrer dann das erste Nachtlager ohne Service in Zagora. Die Autos und Lkw nehmen einen anderen Weg durch Regionen, die selten zuvor Schauplatz der „Dakar“ waren und schlagen ihr Biwak gemeinsam mit den Teams in Quarzazate auf.

5. Etappe: Ouarzazate – Guelmim
Mittwoch, 09. Jänner 2008
Etappe: 188 km SP: 498 km Etappe: 148 km Gesamt: 834 km

Die Prüfungen werden länger und länger: Fast 500 Kilometer gezeitet, mit den Verbindungsetappen insgesamt 834 (!) Kilometer am Stück – alleine dieser Abschnitt der Dakar 2008 von Quarzazate nach Guelmin stellt eine unglaubliche Herausforderung dar. Nach einem wirklich engen ersten Abschnitt, auf dem vorsichtiges Fahren gefragt ist, folgt ein extrem langer Abschnitt in den Dünen, der sogar für die schnellsten Piloten mindestens eine dreiviertel Stunde dauern wird. Doch damit ist es noch nicht vorbei. Der letzte Teil der Prüfung erfordert vollste Konzentration. Wer sich hier in Schwierigkeiten bringt, wird das Gefühl haben, Ewigkeiten zu verlieren – und der Schein trügt nicht: Die Abstände zwischen den Teams werden nach dieser Etappe wohl in Stunden und nicht mehr in Minuten gemessen.

6. Etappe: Guelmim – Smara
Donnerstag, 10. Jänner 2008
Etappe: 66 km SP: 454 km Etappe: 105 km Gesamt: 625 km

Eine gute Gelegenheit für die Fotografen, besondere Motive einzufangen: Die Teilnehmer starten an der Küste, gleich 25 der insgesamt 454 SP-Kilometer führen am Meer entlang – das gab’s schon Jahre nicht mehr. Doch diese Etappe bietet nicht nur ein schönes Fotomotiv, sondern hat für jeden Starter etwas, sie ist die wahrscheinlich abwechslungsreichste der Dakar 2008: WRC-Piloten erfreuen sich an einem Abschnitt auf der neu ausgebesserten Straße, Wüstenfüchse können sich in kleinen Dünen austoben.

7. Etappe: Smara – Atar
Freitag, 11. Jänner 2008
Etappe: 198 km SP: 619 km Etappe: 12 km Gesamt: 829 km

Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer war gut beraten, die Energie für diese längste Prüfung der Rallye Dakar 2008 aufzuheben. 829 Gesamtkilometer, davon schwindelerregende 619 Sonderprüfungskilometer führen den Tross nach Mauretanien. Die Schwierigkeiten beginnen bereits vor dem Start der SP. Es geht extrem früh los, die Verbindungsetappe am Morgen ist sehr lange. In der Prüfung selbst warten ungefähr zu Halbzeit die Dünen, gegen Ende noch einmal. Und um die Aufgabe noch schwieriger zu machen, dürfen die Servicefahrzeuge nicht nach Atar…

8. Etappe: Atar – Nouakchott
Samstag, 12. Jänner 2008
Etappe: 44 km SP: 450 km Etappe: 37 km Gesamt: 531 km

Nach einem steinigen Beginn bekommen die Teams eine Portion Sand, speziell bei der Durchfahrt durch einen Erg, also ein Dünenmeer von durchaus stattlichem Ausmaß. Der wirklich knifflige Teil der Sonderprüfung folgt aber erst, wenn es gilt, einen versteckten Pass zu finden. Eine Aufgabe für die besten Navigatoren – doch selbst für den Besten bleibt das Risiko, sich zu verzetteln, groß. Eine schwierige Aufgabe also, vor dem Ruhetag…

9. Etappe: Nouakchott – Nouhadibou
Montag, 14. Jänner 2008
Etappe: 37 km SP: 525 km Etappe: 86 km Gesamt: 648 km

Nach einem Tag der Ruhe und Erholung geht’s mit einer für Mauretanien typischen Etappe weiter. 80 Prozent Sand stehen am Tagesprogramm, die Schaufeln und Sandbleche sollte man griffbereit haben. Die Dünen dieser ersten von drei besonders langen Sonderprüfungen hintereinander könnten vorentscheidend für die Platzierungen sein. Wenn die Teams in Nouhadibou eintreffen – wo die „Dakar“ zum ersten Mal seit 1994 wieder Station macht – wird man mehr wissen.

