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Michelin peilt an der Sarthe den Jubiläumssieg an
Gelungene Generalprobe: Michelin Partner Peugeot glänzte bei den offiziellen
Tests mit neuem Rundenrekord.
Bibendum gibt in an der Sarthe den Ton an: Insgesamt 39 der 55 für die
„24 Stunden von Le Mans“ gemeldeten Fahrzeuge vertrauen auf Reifen
von Michelin. Allein in der sogenannten LMP1-Klasse, in der unter anderem
Audi und Peugeot mit ihren Diesel-Sportwagen an den Start gehen, rüsten
die Reifenexperten aus Clermont-Ferrand 14 der 16 Fahrzeuge aus. „Der
Großteil der Teilnehmer entschied sich für uns als Reifenpartner,
weil Michelin Pneus bekanntermaßen sehr schnell sind“, liefert
Matthieu Bonardel, Leiter des Sportwagenprogramms von Michelin, eine verblüffend
einfache Erklärung. „Während es früher zumeist ausreichte,
ein Langstreckenrennen einfach zu beenden, um erfolgreich zu sein, gilt das
heute nicht mehr. Du musst nicht nur mit großer Zuverlässigkeit,
sondern gleichzeitig auch sehr schnell unterwegs sein. Es kommt darauf an,
unter allen Bedingungen den optimalen Kompromiss zwischen Performance und
Haltbarkeit zu finden.“
Vor diesem Hintergrund liefen die abschließenden Testfahrten am vergangenen Sonntag exakt nach Plan: Sébastien Bourdais umrundete den 13,629 Kilometer langen „Circuit des 24 heures“ mit dem Michelin-bereifen Peugeot 908 in 3.26,707 Minuten und markierte damit einen neuen Streckenrekord - drei Sekunden unter der Bestzeit aus dem Vorjahr. Der Lokalmatador - Bourdais wurde am 28. Februar 1979 in Le Mans geboren - äußerte sich anschließend begeistert über die Reifen: „Wir probierten unterschiedliche Mischungen aus und sind mit der Leistungsfähigkeit und der Haltbarkeit unter allen Bedingungen sehr zufrieden. Normalerweise gilt: Je höher die Asphalttemperatur, desto mehr Zeit verlierst du. Das ist bei den Reifen von Michelin nicht der Fall - für ein 24-Stunden-Rennen ein enormer Vorteil.“
Mathieu Bonardel zog ebenfalls ein rundum positives Fazit: „Die Bedingungen
am Sonntag entsprachen ziemlich genau denen, die wir während des Rennwochenendes
erwarten dürfen. So konnten wir ausprobieren, welche Laufflächenmischungen
sich zu welcher Tageszeit empfehlen. Unsere mittelharten und harten Mischungen
funktionierten unter diesen Bedingungen hervorragend. Auch unsere Partnerteams
wissen jetzt, wie sie vor allem die ,Medium'-Option optimal nutzen können,
die wohl während 80 Prozent des Rennens zum Einsatz kommen wird.“
Abgeschlossen sind die Vorbereitungen aus Sicht von Michelin damit allerdings
noch nicht. „Während der Qualifikationstrainings am Mittwoch und
Donnerstag werden wir noch die weicheren Reifenmischungen testen, die vor
allem für die kühleren Bedingungen am Abend und in der Nacht vorgesehen
sind.“
Enormer logistischer Aufwand für das Mega-Event
Insgesamt 8.000 Reifen transportiert Michelin in der kommenden Woche mit 20
Sattelaufliegern nach Le Mans. „Für jedes der von uns ausgerüsteten
Fahrzeuge rechnen wir mit rund 30 Sätzen Slick-Reifen“, rechnet
Gérard Bombled, Einsatzleiter des Langstrecken-Engagements von Michelin,
vor. Gelagert werden die Reifen in einem neuen, großzügig dimensionierten
Zelt mit 800 Quadratmeter Grundfläche, das Michelin in diesem Jahr erstmals
in Le Mans einsetzt. 55 Monteure sowie 28 Reifeningenieure und -techniker
kümmern sich um die Belange der 26 Partnerteams und stehen als Ansprechpartner
zur Verfügung. Hinzu kommen 15 Chemiker, Forscher und Technische Assistenten,
die am Rennwochenende ebenfalls vor Ort sind und die gesammelten Daten und
Erkenntnisse unmittelbar in die weitere Reifenentwicklung einfließen
lassen.
