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  • Etappe 8: Tichit - Néma


Doppelführung für Mitsubishi bei der Rallye Dakar

· Stéphane Peterhansel führt vor Teamkollege Luc Alphand
· Weit über eine Stunde Vorsprung auf den nächsten Verfolger
· Hiroshi Masuoka verbessert sich auf Platz fünf


Mitsubishi liegt bei der Rallye Dakar 2007 mit zwei Pajero Evolution an der Spitze. Auf der 494 Kilometer langen Prüfung von Tichit nach Néma in Mauretanien, der zweiten extrem harten Etappe in Folge, markierte Stéphane Peterhansel die drittbeste Zeit des Tages und verdrängte den mit Problemen kämpfenden Giniel de Villiers (Volkswagen) vom ersten Platz. Im Duell um den Etappensieg musste sich Mitsubishi Pilot Luc Alphand zwar um 13 Sekunden seinem französischen Landsmann Jean-Louis Schlesser (Schlesser-Ford) geschlagen geben, in der Gesamtwertung verbesserte er sich dennoch vom dritten auf den zweiten Platz. 7.50 Minuten liegen zwischen den beiden Mitsubishi Teamkollegen an der Spitze. Peterhansels Vorsprung auf den Drittplatzierten, Nasser Al-Attiyah (BMW), beträgt 1:23 Stunden.

"Als ich sah, dass de Villiers mit rauchendem Auto stand, konnte ich das kaum glauben. Er hatte bis dahin eine so starke Rallye gefahren", berichtete Peterhansel nach fünfeinhalb Stunden Fahrzeit im Tagesziel. "Aber auch wir hatten heute unsere Probleme, mussten eine Kupplung wechseln, was uns eine Viertelstunde gekostet hat. Danach kämpfte ich mich wieder an Alphand, Sainz, Miller und Schlesser heran, die mich während meiner Reparatur überholt hatten. Als Sainz nach einem großen Sprung stoppte, folgte ich Alphand. Doch ein Reifensschaden zwang mich zu einem weiteren kurzen Halt."

Teamkollege Alphand ergänzte: "Nachdem ich de Villiers und Peterhansel habe stehen sehen, befürchtete ich bei unserer aktuellen Pechsträhne das Schlimmste für uns. Daher bin ich heute nicht allzu schnell gefahren. Aber im Gegensatz zu vielen Konkurrenten hatten wir heute keinerlei Probleme und sind so auf Platz zwei vorgefahren."

Einen erfolgreichen Tag erlebte auch Hiroshi Masuoka, der sich trotz zwei Reifenschäden mit der viertbesten Zeit des Tages vom achten auf den fünften Platz verbesserte. Schnell unterwegs war auch Nani Roma im vierten Pajero Evolution. Der Spanier belegte Rang fünf der Tageswertung und steuert nach seinem Überschlag auf der siebten Etappe wieder in Richtung Top Ten. Vor der zehnten Etappe, einer 366 Kilometer langen Schleife rund um Néma, liegt er auf Platz zwölf.


Bittere Enttäuschung für das Volkswagen Team

Nach einer bisher eindrucksvollen Vorstellung hat das Volkswagen Team bei der 29. Rallye Dakar einen bitteren Rückschlag hinnehmen müssen: Das als Spitzenreiter gestartete Werks-Duo Giniel de Villiers/Dirk von Zitzewitz (Südafrika/Deutschland) wurde auf der neunten Etappe von Tichit nach Nema in Mauretanien ebenso durch einen technischen Defekt am Race Touareg 2 gestoppt wie ihre viertplazierten Teamkollegen Carlos Sainz/Michel Périn (Spanien/Frankreich).

