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Le Mans-Rekordsieg für Kristensen
Sie haben es schon wieder geschafft: Wer das vielleicht berühmteste Rennen der Welt gewinnen will, braucht zwei Zutaten – Michelin-Pneus auf den Felgen und Tom Kristensen am Steuer.

Gemeinsam mit seinen Audi R8-Teamkollegen JJ Lehto und Marco Werner gewann der Däne die „24 Stunden von Le Mans“ zum siebten Mal und ist damit alleiniger Rekordhalter an der Sarthe. Das Champion-Audi-Team siegte vor dem ebenfalls Michelin-bereiften Pescarolo-Judd von Emmanuel Collard, Jean-Christophe Bouillon und Erik Comas. Für den französischen Reifenspezialisten war es der achte Sieg in Folge und der elfte aus den zurückliegenden 14 Ausgaben des Langstrecken-Klassikers. Auch in den Klassen LMP2 und GT1 feierten die Pneus aus Clermont-Ferrand überzeugende Erfolge.

Besser kann eine Abschiedsvorstellung nicht ausgehen: Die Audi-Armada war beim letzten großen Auftritt des nunmehr fünfmal siegreichen R8 mit der Hypothek ins Rennen gegangen, weniger Tankinhalt, mehr Gewicht und einen kleineren Luftmengenbegrenzer wettmachen zu müssen. Der veranstaltende Automobil Club de l’Ouest (ACO) hatte den Biturbo-Sportwagen mit diesen Erschwernissen belegt, um den bereits nach dem nächstjährigen Reglement startenden Autos Chancengleichheit einzuräumen. „Es dürfte bis etwa zehn Uhr nachts dauern, bis die Audi an der Spitze auftauchen“, hatte Mathieu Bonardel, Rundstrecken-Chef von Michelin prophezeit.

In der Tat zündeten die beiden ebenfalls auf Michelin vertrauenden Pescarolo-Judd als härteste Audi-Gegner das erwartete Feuerwerk. Le Mans-Legende Henri Pescarolo hatte seine beiden prominent besetzten Boliden mit Blick auf die Zukunft als Hybridautos nach dem kommenden Regelwerk umgebaut und setzte auf den überlegenen Speed der fünflitrigen V10-Sauger. Doch bereits nach drei Rennstunden konnte der Audi von Frank Biela, Emanuelle Pirro und Allan McNish die Führung übernehmen. Dies nicht etwa nur wegen der erwarteten Sparsamkeit der Audi-Triebwerke, sondern weil einer der beiden blau-grünen Pescarolo wegen einer Getriebereparatur bis auf den 27. Platz zurückfiel. Mit den schnellsten Runden des Feldes arbeiteten sich Emmanuel Collard, Jean-Christophe Bouillon und Erik Comas in der Nacht wieder bis auf Rang zwei nach vorn. Das Schwesterauto, in dem unter anderem Rallye-Weltmeister Sébastien Loeb sein Rundstrecken-Debüt gab, erlitt wegen Trümmerteilen auf der Strecke einen Reifenschaden. Doch erst ein heftiger Einschlag von Soheil Ayari vier Stunden vor Rennende warf die Startnummer 17 endgültig aus dem Rennen um die Podestplätze.

Spannendes Duell um den Gesamtsieg dauerte bis zur 22. Stunde
An der Spitze brachte eine Safety-Car-Phase gegen 20 Uhr die Wende: „Als das Rennen wieder freigegeben wurde, hatte ich weder Reifen noch Bremsen ordentlich auf Temperatur gebracht“, haderte Pirro mit sich, der deswegen den führenden Audi in der Passage „Arnage“ in die Leitplanken setzte. Der materielle Schaden war gering, doch die Führung ging an die Teamkollegen um Kristensen.

Die behaupteten sich nun zwar dauerhaft in Front, von einer Entscheidung war die 73. Ausgabe der 24 Stunden von Le Mans damit aber noch weit entfernt. Bis 120 Minuten vor Rennende hielt der zweitplatzierte Pescarolo-Judd den Druck auf den gerade Mal mit einer Runde Vorsprung führenden Ingolstädter mit der Startnummer drei aufrecht. Dann sorgte die sommerliche Hitze auch im Motorraum des Prototypen für steigende Temperaturen, und das Privatteam gab sich mit dem immer noch sensationellen zweiten Rang zufrieden.

Tom Kristensen schrieb damit ein Stück Rennsportgeschichte: Der sympathische Däne kann nun auf sieben Le Mans-Gesamtsiege zurückblicken und hat damit den bisher gültigen Rekord des Belgieres Jacky Ickx endgültig überflügelt. Sein Rennwagen, der Michelin-bereifte Audi R8, trat zum letzten Mal im französischen Department Sarthe an und wandert zum Saisonende als fünffacher Le Mans-Sieger ins Werksmuseum.



