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Der Porsche Cayman füllt die Coupé-Lücke
ar - Den Cayman, die Coupé-Version des Boxsters, zeigt der Stuttgarter Autobauer Porsche auf der Automobilausstellung in Frankfurt.

Angetrieben wird der Bolide von einem 3,4-Liter-Sechszylinder-Boxer mit 217 kW/295 PS. Der Preis des Coupés soll bei circa 60 000 Euro liegen.

Preislich würde sich der Cayman damit also zwischen Carrera und Boxster bewegen. Ob dies auch für das Fahrgefühl und den Fahrspaß gilt, müssen die Porsche-Fans aber noch selbst herausfinden (ar/hg)

Vorstellung Porsche Cayman S: Schön, schnell und leicht

ar - 26. September 2005. Ich fühle mich wie zu Hause. Ich sitze in einem neuen Porsche und fühle mich wie zu Hause. Vor mir die Boxster-Rundinstrumente, neben mir die Boxster-Mittelkonsole mit dem Schalthebel, unter mir die elektrisch verstellbaren Boxster-Sitze, hinter mir der röhrende Sechszylinder. Alles wie Boxster also? Nein, über mir schwebt nicht der Boxster-Himmel. Das Dach ist fest und bleibt geschlossen - immer. Ich sitze im Neuen aus Zuffenhausen.

Der zweisitzige, geschlossene Cayman S, der auf dem Boxster basiert, ist - was im direkten Vergleich zwischen offen und geschlossen eher selten geschieht - die schönere Schönheit. Vorne Boxster unverändert, aber die hinteren Kotflügel mit den modifizierten Lufteinlässen für den Mittelmotor und das fast erotisch wirkende Heck geben dem Cayman ein eigenes Profil voll scharfer Markanz. Ihm gelingt es, sogar auf Fotos beim Betrachter Besitzerträume zu wecken, und das ist für den Verkaufserfolg schon mehr als die halbe Miete. So ist die Bugwelle der "blind orders" beträchtlich, und wer heute einen bestellt, kann Pech haben und sich auf der Warteliste wiederfinden. Der Cayman S geht zwar erst am 26. November 2005 offiziell an den Start, aber die Kundschaft hielt das nicht vom Bestellen ab. Porsche Vertriebsvorstand Hans Riedel: "Die Kontingente für die einzelnen Länder sind zugeteilt, und in einigen Märkten bereits verteilt."

Dabei baut Porsche ab 2006 etwa 15 000 Cayman pro Jahr, und der Neue soll wesentlich dazu beitragen, "in wenigen Jahren 100 000 Fahrzeuge jährlich zu verkaufen - wohlgemerkt mit drei Baureihen." Weit weg von der magischen Grenze sind die Zuffenhausener eh nicht mehr: Im Geschäftsjahr 2004/2005 haben sie 88 739 Fahrzeuge verkauft - 15 Prozent mehr als im Vorjahr und mehr als jemals zuvor. Der Umsatz stieg das neue Rekordniveau von 6,56 Milliarden Euro, die Profitabilität ist besser als bei jedem anderen Unternehmen der weltweiten Konkurrenz, und bei all den Rekorden könnte einem fast schwindlig werden.

Die Erfolgswelle, auf der Porsche seit Jahren schwimmt, führt zur maximalen Auslastung aller Produktionskapazitäten. So laufen zur Zeit alle Cayman ohne Ausnahme bei Valmet in der finnischen Stadt Uusikaupunkki vom Band. Aber - so betont Riedel - "wir können ihn jederzeit auch in Zuffenhausen bauen, wenn sie die Kapazitätslage verändern sollte." Aber warum sollte sie das - der Cayman S ist ein so attraktives Fahrzeug, dass er einen Eroberungsfeldzug auf den Märkten der Welt starten dürfte.

Das Procedere der Einführung ist Hausprinzip und sonnenklar: Top-down. "Wir fangen immer mit der Spitzenversion an und führen danach die anderen Varianten ein", stellte Porsche Vertriebsvorstand Hans Riedel. Wie beim Boxster soll später noch eine etwas schwächere Version nachgeschoben werden. Bis dahin erfreuen wir uns am "S".

