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  • Etappe 8: Atar - Tichit

Mitsubishi nach längster Dakar-Prüfung auf Platz zwei und drei

· Stéphane Peterhansel neue Nummer zwei der Gesamtwertung
· Luc Alphand verbessert sich auf Platz drei
· Kupplungsprobleme bei Masuoka und Roma

Die mit 589 Kilometern längste Prüfung der Rallye Dakar 2007 brachte wie erwartet Bewegung in das Klassement. Die Mitsubishi Pajero Piloten Stéphane Peterhansel und Luc Alphand belegten in der Tageswertung hinter Etappensieger und Dakar-Spitzenreiter Giniel de Villiers (Volkswagen) die Plätze zwei und drei. In der Gesamtwertung verbesserten sich Peterhansel und Alphand ebenfalls auf die Positionen zwei und drei. Von den 180 in Lissabon aufgebrochenen Autos starteten noch 127 nach dem gestrigen Ruhetag in die letzte Dakar-Woche.

Schwer bepackt machten sich die vier Pajero Evolution des Team Repsol Mitsubishi Ralliart auf den Weg von Atar nach Tichit. Die extrem lange Prüfungs-Distanz erforderte einen vollen Tank. Und da am Ende des Tages reglementbedingt keine Service-Crew auf die Fahrer wartete, wurden die Autos auch mit diversen Ersatzteilen bestückt. "Durch das hohe Fahrzeuggewicht hatten wir schon nach sechs sehr steinigen Kilometern einen platten Reifen", berichtete Peterhansel. "Nach 22 Kilometern blieben wir kurz im Sand stecken. Bei Kilometer 28 war dann erneut ein Reifen beschädigt. Nicht gerade der optimale Einstand für eine so lange Etappe. Da uns für die übrigen 550 Kilometer nur noch ein weiterer Ersatzreifen zur Verfügung stand, sind wir entsprechend vorsichtig gefahren."

Luc Alphand sagte: "Eine sehr harte Prüfung. Wir haben uns ein paar Mal eingegraben und mussten einen Reifen wechseln. Insgesamt kamen wir auf fünf unfreiwillige Stopps. Es ist aber auf dieser Marathon-Etappe ohne abendlichen Service sehr beruhigend, dass es keinerlei große Probleme an unserem Pajero gab."

Hiroshi Masuoka musste hingegen erneut eine Kupplung tauschen. Außerdem ereilten ihn nicht weniger als vier Reifenschäden. "Ich musste mir von meinem Teamkollegen Nani Roma einen Ersatzrad ausleihen", so Masuoka, der anderthalb Stunden einbüßte und auf Platz neun der Gesamtwertung abrutschte.

Auch Nani Roma erlebte einen ereignisreichen Tag: "Nach 28 Kilometern mussten wir ebenfalls die Kupplung wechseln. 120 Kilometer vor dem Tagesziel begann dann der Motor auszusetzen. Ich denke, da ist ein Sensor kaputt gegangen. Das müsste die Besatzung unseren Racetrucks beheben können."

Morgen erwarten die Piloten fast 500 Prüfungskilometer mit Steinen, Kamelgras und sandigen Dünen. "Das wird erneut eine sehr harte Prüfung", so Peterhansel. "Ich werde sie nutzen, um anzugreifen."
Volkswagen Pilot de Villiers baut Führung mit Etappensieg aus

Volkswagen hat auf der mit 589 Kilometern längsten Wertungsprüfung der 29. Rallye Dakar seine Führung weiter ausgebaut: Das Werksduo Giniel de Villiers/Dirk von Zitzewitz (Südafrika/Deutschland) fuhr auf der achten Etappe von Atar nach Tichit in Mauretanien die Bestzeit 6.35 Minuten vor dem französischen Mitsubishi-Fahrer Stéphane Peterhansel. Mit seinem dritten Etappensieg vergrößerte Giniel de Villiers im Race Touareg seinen Vorsprung in der Gesamtwertung um 29.34 Minuten auf 31.13 Minuten.

Neuer Gesamt-Zweiter ist Stéphane Peterhansel, nachdem Carlos Sainz wegen einer schadhaften Servolenkung einen Zeitverlust von 1:04 Stunden hinnehmen musste und als Siebter ins Ziel kam. Der Spanier fiel mit seinem französischen Copiloten Michel Périn vom zweiten auf den vierten Gesamtrang hinter de Villiers, Peterhansel und Luc Alphand (Frankreich/Mitsubishi) zurück. Mark Miller/Ralph Pitchford (USA/Südafrika) erreichten im Race Touareg im Design der Partner Red Bull, Castrol sowie BP/Aral mit einem Rückstand von 27.22 Minuten als Fünfte das Tagesziel. Trotzdem rückte das englischsprachige Duo in der Gesamtwertung vom achten auf den siebten Platz vor, obwohl Reifenschäden und Navigationsfehler wertvolle Zeit kosteten.

