- Die 11.Planai-Classic war voller Überraschungen und so schwierig, dass jede Papierform über den Haufen geworfen wurde
- Gerd Blankenhagen: Der Sieger ist 72 Jahre alt !
Überraschung Nr.1:
Zwei Tage vorher gab es einen Streifschuss vom Winter. Im Ennstal
und auf der übrigen Strecke fielen etwa 10 cm Schnee. Die Vorfreude der
Teilnehmer stieg, doch die Temperaturen kreisten um den Gefrierpunkt und so
konnte man sich ausmalen, dass der Nacht-Parcour alles bereit hielt, was man
von einer Planai-Classic erwartet: Schnee-Matsch, Eis und Regen.
Gesamtsieger Gerd Blankenhagen auf seinem Lancia
Überraschung Nr.2:
Es gab kein Team, das an der Spitze einsam dominierte. Jede Sonderprüfung
hatte neue Sieger. Auf der Gröbminger Trabrennbahn gewannen Ulrich und
Timo Clauss (Volvo P544) mit nur 1/100 Abweichung von ihrer im Qualifying
gefahrenen Runde. Dr.Michael Eiselt/Miriam Wedlich (Toyota Celica ST1600,
1972) hatten 2/100 Abweichung, Helmut Petereder/Bruno Flückiger (Porsche
911, 1972) schafften 3/100.
In der SP2 über den Mitterberg erschwerte die eisige Abfahrt das Zeitfahren.
Walter Totschnig (VW Rally-Käfer) vom Toro Rosso Formel 1-Team, mit Staatsmeister
Sigi Schwarz am Nebensitz, produzierten zwischen den geheimen Lichtschranken
eine sensationelle Null-Abweichung von der Sollzeit. Pius Weckerle (Porsche
912) hatte nur 17/100 Abweichung.
In der SP3 galt es auf dem 839 m Parcours der Trabrennbahn Sagmühle bekannte
Sollzeiten einzuhalten: 1 Minute 16 für die Epoche I, 1 Minute für
die Epochen II und III. Erik Skreiner auf dem älteste! n Auto im Startfeld,
dem Lea Francis Baujahr 1928, fuhr einen Nuller. Daß er letztlich die
Epoche I wieder gewinnen sollte, war jedenfalls keine Überraschung. Josef
Panis, der mit Startnummer 9 mit seinem Porsche Carrera alle vor ihm gestarteten
Autos in den Etappen zu überholen pflegte, machte Erik Skreiner (Startnummer
1) das größte Kompliment: «Dich jedenfalls habe ich nie eingeholt...»
Die SP4 Reitdorf wies eine schneeglatte Fahrbahn auf, mit wenig Grip. Fritz
und Thomas Kiss bauten sich mit ihrem Lotus Super Seven in einen Schneehaufen
ein, in dem sich ein Baumstumpf versteckte, was dem Papiergewicht den Ölkühler
zerstörte. Das war übrigens der einzige Ausritt der in zwei Tagen
Planai-Classic zu einem Ausfall führte, was dem Startfeld ein ausgezeichnetes
Zeugnis ausstellt.
Siegerteam Blankenhagen/Wirth
Erwin Putz/Claudia Gottardi (BMW 2002 Ti, 1972) waren mit nur 15/100 Abweichung in der SP4 die Besten vor dem späteren Siegerteam Blankenhagen/Wirth.
Überraschung Nr.3:
Die Schneeauflage hatte den Eis-Slalom bei Altenmarkt, der bis dato
aus reinstem Blankeis bestand, erstaunlich griffig gemacht. Die auf Blankeis
zugeschnittenen Sollzeiten waren leicht zu halten. Gröbmings Lokalmatador
Michael Haberl, mit Sohn Sebastian hatte nur 1/100 Abweichung, Dr.Karsten
und Monika Wohlenberg (Mercedes Benz 230SL, 1964) produzierten 3/100 Abweichung,
Ing. Franz Brachinger/Otmar Schlager (BMW 2002TI, 1972) wurden mit 4/100 auf
Rang drei klassiert.
Überraschung Nr.4:
In der steilen SP6 in die Ramsau hinauf, fiel eine Vorentscheidung.
Die heimische Elite hatte einfach verwachst, was in diesem Metier heissen
konnte: für den großen Schlupf der auf dieser Berg-und Talbahn
herrschte, hatte man nicht die optimale Zeit/Schnitt-Tabelle, oder man rodelte
untersteuernd ausgerechnet in jener Bergauf-Haarnadel Kurve raus, wo die zweite
Lichtschranke stand, wie Pius Weckerle.