Unter der Hülle strotzt der kernige Bursche nur so vor Kraft. Hinter mir mitten im Auto steckt der 3,4-Liter-Sechszylinderboxer, der aus dem 3,2-Liter-Aggregat des Boxster abgeleitet wurde. Zylinderköpfe sowie die Nockenwellen- und Ventilhubverstellung VarioCam Plus stammen vom 911 Carrera, und dank dieser Leistungskur entwickelt der Treibsatz 217 kW/295 PS, das maximale Drehmoment von stattlichen 340 Nm liegt zwischen bei 4400 und 6000/min an. Auf deutsch: kein Quasi-Rennmotor, sondern ein eher konventioneller Typ mit viel Biss von unten heraus. Der Cayman S erfüllt EU4 und bleibt mit einem Verbrauch von 10,6 Liter SuperPlus pro 100 Kilometer relativ genügsam. Serienmäßig bringt ein Sechsganggetriebe die Kraft an die Hinterräder, alternativ steht die Tiptronic zur Verfügung.

Genug der Theorie. In 5,4 Sekunden befördert der Boxer den Cayman S aus dem Stand auf 100 km/h und bis auf 275 km/h Höchstgeschwindigkeit. Ein schwerer Klotz schafft solche Werte nicht, deshalb setzt Porsche beim Cayman auf konsequenten Leichtbau: Der Neuling bringt gerade einmal 1340 Kilogramm auf die Waage. Dieses bedeutet: Jedes PS muss sich nur um 4,6 Kilogramm kümmern (ein exzellentes Leistungsgewicht), dass sich in exzellenten Fahrleistungen manifestiert. Ab 5000 und bis weit jenseits der 6000 Umdrehungen der Kurbelwelle trompetet der Vierventiler auf einem Frequenzband, dass es Spuren im Trommelfell hinterlässt. Nur ein weiterer Beweis, dass die Porsche-Akustiker ihr Handwerk verstehen.

Und das Fahrwerk macht süchtig nach der nächsten Kurve, nach der der Cayman S geradezu giert. Straffer abgestimmte Federn, Dämpfer und Stabilisatoren sorgen für die Porsche-typische Agilität, die wegen der optimalen Gewichtsverteilung durch das Mittelmotorkonzept und die 18-Zoll-Reifen auf einem höheren Niveau als beim Boxster liegt. Der Achselschweiß bleibt auch bei ambitionierter Kurvenhatz aus, denn er erledigt seine Aufgaben mit souveräner Porsche-Lässigkeit. Bei der Bremsanlage stand der Rennsport Pate. Die großen, innenbelüfteten Scheibenbremsen mit 318 Millimeter Durchmesser an der Vorderachse und 299 Millimeter an den hinteren Rädern verzögern den Porsche Cayman S noch schneller, als der Mittelmotor ihn beschleunigen kann. Wer noch ein Stufe höher gehen mag, wählt die PCCB (Porsche Ceramic Composite Brake): Bei jener schimmern dezent die dazugehörigen Mehrkolben-Bremssättel knallgelb durch die Felgenspeichen - Hightech für den Understater.

Serienmäßig besitzt der Cayman S das Porsche Stability Management (PSM), optional gibt es das Porsche Active Suspension Management (PASM), das die fahrdynamischen Qualitäten des Cayman S auf ein noch höheres Niveau hebt. Auf dem Nürburgring soll die Sportabstimmung bis zu drei Sekunden pro Runde bringen, in der zivilen Praxis bringt sie vor allem noch mehr Spaß.

Airbags für Fahrer- und Beifahrer sowie je zwei Thorax- und Kopf-Airbag sorgen für passive Sicherheit. Auch als Reisesportwagen taugt der Cayman S zumindest bedingt. 410 Liter Volumen verteilen sich auf zwei Gepäckräume. Unter der Heckklappe steht 260 Liter Stauraum, hinzu gesellen sich 150 Liter im Bug.

Aber mal ehrlich: Als Reisesportwagen legt man sich einen Porsche doch eher selten zu. Wer 58 529 Euro für den Cayman S hinblättert, der will Fahrspaß. Und davon bekommt er reichlich, denn der Cayman S bleibt in der Tradition der Zuffenhausener. Porsche waren immer hedonistische Autos, doch hat man in Zuffenhausen selten darüber geredet. Autos mit dem Namen Porsche enthielten immer schon ein gerüttelt Maß an Genuss - auch der Cayman S. Und bei dem ist schon das Anschauen ein Genuss.


Text: Auto-Reporter.net --- Fotos: UnitedPictures / Manfred Zimmermann


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