Am Fahrzeug vom Giniel de Villiers brach ein Schlepphebel des Ventiltriebs im Motor. Dadurch wurde ein Loch in den Ventildeckel geschlagen, wodurch Motoröl austrat und sich am heißen Turbolader entzündete. Die Flammen wurden sofort mit dem Bordfeuerlöscher erstickt. Das Fahrzeug wird von einem Race-Truck ins Biwak geschleppt. Am Fahrzeug von Carlos Sainz, der die Tageswertung klar anführte, ist der Motor plötzlich abgestorben und sprang vermutlich auf Grund eines elektrischen Defektes nicht mehr an. Auch er wird ins Biwak geschleppt.

Volkswagen hat vom Start am 6. Januar in Lissabon bis zum heutigen 15. Januar die Rallye Dakar souverän angeführt. Das Duo de Villiers/von Zitzewitz besaß vor der neunten Etappe einen Vorsprung von 31 Minuten. Den zweiten Gesamtrang hatten Sainz/Périn erst auf der achten Etappe eingebüßt, als ein Schlauch der Lenkhydraulik durchgescheuert war und Sainz ohne Lenkunterstützung auskommen musste. Von den bisherigen neun Etappen konnte Volkswagen sechs gewinnen.

Carlos Sousa/Andreas Schulz (Portugal/Deutschland) im Race Touareg des Lagos-Teams und das Werksduo Mark Miller/Ralph Pitchford (USA/Südafrika) beendeten die neunte Etappe auf den Plätzen sieben und zehn mit jeweils rund einer halben Stunde Rückstand, den sie unter anderem dadurch erlangten, weil sie Sainz zur Hilfe kamen. In der Gesamtwertung, die nun von Stéphane Peterhansel (Frankreich/Mitsubishi) angeführt wird, belegen Miller/Pitchford und Sousa/Schulz die Plätze sechs und sieben.

Kris Nissen (Volkswagen Motorsport-Direktor)
"Wir haben heute zwei schwere Rückschläge hinnehmen müssen. Das ändert allerdings nichts daran, dass ich auf das Team stolz bin. Es ist der Verdienst aller, dass Volkswagen die Rallye ab dem ersten Tag angeführt und Mitsubishi im sportlichen Kampf bezwungen hat – bis gestern. Für uns ist es schwer zu akzeptieren, dass wir nicht mehr führen und dass es eigentlich ausgeschlossen ist, noch zu gewinnen. Man kann bei dieser Rallye viele Prüfungen gewinnen und muss nur eine verlieren, um am Ende doch der Verlierer zu sein. Das ist der Unterschied zwischen der Rallye Dakar und anderen Wettbewerben wie etwa einer Fußball-Saison, bei der ein verlorenes Spiel noch nicht die Meisterschaft kostet. Unsere Ziele sind nun, Giniel und Carlos eine Weiterfahrt zu ermöglichen, möglichst gute Tagesplatzierungen einzufahren und noch ein ordentliches Endergebnis zu erreichen."

#301 – Giniel de Villiers (RSA)
"Wir haben die Rallye angeführt, als ein Rollenschlepphebel im Ventiltrieb gebrochen ist. Er schlug ein Loch in den Zylinderkopfdeckel und es trat Öl aus, das kurz brannte. Wir konnten die Flammen schnell mit dem Bordfeuerlöscher ersticken. Der Schaden kann auf der Etappe nicht behoben werden, weshalb wir uns vom Race Truck abschleppen lassen mussten."

#303 – Carlos Sainz (E)
"Nachdem wir in einem Loch hart gelandet sind, starb der Motor ab und sprang nicht wieder an. Mark Miller hielt und half uns, ebenso Carlos Sousa. Weder durch den Tausch von Elektronik-Bauteilen noch durch den Versuch, das Auto anzuschleppen, sprang der Motor wieder an. Also nahm uns der Race-Truck an den Haken."