Am Abend dieser so genannten Marathon-Etappe ist der reguläre Service durch das Team verboten, das direkt zum Ziel der Montags-Etappe nach Nema fährt. In Tichit müssen Fahrer und Beifahrer mit Unterstützung der Race-Truck-Besatzungen die Race Touareg für die neunte Etappe vorbereiten, die am Montag über 497 Kilometer nach Nema führt.

Volkswagen führt die 29. Ausgabe der Rallye Dakar mit dem Race Touareg 2 seit Beginn am 6. Januar ununterbrochen an und hat sechs der acht möglichen Etappensiege erzielt.

Kris Nissen (Volkswagen Motorsport-Direktor)
"Giniel und Dirk haben einmal mehr eine hervorragende Leistung gezeigt. Sie haben die Prüfung mit mehr als sechseinhalb Minuten Vorsprung vor einem Mitsubishi gewonnen, ohne, dass unser Gegner ein bekanntes Problem gehabt hätte. Dazu waren wir auf so anspruchsvollen Etappen früher nicht in der Lage. Der Zeitverlust von Carlos ist sehr bedauerlich. Die genaue technische Ursache können wir erst nach der Ankunft der Race Trucks feststellen, deren Besatzungen die Reparatur durchführen werden. Mark erlebte einen durchschnittlichen Tag, an dem er durch Reifenschäden und Orientierungsfehler Zeit eingebüßt hat. Trotzdem hat er einen Platz gewonnen. In der Gesamtwertung sind unsere Aussichten bei mehr als 31 Minuten Vorsprung auf Mitsubishi unverändert gut."

#301 – Giniel de Villiers (RSA), 1. Platz Tages- / 1. Platz Gesamt-Wertung
"Die Etappe war sehr schwierig. Die erste Dünenkette war weich, während sie der Veranstalter als harten Untergrund angekündigt hatte. Die zweite Dünenkette war hart, doch der Veranstalter sprach von weichem Sand. Also haben wir vorher angehalten und Luft aus den Reifen abgelassen, was uns vier Minuten gekostet hat. Im Sand waren heute viele Steine versteckt. Die Etappe bestand zu 60 Prozent aus steinigem Untergrund. Körperlich war der Tag sehr anstrengend. Trotz dieser Widrigkeiten verlief unsere Fahrt absolut rund. Kompliment an Dirk, der sehr gut navigiert hat."

#303 – Carlos Sainz (E), 7. Platz Tages- / 4. Platz Gesamt-Wertung
"Die ersten 300 Kilometer liefen gut und wir kamen schon an Stéphane Peterhansel heran. Dann trat Flüssigkeit aus dem Servo-Kreislauf der Lenkung aus. Wir stoppten und versuchten zu reparieren, hatten aber keine Chance. So blieb uns nichts anderes übrig, als diese lange Etappe mit reiner Muskelkraft beim Lenken zu bewältigen, was extrem hart war. Ich bin traurig, dass wir zwei Plätze verloren haben."

#305 – Mark Miller (USA), 5. Platz Tages- / 7. Platz Gesamt-Wertung
"Das war ein richtig schöner Wüstentag mit einer Prüfung durch eine atemberaubende Landschaft. Nach 17 Kilometern musste ich allerdings den ersten Reifenschaden wechseln. Kurz danach trafen wir Carlos, der sich festgefahren hatte, sich aus eigener Kraft befreite und gerade losfuhr. Wir folgten ihm 140 Kilometer. Dann trafen wir einen Stein und mussten noch einen Reifen wechseln. Zwei kleine Navigationsfehler haben uns leider noch einmal fünf bis zehn Minuten gekostet."

Aus dem Volkswagen Biwak
- Getrennte Wege: Während die Teilnehmer der Rallye am Sonntagabend auf dem ersten Teil der Marathon-Etappe von Atar nach Tichit fährt, macht sich der Rest der Mannschaft auf den Weg ins 1.500 Kilometer entfernte Nema, am Montag Ziel der neunten Etappe. Am Sonntag fährt die Service-Mannschaft einen Teil der Strecke und macht in Kiffa Station. Fahrzeug-Ingenieure und Techniker sind dort jederzeit übers Satelliten-Telefon erreichbar, falls die Rallye-Piloten und Besatzungen der Race-Trucks telefonische Hilfe oder Tipps benötigen. Im Etappenziel der Marathon-Etappe sind neben den Fahrern und Copiloten der Volkswagen Race Touareg und den Besatzungen drei Volkswagen Race-Trucks (jeweils drei Personen) lediglich Volkswagen Motorsport-Direktor Kris Nissen, Team-Manager-Assistent Jean-Bernard Vieu sowie Reglement-Spezialist Michael Bernard vertreten.

