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• Straßenflieger mit Herz für Kinder
• Roadjet als Konzeptstudie die vor allen liquide Familien begeistern könnte
• Geradezu futuristisch geht es im Interieur zu

Solide, zuverlässig, aber nicht in der Nähe der Herzklopfenerregung - wer dies mit dem Namen Audi assoziierte, wurde spätestens mit TT Roadster und Coupé eines Besseren belehrt. Doch während sich der TT an die bindungslosen Jungdynamiker wendet, stellt Audi mit dem Roadjet nun eine Konzeptstudie vor, die vor allen liquide Familien begeistern könnte - so er denn jemals in Serie geht. Der Straßenflieger hat ein Herz für Kinder, denn in keinem sportlich ambitionierten Fahrzeug wurde bislang so an die Kleinsten gedacht.


Audi Roadjet Concept
Foto: Auto-Reporter/Audi

Zwischen A4 Avant und dem Audi SUV Q7 soll der Roadjet die Lücke füllen und neben Vätern auch solche Männer ansprechen, die es noch werden wollen. Mit einer Länge von 4,70 Meter und einer Breite von 1,85 Meter bewegt er sich noch in gewohnten Dimensionen, die Höhe von 1,55 Meter und sein extrem langer Radstand von 2,85 Meter und kurze Überhänge deuten aber schon an, dass er mehr kann als ein normaler Kombi. Ein extrem großer Singleframe-Kühlergrill, noch extremer wirkende 20-Zoll Räder aus poliertem Aluminium mit Reifen der Dimension 245/45 R20 sowie eine hohe Schulterlinie und ein schmales Fensterband kennzeichnen den optisch höchst präsenten Familiensportler.

Geradezu futuristisch geht es im Interieur zu, das mit einer völlig neuen Sitzkombination von 2+2+1 aufwartet. Hinter den wohl konturierten Einzelsitzen mit integrierten Kopfstützen in Reihe eins und zwei ist ein Kindersitz mittig im Kofferraum auf dem Laderaumboden platziert. Um ein Kind bequem auf dem Sitz festschnallen zu können, kann man zuerst den Laderaumboden per Knopfdruck elektrisch nach hinten über den Stoßfänger heraus- und dann über einen zweiten Schalter den Kindersitz elektrisch zurückfahren. Hat man sein Kind mit den Vierpunktgurten angeschnallt, fährt man Kindersitz und Laderaumboden wieder ein. Auch zwischen den beiden diagonal verschiebbaren Einzelsitzen im Fond befindet sich ein Schienensystem, in dem wahlweise eine Staubox mit Mittelarmlehne, eine Espressomaschine (!) oder auch eine weitere Babyschale eingesetzt werden kann. Ledersitze und ein Fußboden aus Neopren machen beim Kindertransport durchaus Sinn, denn beide Materialien lassen sich leicht reinigen. Sonnenblenden sucht man im Roadjet Concept vergeblich. Im oberen Bereich der Windschutzscheibe sorgt die so genannte Vari-Light-Technik durch das Anlegen einer Stromspannung für eine Tönung des Glases.


Audi Roadjet Concept
Foto: Auto-Reporter/Audi

Auf der technischen Seite hat Audi alles in die Studie gepackt, was demnächst Sinn in der Serie machen könnte: Vor dem Fahrer befindet sich zwischen Tachometer und Drehzahlmesser ein LED-Display, das die wichtigsten Informationen über fahrdynamische Abstimmung des Fahrzeugs, Gangwahl, Navigation oder Radioeinstellung liefert. Für Konzertsaal-Qualitäten sorgt ein Soundsystem von Bang & Olufsen mit 14 Lautsprechern und mehr als 1.000 Watt Verstärkerleistung. Wird es dem Fahrer zu laut, kann er die Beifahrer mit Bluetooth-Kopfhörern ausrüsten. Auch bei schneller Fahrt und entsprechend hohem Geräuschpegel soll die Unterhaltung der Reisenden nicht leiden. Dafür soll Digital Voice Support (DVS) sorgen. Mikrofone nehmen jeden Satz auf und geben ihn über die Lautsprecher wieder. Sogar mit anderen Fahrzeugen und der Fahrzeugumgebung soll der Roadjet Kontakt aufnehmen können. Dazu ist er mit dem drahtlosen Funkstandart WLAN ausgestattet. So kann der Roadjet beispielsweise in der Garage schon einmal die Musiksammlung im MP3-Format vom Heimcomputer ins Auto laden.


Audi Roadjet Concept
Foto: Auto-Reporter/Audi

Komplett überarbeitet hat Audi sein zentrales Bedienkonzept MMI (Multi Media Interface). Neben dem Display vor dem Fahrer haben auch Beifahrer und Fondpassagiere eigene Anzeigen und Bedieneinheiten. Gut gelöst ist die Anordnung des Bildschirms für den Beifahrer. Der versteckt sich in einem Rückprojektions-Displays auf der Schalttafel. Dort kann der Beifahrer sogar während der Fahrt Fernsehen.

Ein außergewöhnliches Auto braucht auch einen außergewöhnlichen Antrieb. Doch hier gibt sich Audi eher konventionell. Keine Brennstoffzelle, kein Hybrid, ein konventionelles Aggregat aus A6 und A8 bekannt, verrichtet seinen Dienst, allerdings in modifizierter Form. Der längs eingebaute 3,2-Liter-Sechszylinder mit Benzin-Direkteinspritzung FSI bringt 220 kW (300 PS) über ein neues Sieben-Gang-Direktschaltgetriebe (Audi S tronic) an alle vier Räder. Der Motor verfügt über das Audi "valvelift system". Dabei passt, je nach Last und Drehzahl, eine zweistufige Nockenhub-Einstellung den Ventilöffnungsgrad an. Nur 10,4 Liter Super plus soll der Roadjet Concept pro 100 Kilometer benötigen.

Besonderen Wert legt Audi auf die fahrdynamischen Komponenten mit Vierlenker-Vorderachse und spurgesteuerter Trapezlenker-Hinterachse. Erstmals zum Einsatz kommen regelbare Stoßdämpfer und Audi "dynamic steering", eine Zahnstangenlenkung mit variabler Übersetzung. Alle elektronisch gesteuerten Systeme soll der Pilot des Roadjet mittels Audi "drive select" je nach Lust und Laune frei bestimmen können. Vorgegeben sind die drei Fahrmodi "comfort", "dynamic" und "sport", in denen Lenkung, Dämpfung, Getriebe und die Motorcharakteristik entsprechend angepasst werden. Über die drei Grundkonfigurationen hinaus bietet das System zusätzlich die Möglichkeit, auch einzelne Parameter in den drei Stufen zu variieren. So kann beispielsweise eine straffe Lenkung mit einer komfortablen Federungsabstimmung kombiniert werden.

Noch ist der Roadjet eine reine Studie, die aber schon sehr seriennah daher kommt. Es wäre schade, wenn solch pfiffige Ideen wie der Kindersitz im Kofferraum oder die komplexe Fahrdynamikregelung nicht gebaut würden. Aber dafür wird Audi schon sorgen. Und wenn nicht in einem Guss wie im Roadjet, dann zumindest in einzelnen Modulen in den künftigen Modellen von A3 bis Q7. (Auto-Reporter.net /mj/RPB)

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