Überraschung Nr.5:
Marcus Görig/Alex Kristan (Porsche 356) holten sich die schwierigste
SP über den Michaelerberg von Pruggern nach Moosheim, mit nur 40/100
Abweichung vor Pius Weckerle (51/100), und Horst Linn (Renault-Alpine, 58/100).
Die SP8 von Moosheim ins Ziel nach Gröbming hatte eine bekannte Sollzeit
von 3:45 min vorgeschrieben. Helmut Neverla/Stefan Hommel (Lancia Fulvia 1,6
HF Rallye, 1969) stießen mit nur 1/100 Abweichung durch die Lichtschranke.
Am zweiten Tag änderte sich bei der Planai-Bergprüfung nichts mehr
an den Podiumsplätzen. Volker Piepmayer/Albert Bergmann (Porsche 911,
1965) wurden mit nur 1/100 Abweichung im zweiten Lauf Sieger der Planai-Bergprüfung,
vor Brachinger/Schlager (2/100) und Klaus Bischof, dem Chef des Porsche-Museums
in Zuffenhausen, der auf einem Porsche 356 B 1600A (1963) nur eine 5/100 Abweichung
hatte.
Kris Rosenberger legte es auf die Tagesbestzeit an, mit! 5:12.22 kam er aber
an Ernst Harrachs Bergrekord (4:51.74 gefahren 2006 mit Spezial-Spikes!) nicht
heran, doch für ihn, der nach seinem Moto Cross Unfall am 8.Oktober lange
in der Intensivstation lag, «war diese Rallye eine hervorragende Therapie...»
Manfred Stohl «hatte sich das Seitenfenster geputzt, um beim Querfahren
freie Sicht nach vorne zu haben.» Rang 37 war für ihn eine Überraschung:
«Wir kassierten 5.594 Strafpunkte, sprich 55 Sekunden, ich rechnete
mit weit über 10.000...»
Überraschung Nr.6:
Der Gesamtsieger Gerd Blankenhagen ist 72 Jahre alt. Somit ist er
der älteste Sieger in der elfjährigen Geschichte der Planai-Classic.
Gerd Blankenhagen über sich: «Ich bin Jahrgang 1934, bin fit wie
ein Turnschuh, führe im Raume Frankfurt einen Entsorgungsbetrieb mit
85 Mitarbeitern und ich fahre seit den späten Sechzigerjahren Rallies...»
Sein Navigator Hanns Werner Wirth ist 42 Jahre alt und vom Beruf Musikinstrumentenbauer:
«Als ich sah, dass unser Tripmaster nach 6 Roadbook-Kilometern durch
Wheelspin um 400 Meter mehr anzeigte, stellte ich den Tripmaster aus...»
Überraschung Nr.7:
Michael Putz/Christoph Kaufmann (BMW 2002Ti, 1972) waren nie weiter
im Ranking der SP`s zu finden als auf Platz fünf. Ihre Platzierungen
in den neun SP`s signalisieren jedoch, wie beständig ihre Leistung war:
8./19./15./7./5./10./6./28./ und 10. Ein geplatzter Wasserschlauch vor der
SP6 «machte uns nervös, denn wir mussten einen Touristen ersuchen,
dass er uns wieder Wasser für den Kühler bringt», verrät
Michael Putz, der letztlich nur um 2.54 Sekunden mehr ausfasste, als die Sieger.
Funken und Sprit:
Pech hatten Raimund Baumschlager und Andreas Aigner. Der Colani GT
Spider, den ihnen Johann Kofler zur Verfügung gestellt hatte, streikte
nach sechs Kilometern. Nicht einmal Ing.Robert Huber, unserem Service-Chef
bei der Planai-und Ennstal-Classic, gelang es den Colani am Laufen zu halten:
«Ein Auto braucht einen Funken und Sprit, dem Colani fehlten einmal
die Funken, einmal der Sprit...»
Für die Planai-Bergprüfung stiegen Baumschlager und Aigner in das
Volvo 1800S Rallye-Coupe um, das Ernst Harrach für Klaus Wildbolz nach
Gröbming geschickt hatte. Aber Klaus musste im letzten Augenblick aus
privaten Gründen absagen.
Andi Aigner hatte nochmals Pech. Im zweiten Berglauf riss sich der Schalthebel
aus der Verankerung.
Resümee des Veranstalters:
Die Firma Sport Timing hatte eine neue Transponder-Generation eingesetzt,
die auf Funk-Basis arbeitet und die Startnummer zu der jeweiligen Lichtschranken-Durchfahrtszeit
adressiert. Das System lief als Pilot-Projekt für die heurige Ennstal-Classic.
Sport Timing Geschäftsführer Christian Leitner: «Das neue
System ist mit einem Kostenaufwand von 150.000 Euro verbunden doch es hat
sich perfekt bewährt.»