10 Etappe: Nouhadibou – Atar
Dienstag, 15. Jänner 2008
Etappe: 111 km SP: 552 km Etappe: 22 km Gesamt: 685 km

Es geht zum zweiten Mal im Verlauf der Rallye Dakar 2008 nach Atar und der Weg dorthin wird nicht viel einfacher als jener auf der siebenten, der längsten Sonderprüfung. Dieses Mal ist es die zweitlängste SP, Kamelgras und Sandwüsten mit riesenhaften Dünen wechseln sich ab – sogar die besten Wüsten-Surfer werden einiges an Geduld aufbringen müssen. Beharrlichkeit wird ganz am Ende der Prüfung mit einem besonderen Spektakel „belohnt“, wenn es gilt, einen majestätischen Erg zu durchqueren: Ein Augenweide, die bei Unachtsamkeit schnell zur Falle werden kann.

11. Etappe: Atar – Tidjikja
Mittwoch, 16. Jänner 2008
Etappe: 35 km SP: 524 km Etappe: 133 km Gesamt: 692 km

Wieder eine lange Etappe, wieder viel Sand, allerdings nicht mehr ganz so viel wie noch auf den Prüfungen zuvor. Die Motorräder haben ihr Biwak direkt im Ziel der Sonderprüfung, während die Autos und Trucks bis nach Tidjikja weiterfahren. Vorsicht ist auf dieser Etappe für beide Gruppen angesagt, denn weder für die zwei- noch für die vierrädrigen Teilnehmer gibt es an diesem Abend ein Service!

12 Etappe: Tidjikja – Kiffa
Donnerstag, 17. Jänner 2008
Etappe: 131 km SP: 398 km Etappe: 2 km Gesamt: 531 km

Dakar-Teilnehmer lieben die Wüste und die Art von Landschaft, wie sie auf der 12. Etappe zu sehen ist. Die meisten Teile davon sind neu und verlangen den Fahrern alles ab. Sie müssen viele Talente unter Beweis stellen, um ihre fahrbaren Untersätze in einem guten Zustand nach Kiffa zu bringen. Technisch schwierige Abschnitte werden sogar die führenden Piloten zwingen, ihr Tempo etwas zurückzuschrauben.

13. Etappe: Kiffa – Kiffa
Freitag, 18. Jänner 2008
Etappe: 25 km SP: 484 km Etappe: 6 km Gesamt: 515 km

Es wird noch einmal richtig schwierig: Auf der Schleife rund um Kiffa warten viele Fallen. Die letzten Dünen der Rallye, der berühmte Néga-Pass, den es zu erklimmen gilt und ein langer Offroad-Abschnitt, der selbst langjährigen Dakar-Teilnehmern unbekannt ist. Der kleinste Fehler kann – „kurz“ vor dem Ziel – schwere Folgen haben.

14. Etappe: Kiffa – Saint-Louis
Samstag, 19. Jänner 2008
Etappe: 326 km SP: 301 km Etappe: 130 km Gesamt: 757 km

Auch wenn sich die Sonderprüfung mit 301 Kilometern – für Dakar-Verhältnisse – nicht besonders lange ausnimmt: Diese Etappe muss man als Ganzes betrachten und so gesehen haben die Fahrzeuge am Abend knapp 800 Kilometer mehr am Kilometerzähler! Die achte und letzte Sonderprüfung in Mauretanien führt die Fahrer wieder auf Sand, wenigstens kommen keine Offroad-Abschnitte mehr vor. Das Etappenziel in Saint-Louis werden übrigens nur mehr die Wenigsten kennen, die Rallye war zum letzten Mal im Jahre 1997 da.

15. Etappe: Saint-Louis – Dakar
Sonntag, 20. Jänner 2008
Etappe: 239 km SP: 23 km Etappe: 42 km Gesamt: 304 km

Was immer bis zu diesem Punkt passiert ist: Irgendwann kommt der Moment, wo das Abenteuer zu Ende geht – wie eben auf dieser letzten Prüfung. Die lange Verbindungsetappe nach Dakar gibt den Teams vorher die Gelegenheit, sich von den Fans im Senegal begrüßen zu lassen. Doch dann ist es Zeit, den Emotionen freien Lauf zu lassen: Auf den letzten 23 SP-Kilometern am Ufer des Lac Rose und bei der Siegerehrung – für all jene, die es bis hierhin geschafft haben…

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