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Michelin Pilot Nicky Hayden erstmals MotoGP-Weltmeister

Das „Kentucky Kid“ entthront den „Doctor“: In einem sensationellen Showdown beim letzten Saisonlauf in Valencia sicherte sich der US-Amerikaner Nicky Hayden auf Honda und Michelin erstmals den WM-Titel in der Motorrad-Königsklasse. Für Titelverteidiger Valentino Rossi, auf seiner Werks-Yamaha ebenfalls Michelin Partner, endete die grandiose Aufholjagd der zweiten Saisonhälfte ausgerechnet im Finale: Der Italiener wurde nach einem Sturz nur 14. und damit nach fünf Titeln in Folge für diesmal Vizeweltmeister. Reifenspezialist Michelin hat in der 500ccm- und MotoGP-Klasse nun 26 Titel erobert, davon die vergangenen 15 in ununterbrochener Folge.


Kentucky Kid Nicky Hayden - Stars, Stripes und Tränen

Weltmeister mit Michelin: Nicky Hayden holte mit optimaler Konstanz den größten Erfolg seiner Karriere.
Dramatischer hätte die Ausgangslage vor dem finalen Showdown kaum aussehen können: Erst beim vorletzten Lauf war Nicky Hayden durch seinen Teamkollegen Dani Pedrosa unabsichtlich vom Motorrad geholt worden und hatte die Tabellenführung an Superstar Rossi abgeben müssen. Selbst ein Sieg würde dem 25-jährigen US-Boy nicht zum Titel reichen, wenn „Vale“ hinter ihm Zweiter würde. Und dann eroberte der begnadete Italiener auch noch die Pole Position für das Finale auf dem „Circuit Ricardo Tormo“ in Valencia, während Hayden mit Startplatz fünf vorlieb nehmen musste.

Zumindest diese Reihenfolge kehrte sich schon beim Start um: Rossi musste nach einem unfreiwilligen Wheelie kurz das Gas zudrehen, Hayden startete sehr gut und etablierte sich auf Podestkurs. An der Spitze zog Superbike-Weltmeister Troy Bayliss auf und davon, der für Ducati als einmaliger Ersatzfahrer agierte.


Rossi auf dem Hosenboden - WM adé

Doch selbst eine Platzierung um die Ränge fünf oder sechs beließ dem Serien-Champion Rossi alle Titelchancen - bis der „Doctor“ sein Operationsbesteck auf der unerwartet rutschigen Strecke fortwarf. In einer langsamen Kurve rutschte er über beide Räder weg, drehte sich ins Kiesbett, konnte aber die noch laufende Yamaha M1 wieder flott machen. Noch war ein gutes Renndrittel zu fahren …

Entthront, aber umjubelt: Yamaha-Michelin Star Valentino Rossi erlaubte sich einen seiner seltenen Ausrutscher.
Und in der Tat arbeitete sich der Weltmeister vom letzten Platz in die Punkteränge vor und verkürzte den virtuellen WM-Vorsprung des an dritter Stelle liegenden Herausforderers. So kurvten die beiden Michelin Stars um den winkligen katalanischen Kurs - Rossi ohne Wenn und Aber, Hayden eher kontrolliert - und es blieb packend bis zur letzten Runde.

Als die Zielflagge fiel, war es mit der Selbstkontrolle des Amerikaners vorbei: Nun flossen die Freudentränen, denn ein dritter Platz hinter dem Ducati-Duo Bayliss und Loris Capirossi reichte Hayden, um in seiner vierten MotoGP-Saison erstmals den Weltmeistertitel zu erringen. Mit Michelin feierte der frühere US-Superbike-Champion seinen größten Erfolg, und seine ohne Ausnahme rennfahrende Familie lag sich in den Armen. Rossi gratulierte fair und tröstete sich mit den meisten Saisonsiegen - eine Bilanz, die auch Michelin mit 13 Erfolgen in 17 Läufen für sich in Anspruch nehmen kann.

Ein neuer Sieger auf Michelin: Honda-Pilot Toni Elias gewann den vorletzten Saisonlauf und nahm Rossi so jene fünf Zähler weg, die dem Italiener am Ende fehlten.