Bereits das Qualifying hatten die Partnerteams des Seriensiegers Michelin dominiert. Nachdem sich die Piloten in den teils auf feuchter Strecke ausgetragenen ersten drei Trainingssitzungen noch zurückgehalten hatten, entbrannte in den abschließenden zwei Qualifying-Stunden am Donnerstagabend ein heißer Kampf um die Pole Position in den vier Klassen. Die erste Reihe belegten schließlich die beiden Pescarolo-Judd. Emmanuel Collard im Auto mit der Nummer 16 musste allerdings erst eine Entscheidung der Rennkommissare abwarten, bevor er den Pokal für die schnellste Runde entgegennehmen durfte: Die hatten die Zeit des Franzosen zunächst annulliert, weil Collard eine Kurve zu stark geschnitten hatte – wozu er jedoch durch einen Konkurrenten gezwungen worden war, wie Teamchef Henri Pescarolo glaubwürdig nachweisen konnte.

Das Audi-Lager zeigte sich mit den Startplätzen drei, fünf und acht durchaus zufrieden: Zwischen drei und fünf Sekunden Rückstand auf die nach dem kommenden Reglement umgerüsteten Pescarolo fanden die neun Ringe-Piloten im Vergleich zu den sechs Sekunden aus dem Vortest durchaus erträglich. Am Ende standen für Michelin die ersten drei Startpositionen und sieben Autos in den Top Ten zu Buche.

Schnellster LMP2-Bolide war der von Paul Belmondo eingesetzte Courage-Ford, der die berühmten Farben des Sponsors „Gulf“ nach Le Mans zurückbrachte. „Wir haben ein tolles Chassis und mit Michelin die besten Reifen“, erklärte Didier André, der den Zweiliter-Turbo auf Rang zwölf platzierte. Bei den GT1 holten sich mit den im klassischen „British Racing Green“ gehaltenen Aston Martin DBR9 ebenfalls Michelin-Partner die Pole.

Faszinierender „Krieg der Welten“ in der LM-GT1-Klasse
Ging es bei den großen Prototypen schon eng zu, so war das Rennen bei den GT1 an Spannung kaum mehr zu überbieten: Corvette und Aston Martin, die beiden Michelin-Partner von beiden Seiten des Atlantiks, lieferten sich einen epischen Kampf, dessen Ausgang bis wenige Runden vor Rennende offen blieb. Selten lagen die vier Boliden der legendären Sportwagen-Marken mehr als zwei Runden auseinander. Praktisch im Stundentakt wechselte die Führung zwischen der „Alten“ und der „Neuen Welt“. Am Ende behielten die „Chevys“ die Nase gleich zweifach vorn: Oliver Gavin, Olivier Beretta und Jan Magnussen gewann vor ihren Teamkollegen Ron Fellows, Max Papis und Johnny O'Connell. Auch in der kleineren Prototypen-Klasse blieb der Reifenspezialist aus Clermont-Ferrand siegreich: Thomas Erdos, Mike Newton und Warren Hughes pilotierten ihren Lola-MG auf Platz eins.

Michelin rüstete bei der diesjährigen Ausgabe der 24 Stunden von Le Mans 23 der 50 qualifizierten Teams aus: acht in der Klasse LMP1, sechs in der LMP2, sechs in der GT1 und drei in der GT2. In 18 Trailern und Lkw hatte die 60-köpfige Mannschaft aus Clermont-Ferrand rund 6000 Reifen in drei verschiedenen Profilen – Slicks, Intermediate, Regen – und zehn verschiedenen Dimensionen an die Sarthe geschafft. Bei rund 90 Prozent der Slick-Reifentypen handelte es sich um komplette Neuentwicklungen. „Obwohl die Autos durch neue Reglements immer wieder eingebremst werden sollen, sinken die Rundenzeiten von Jahr zu Jahr“, so Bonardel. „Unsere Reifen spielen dabei eine große Rolle. Denn wir arbeiten ständig daran, Performance, Ausdauer und Konstanz der Pneus zu verbessern.“


Ergebnisse

„24 Stunden von Le Mans“ 2005 (Circuit des 24 Heures),
Streckenlänge: 13,650 Kilometer; 18./19. Juni 2005:

1. Kristensen / Lehto / Werner Audi R8 370 Runden
2. Collard / Bouillon / Comas Pescarolo C60-Judd 368 Runden
3. Biela / Pirro / McNish Audi R8 364 Runden
4. Gounon / Montagny / Ortelli Audi R8 362 Runden
5. Gavin / Beretta / Magnussen (1. GT1) Corvette C6-R 349 Runden
6. Fellows / O'Connel / Papis (2. GT1) Corvette C6-R 347 Runden
7. Lammers / Bosch / Julian Dome S101-Judd 346 Runden
8. Schwager / Frei / Vann Courage-Judd 339 Runden
9. Brabham / Sarrazin / Turner (3. GT1) Aston Martin 333 Runden
10. Hindery / Rockenfeller / Lieb (1. GT2) Porsche 911 GT3 RSR 332 Runden

Schnellste Runde: Collard, Bouillion, Comas (Pescarolo-Judd) 3.34,968 min


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