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Sébastien Loeb gewinnt vorzeitig den Fahrertitel
Der alte ist auch der neue Rallye-König: Mit einem zweiten Platz bei der Rallye Japan sicherte sich Michelin-Partner und Citroën-Pilot Sébastien Loeb nach 2004 seinen zweiten Fahrertitel* in Folge.

Der Xsara WRC-Fahrer hielt sich auf den 26 Wertungsprüfungen des 13. Saisonlaufs clever aus allen Scharmützeln heraus und sorgte mit seinem elften Podestergebnis für die vorzeitige WM-Entscheidung. Der Franzose schenkte Michelin damit den 37. WM-Titel seit Gründung dieser Meisterschaft im Jahr 1973 und holt nach Fernando Alonso in der Formel 1 und MotoGP-Dominator Valentino Rossi die dritte wichtige Fahrer-Weltmeisterschaft der laufenden Saison - das „Triple“ ist für den französischen Reifenexperten damit perfekt.

„Minimum attack, maximum result“: Diese Abwandlung eines berühmten Zitats der Rallye-Legende Markku Alen beschreibt am besten die Strategie, mit der Michelin- und Citroën-Pilot Sébastien Loeb die diesjährige WM-Rallye Japan bestritten hat. Der Franzose war als souveräner Tabellenführer gen Asien gereist, sein Fahrplan wies ein klares Ziel auf: Der amtierende Weltmeister wollte auf den engen und schnellen Schotterpisten rund um den Start- und Zielort Obihiro vorzeitig die Titelverteidigung in trockene Tücher bringen. 14 Tage zuvor hatte der Xsara WRC-Bändiger den sicheren Sieg bei der „RAC“-Rallye Wales nach den tragischen Ereignissen um den Beifahrer von Markko Märtin, Michael Park, freiwillig aus der Hand gegeben. Nun würde dem achtfachen Saisonsieger ein dritter Platz genügen, um sich und seinem Reifenpartner erneut die WM-Krone aufzusetzen.

Entsprechend vorsichtig gingen Loeb und sein Beifahrer Daniel Elena zu Werke - zumal sie am Freitag mit einem deutlichen Handicap leben mussten: Als Erstplatzierte in der Fahrerwertung waren sie auch die Ersten, die auf die Strecke gehen mussten. Die hatten die Japaner mit einer dicken Schotterschicht überzogen. „Das hat uns viel Zeit gekostet“, analysierte der frisch verheiratete Elsäßer am Ende eines 14-Stunden-Tages im Etappenziel. Auf der ersten Prüfung musste er sich sogar nur mit der zwölftschnellsten Zeit begnügen. „Gott sei dank fanden wir die 50 Kilometer lange WP 3 in einem besseren Zustand vor. Wir konnten dort richtig angreifen, insbesondere beim zweiten Durchgang über diese Strecke, die WP 7. Dennoch war dies eine schwierige Aufgabe - nicht nur wegen der Länge, sondern auch, weil sich die Wege sehr eng und rasant flott zugleich darstellten.“ Das Ergebnis sprach für sich: WP 3 beendete Loeb zeitgleich mit Markus Grönholm als Drittschnellster, auf der WP 7 setzte er sogar souverän die Bestzeit. Resultat am Ende des ersten Tages: Rang zwei hinter Petter Solberg. „Damit bin ich zufrieden“, erläuterte der Titelverteidiger. „Wir haben uns auf keinerlei Risiken eingelassen.“

Während die beiden Michelin-Piloten und Japan-Debütanten Roman Kresta und Toni Gardemeister am Steuer ihrer Ford Focus WRC im Zwischenziel die Plätze acht und neun belegten, rangierte François Duval im zweiten Xsara WRC auf der siebten Position. „Ich habe heute morgen meine beiden vorderen sowie den hinteren rechten Reifen beschädigt“, gestand der junge Belgier, der dank der pannenresistenten ATS-Technologie seiner Pneus trotzdem kaum Tempo herausnehmen musste. „Später wurde es dunkel und nebelig, teilweise sogar schlammig - wir haben nichts riskiert.“

Skoda-Pilot Armin Schwarz beendete den ersten Tag in Japan auf dem zwölften Rang. Sein junger Teamkollege Mikko Hirvonen hatte zuvor mit schnellen Zeiten geglänzt, musste aber nach einem Ausritt vorzeitig aufgeben.