Ein ähnliches Wechselbad der Gefühle wie das letzte Rennen hatte die gesamte Saison gekennzeichnet: Das erste Saisondrittel stand im Zeichen von Loris Capirossi auf Ducati, der erst durch eine Verletzung beim siebten Lauf in Barcelona den Anschluss an die Tabellenspitze verlor. Dann zog Hayden, der regelmäßig punktete und in den ersten elf Läufen neunmal auf dem Podest stand, an der Konkurrenz vorbei. Das „Kentucky Kid“ gewann in dieser Phase auf der Michelin-bereiften Werks-Honda RC211V die berühmte „Dutch TT“ in Assen und - fast schon obligatorisch - sein Heimrennen in Laguna Seca. Nach viel Pech, das in einem Motorschaden in den USA gipfelte, schlug nun die Stunde von „Dottore Rossi“. Innerhalb von fünf Rennen wandelte er den 51-Punkte-Rückstand auf Hayden in eine Acht-Punkte-Führung um - bis Nicky im Finale auftrumpfte und das Duell der beiden Michelin Piloten für sich entschied.

Mit dem Saisonfinale in Valencia endet die fünfjährige 990ccm-Ära der Königsklasse, denn kommendes Jahr wird der Hubraum der MotoGP-Prototypen auf 800ccm reduziert. Michelin gewann sämtliche Titel in diesen Jahren sowie 74 der 82 Rennen.
Ihre Mannschaft prägte die erste MotoGP-Ära: Michelin Motorrad-Rennchef Nicolas Goubert (links) und Motorsport-Direktor Fréderic Henri-Biabaud sind die Köpfe hinter 74 Siegen in 82 Rennen.

Zum Abschied von den großvolumigen Viertaktern hielt die Mannschaft um Michelin Motorrad-Rennleiter Nicolas Goubert für alle Partner noch eine ganz besondere Überraschung bereit: Persönlich beschriftete Rennreifen mit gelber Lauffläche, verziert mit der Landesflagge des jeweiligen Fahrers. „Damit wollten wir ausdrücken, dass Michelin immer bestrebt ist, jedem Partner Reifen zur Verfügung zu stellen, die auf seine Bedürfnisse maßgeschneidert sind“ erklärte Goubert den farbenfrohen Saisonabschluss. Die Kunstwerke werden jedoch nicht auf der Strecke eingesetzt, sondern wandern direkt in die Wohnzimmer der Stars.

Statistisches:
Großer Preis der Comunitat Valencia, Circuit Ricardo Tormo, Valencia;
17. und letzter Lauf zur FIM-MotoGP-Weltmeisterschaft 2006 (29. Oktober 2006).

Ergebnis (Rennen):
1. Troy Bayliss (AUS) Ducati
2. Loris Capirossi (I) Ducati
3. Nicky Hayden (USA) Honda M
4. Dani Pedrosa (E) Honda M
5. Marco Melandri (I) Honda M
6. Toni Elias (E) Honda M
7. Shinya Nakano (JP) Kawasaki
8. Kenny Roberts jr. (USA) KR M
9. Colin Edwards (USA) Yamaha M
10. Carlos Checa (E) Yamaha
11. Makoto Tamada (JP) Honda M
12. John Hopkins (GB) Suzuki
13. Valentino Rossi (I) Yamaha M
14. James Ellison (GB) Yamaha
(M) = Michelin-Partner


WM-Endstand nach 17 Läufen:
Fahrer Punkte
1. Nicky Hayden (M) 252
2. Valentino Rossi (M) 247
3. Loris Capirossi 229
4. Marco Melandri (M) 228
5. Dani Pedrosa (M) 215
6. Kenny Roberts jr. (M) 134
7. Colin Edwards (M) 124
8. Casey Stoner (M) 119
9. Toni Elias (M) 116
10. John Hopkins 116
11. Chris Vermeulen 98
12. Makoto Tamada (M) 96
13. Sete Gibernau 95
14. Shinya Nakano 92
15. Carlos Checa 75
16. Randy de Puniet 37
17. Alex Hofmann 30
18. James Ellison 26
19. Troy Bayliss 25
20. José Luis Cardoso 10
21. Kousuke Akiyoshi 3
22. Garry McCoy 2

Konstrukteurs-Wertung: Punkte
1. Honda (M) 360
2. Yamaha (M) 289
3. Ducati 248
4. Suzuki 151
5. KR (M) 134
6. Kawasaki 109
7. Ilmor (M) 2

Team-Wertung: Punkte
1. Repsol Honda Team (M) 467
2. Camel Yamaha Team (M) 371
3. Ducati Marlboro Team 356
4. Fortuna Honda (M) 344
5. Rizla Suzuki MotoGP 214
6. Team Roberts (M) 134
7. Kawasaki Racing Team 129
8. Honda LCR 119
9. Tech 3 Yamaha 101
10. Konica Minolta Honda (M) 96
11. Pramac D'Antin MotoGP 33
Weitere Fotos unseres Fotografen Gerhard Schiel aus Valencia finden Sie hier

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