#305 – Mark Miller (USA), 10. Platz Tages- / 6. Platz Gesamt-Wertung
"Wir fuhren ein sehr gutes Tempo, haben einen Mitsubishi und einen BMW überholt und lagen an der ersten Zeitkontrolle auf dem dritten Platz. Als wir Giniel entdeckten, hielten wir 30 Sekunden an, doch er sagte, wir sollen weiterfahren. Später folgten wir Luc Alphand, blieben aber defensiv – er hatte also nichts zu befürchten. Dann gelang uns ein guter Schachzug: Carlos Sainz folgte uns wie ein Schatten. Wir ließen ihn vorbei, was Alphand nicht merkte – so ließ er ihn aus Versehen passieren, weil er dachte, es sei mein Auto. Leider blieb Carlos stehen. Wir stoppten bei ihm, halfen ihm 35 Minuten bei der Reparatur, tauschten das Steuergerät – aber vergeblich."

Aus dem Volkswagen Biwak
- Gefragte Physiotherapeuten: Neben einem Arzt begleiten auch drei Physiotherapeuten das Werksteam von Volkswagen. Bereits nach den felsübersäten Prüfungen in Marokko waren die heilenden Hände sehr gefragt: Gut 30 bis 45 Minuten kneten die Spezialisten die Fahrer und Beifahrer bei einer einzelnen Behandlung durch. "Die Behandlungen dienen der Entspannung, Schmerzlinderung durch die Belastung im Auto und der Funktionsverbesserung der Gelenke", erklärt Physiotherapeut Pierre Wack, der seine erste Rallye Dakar mit Volkswagen erlebt. "Bei Problemen kümmern wir uns auch um die schwer arbeitenden Mechaniker und Race-Truck-Besatzungen."

- Runde Sache: Insgesamt 400 Reifen von BFGoodrich, die allesamt auf BBS-Felgen vormontiert sind, hat Volkswagen bei der Rallye Dakar dabei. Ein Rad wiegt 38 Kilogramm. Trotz des felsigen Geläufs in Nordafrika kamen die Werksfahrer bislang mit nur zehn Reifenschäden über die Runden. "So haben wir inklusive aller Ersatzräder zum Ruhetag erst 150 Reifen aufgebraucht", erklärt der Technische Direktor von Volkswagen Motorsport, Eduard Weidl.

- Taktik zählt: Unmittelbar, nachdem die Volkswagen Werkspiloten an jedem Nachmittag in Biwak kommen, treffen sie sich zusammen mit den Fahrzeug-Ingenieuren, Volkswagen Motorsport-Direktor Kris Nissen, dem Technischen Direktor Eduard Weidl und dem Technischen Berater Jean-Claude Vaucard zum Technischen Meeting. "Diese Besprechungen sind sehr effizient", so Jean-Claude Vaucard. "Wir sprechen weniger über das Geschehen des Tages, sondern planen stärker für die folgende Etappe, um in der Lage zu sein, besser zu agieren."



Martin Freinademetz
Die neunte Etappe der Rallye Dakar von Tichit nach Nema startete direkt vom Biwak der Marathonetappe. 494 Kilometer Sonderprüfung standen am Programm, Navigation war ein großes Thema und acht Stunden nach dem Start befand sich Dakar-Neuling Freinademetz bei Checkpoint Nummer zwei (387km).

Die gestrige Marathonetappe hielt in allen Belangen was sich Profi und Amateur gleichermaßen erwartet hatten: Nicht nur die Tatsache, dass keine Mechaniker die Fahrer unterstützen durften, zeichnete den Tag aus, sondern auch die Länge der Spezialwertung am Sonntag. 589 Kilometer gegen die Zeit – für Martin Freinademetz eine 14:15:48 dauernde Tortur. Erst nach 23.00 Uhr im Tagesziel, schellte bereits um 05.00 Uhr morgens der Wecker zur Tagwache.

Nach 387km in der Wertungsprüfung hat der ehemalige Snowboardprofi 03:04:03 Rückstand auf den späteren Tagessieger Vinters aus Litauen. Nicht mehr bei Tageslicht, aber dennoch ist der Tiroler auf dem Weg das Ziel in Nema zu erreichen.

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