- Camping: Am Sonntag schlafen die Fahrer zum ersten Mal im Biwak und nicht mehr in einem Hotelzimmer. Ari Vatanen bedauert nicht nur aus sportlichen Gründen seinen Ausfall auf der siebten Etappe. Der Finne hat auch einen besonderen Bezug zum Campieren – Übernachtungen im Zelt sind für ihn ein "Tausend-Sterne-Hotel". In dem französischen Film "Camping" des Regisseurs Fabien Onteniente, der das Publikum 2006 in den Kinos mit einer Abhandlung über das Urlaubsleben im Zelt amüsierte, erschien Vatanen in einer Nebenrolle. Der viermalige "Dakar"-Sieger spielte sich selbst. Mit dem bekannten Franzosen Claude Brasseur, im Hauptberuf Schauspieler, war ein weiterer ehemaliger "Dakar"-Gewinner im Film zu sehen.

- Erster Totalverlust: Im November 2003 lief erstmals ein Race Touareg in Marokko im Test – Chassis RT01. In mehr als drei Jahren verlor Volkswagen bei 17 Rallyes und vielen Tests kein einziges der zwölf gebauten Fahrzeuge – bis das Auto von Ari Vatanen, Chassis RT16, am 12. Januar abbrannte. Alle Race Touareg, werksseitig und in Kundenhand, absolvierten bis heute zusammen 48 Rallye-Einsätze, bei denen nur neun Ausfälle eintraten. Mit 81,25 Prozent erreichte der von einem TDI-Diesel-Motor angetriebene Rallye-Prototyp eine bemerkenswerte Zielankunftsquote und hohe Zuverlässigkeit in dieser rauen Sportart.

- Vorzeitige Heimreise: Ari Vatanen und Copilotin Fabrizia Pons sind nach ihrem Ausfall auf der siebten Etappe am Sonntag über Paris in die Heimat geflogen. "Es war leider nicht meine ‚Dakar’, doch ich hoffe, dass diese Rallye für Volkswagen ein Erfolg ist", erklärte Ari Vatanen. Fabrizia Pons ergänzt: "Wir würden gerne nach Dakar zu einer Siegesfeier kommen…"

Drei Fragen an Eduard Weidl, Technischer Leiter von Volkswagen Motorsport
Welche Arbeiten wurden am Ruhetag der Rallye Dakar an den Volkswagen Race Touareg 2 durchgeführt?
"Wir haben planmäßig Getriebe, Differenziale, Antriebswellen, Turbolader und viele kleinere Verschleißteile, wie Bremsbeläge, Bremsscheiben und Schlauchverbindungen sowie verschiedene elektrische Bauteile gewechselt. Diese Wartungsarbeiten haben wir im Vorfeld exakt festgelegt. Es sind keine zusätzlichen Arbeiten hinzugekommen."

Wie lange hat das Team am Ruhetag dafür gebraucht?
"Die Arbeiten dauerten insgesamt 24 Stunden, also von Freitagnachmittag bis zum Samstagnachmittag. Die vielfältigen Aufgaben waren auf alle Teammitglieder verteilt, und es war sicher gestellt, dass jeder seine notwendige Ruhephase hat. Am Samstagnachmittag haben wir dann mit allen Race Touareg kurze Testfahrten durchgeführt. Dabei liefen alle Fahrzeuge tadellos."

Direkt nach dem Ruhetag wird die Marathon-Etappe gefahren. Wie hat sich die Mannschaft von der technischen Seite auf die zwei Etappen ohne regulären Service vorbereitet?
"Es war wichtig, die Wechselintervalle so zu planen, dass am Marathon-Tag so wenig planmäßige Arbeiten wie möglich durchzuführen sind. Neben Tanken, Reifenwechsel und einen Check ist nicht zu tun – falls auf der Etappe nichts Außergewöhnliches passiert. Alle Aufgaben haben wir mit den Fahrzeugingenieuren präzise besprochen. Außerdem haben wir die Detailarbeiten mit den drei Race-Truck-Besatzungen durchgesprochen. Wir haben alle Funktionen in den Race-Trucks doppelt belegt, falls einer der Lkw nicht rechtzeitig in Tichit eintrifft."

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