Loebs japanisches Rallye-Zeremoniell: Abwarten und Tee trinken
War es am Freitag noch vergleichsweise trocken, so setzte im Laufe der zweiten Etappe der Rallye Japan Regen ein - und erschwerte die Bedingungen für die Drift-Experten zusätzlich. Offensichtlich die perfekten Umstände für den Finnen Markus Grönholm: „Als ich gemerkt habe, dass ich Marcus selbst mit großem Einsatz kaum halten kann, steckte ich zurück und ließ ihn ziehen“, gestand Sébastien Loeb, der seinen zweiten Rang in der Zwischenwertung nach der WP 12 an den Peugeot-Bändiger übergab. „Ich muss aber auch gestehen, dass wir nicht die perfekte Reifenwahl getroffen haben. Zudem stellten sich Getriebeprobleme ein, die uns zusätzlich Zeit kosteten. Wir sind sehr vorsichtig gefahren, um keinem dummen Fehler anheim zu fallen. Die Wege weisen inzwischen bis zu 30 Zentimeter tiefe Spurrinnen auf. Oft gucken Steine aus dem Boden, die aber auch die Spitze eines kleinen Felsens und damit sehr gefährlich sein könnten.“

Mehr auf Angriffsmodus hatte François Duval gesetzt: Der 23-Jährige bewies beim Griff in die Reifenkiste von Michelin ein glücklicheres Händchen und machte zügig Boden gut. Nach WP 18 und 19 belegte er bereits den sechsten Platz, um kurz vor Ende der zweiten Etappe wieder auf Rang acht zurückzufallen: „Ich war auf der heiklen ,Menan'-Prüfung, die auch noch im Dunklen gefahren wurde, zu vorsichtig“, grämte sich das Nachwuchstalent. Ford-Werkspilot Toni Gardemeister hatte seinen Teamkollegen Roman Kresta vom achten Platz und damit aus den provisorischen Punkterängen verdrängt. Armin Schwarz im verbliebenen Skoda Fabia WRC belegte weiterhin die zwölfte Position.

Am letzten Tag sollten sich nicht nur die Ereignisse überschlagen...
Damit war der Showdown für die letzten fünf Prüfungen des 13. Saisonlaufs programmiert: Grönholm hetzte Solberg um den Sieg, und Duval nahm Platz vier ins Auge - von dem ihn gerade Mal 13 Sekunden trennten. Die Attacke lief für den Belgier nach Plan: Mit einer drittschnellsten Zeit auf der Auftaktprüfung verbesserte er sich gleich um drei Positionen. Zwar musste er wenig später den jungen Australier Chris Atkinson - der die Rallye Japan bereits zum dritten Mal bestritt - wieder vorbei lassen, dennoch ging es in der Gesamtwertung weiter vorwärts: Erst fiel Harri Rovanperä nach technischen Problemen und einem Ausritt um mehr als eine Minute zurück, dann erwischte es auch seinen Mitsubishi-Teamkollegen Gigi Galli. Dass es für Duval noch zum vierten und für Sébastien Loeb sogar zum zweiten Platz reichen würden, dies hatten sie jedoch Petter Solberg zu verdanken: Der Norweger traf auf der vorletzten Prüfung einen Stein unglücklich und demolierte sich die Radaufhängung seines Subaru, so dass der Ausfall unausweichlich blieb. Toni Gardemeister beendete die Rallye auf Rang sechs vor Roman Kresta im zweiten Ford Focus WRC. Armin Schwarz wurde Zehnter.

Veni, vidi, vici: Sébastien Loeb kam, sah - und gewann erneut den Titel
Damit ist die erste Vorentscheidung in der diesjährigen Rallye-Weltmeisterschaft gefallen: Sébastien Loeb kann der zweite Titel in seiner viel versprechenden Karriere angesichts eines Vorsprungs von 36 Punkten auf Marcus Grönholm nicht mehr genommen werden. Damit darf sich auch Reifenpartner-Michelin über die 37. Rallye-WM-Krone in der Geschichte dieser vergleichsweise jungen Meisterschaft freuen, die erst 1973 (Konstrukteurs-WM) beziehungsweise 1979 (Fahrertitel) erstmals ausgeschrieben wurde. „Die Reifen von Michelin haben einen immensen Anteil an diesem Erfolg“, unterstrich Loeb im Ziel. „Insbesondere der neu entwickelte Schotter-Pneu Z BTO spielte eine große Rolle, denn ihm haben wir in erster Linie unsere Siege in Neuseeland, auf Zypern, in der Türkei und in Griechenland zu verdanken.“

Auch in der Konstrukteurs-Wertung gelang Michelin-Partner Citroën ein wichtiger Etappensieg: Das französische Werksteam konnte seinen Vorsprung auf Konzernschwester Peugeot um zwei weitere Zähler auf nunmehr 22 Punkte aufbauen und geht damit als klarer Favorit in die verbliebenen drei WM-Läufe der Saison 2005.

* vorbehaltlich der Bestätigung durch die FIA

Statistisches
Rallye Japan, 13. Lauf zur Rallye-WM 2005 (30. September bis 2. Oktober 2005); Gesamtlänge: 1.614,84 Kilometer, davon 26 Wertungsprüfungen über 350,18 Kilometer; längste WP: 50,06 Kilometer (WP 3 und 7: Kunneywa-Niueo); größte WP-Distanz von Service-Punkt zu Service-Punkt: 82,68 Kilometer (WP 5 bis 9); Anzahl der möglichen Reifenwechsel: 8. Start und Ziel: Obihiro.

Text & Fotos: Michelin

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