Für alle Bedingungen die optimalen Reifenlösungen
Den Piloten stehen insgesamt vier verschiedene Typen Slicks zur Wahl. Neben
den drei regulär während des Rennens eingesetzten („soft“,
„medium“ und „hard“) hält Michelin noch eine
ganz spezielle Laufflächenmischung für besonders hohe Asphalttemperaturen
bereit, die üblicherweise nur während des ersten Turns zum Einsatz
kommt. Das ideale Temperaturfenster eines Slicks liegt zwischen 80 und 100
Grad. Generell gilt: Je wärmer es ist, desto härter sollte die Laufflächenmischung
des Reifens sein. Dank der ständigen technischen Weiterentwicklung und
der Erfahrung der Michelin Techniker können die Teams heute in der Nacht
bis zur vier Turns mit einem Satz Pneus absolvieren. Nur zur Erinnerung: Vier
Stints à zwölf oder 13 Runden bedeuten immerhin rund 700 Kilometer
oder mehr als drei Stunden Renntempo. Für die Michelin Partner ein unschätzbarer
Vorteil: In Le Mans dürfen während der Boxenstopps nicht zeitgleich
die Reifen gewechselt und getankt werden. Darüber hinaus ist die Anzahl
der Mechaniker und der Pressluftschrauber begrenzt, sodass immer nur zwei
Pneus gleichzeitig getauscht werden können - eine Zeit raubende Angelegenheit.
Die Teams gewinnen daher wertvolle Sekunden, wenn sie nicht bei jedem Halt
vor ihrer Box auch neue Räder aufziehen müssen.
Neben den Trockenreifen stehen zwei verschiedene sogenannte „Intermediates“ für Mischbedingungen und ein reiner Regenreifen zur Verfügung. „Bei der Entwicklung dieser Nässe-Spezialisten profitierten wir sehr von unseren seit 2004 gesammelten Erfahrungen in der europäischen und der amerikanischen Le Mans Series, wo wir häufig Regenrennen bestritten haben“, so Matthieu Bonardel. Bei Nässe können Regenreifen bis zu fünf oder gar sechs (!) Stints absolvieren, da das auf der Strecke befindliche Wasser eine Kühlfunktion übernimmt und sich die Haltbarkeit der Reifen dadurch deutlich erhöht. Sobald der Kurs jedoch abtrocknet, steigt der Verschleiß rapide an. Die optimale Arbeitstemperatur der Regenreifen, deren Lauffläche übrigens ein Negativprofil-Anteil von mindestens 25 Prozent aufweisen muss, liegt zwischen 40 und 50 Grad.
Qualifying-Reifen offenbaren geradezu unglaubliches Potenzial
Für die beiden Qualifikationstrainings am Mittwoch und Donnerstag der
kommenden Woche haben die Piloten zudem die Wahl zwischen zwei speziellen
Qualifying-Reifen. Dabei handelt es sich um einen besonders weichen Pneu,
der eigentlich nur über eine fliegende Runde optimal funktioniert, und
einen etwas weicheren, der durchaus auch mehrere Versuche erlaubt. „Das
Potenzial eines Qualifying-Satzes optimal zu nutzen, ist eine Kunst“,
verrät Bonardel. „Selbst erfahrene Piloten sind immer wieder überrascht
von der Tatsache, dass sie bis zu 30 Meter später bremsen und Kurven
zum Teil 20 km/h schneller durchfahren können. Das Potenzial dieser Pneus
baut sich sukzessive auf, bis sie für einen bestimmten Zeitraum geradezu
phänomenalen Grip bieten. Anschließend lässt die Leistungsfähigkeit
schlagartig nach - so als ob der Fahrer über einen Ölfleck gefahren
wäre.“
Der weichere der beiden Qualifikationsreifen wurde beim offiziellen Test am vergangenen Sonntag vom Pescarolo-Team gefahren und ermöglichte dabei einen Zeitgewinn von rund drei Sekunden pro Umlauf: „Der Pneu offenbarte zudem Potenzial für mehr als nur eine fliegende Runde“, verrät Bonardel. „Jean-Christophe Bouillon zeigte sich von der allgemeinen Performance und den enormen Seitenführungskräften begeistert.“
Die finale Vorbereitungsphase hat begonnen
Derzeit analysieren Michelin Experten in Clermont-Ferrand die während
des Tests gesammelten Daten. „Anschließend werden wir jedem unserer
26 Partnerteams für die ,24 Stunden von Le Mans' Empfehlungen in puncto
Reifen aussprechen“, so Bonardel zum Abschluss. „Alles in allem
sind wir mit unserer bisherigen Vorbereitung sehr zufrieden. Wir liegen absolut
im Plan.“