- “Ich war stolz, neben Michael auf dem Podium zu stehen.“
Können Sie Ihre Gefühle beschreiben, als
Sie in Monza auf dem Podium standen?
Meine ersten Emotionen waren ein Glücksgefühl und die große
Zufriedenheit darüber, für das Team ein wichtiges Resultat erzielt
zu haben. Und natürlich war das, was in Monza geschah, auch nicht gerade
unbedeutend für mich.
Würden Sie sich selber als emotionale Person bezeichnen?
Nein, nicht wirklich, und das ist auch gut, denn in meinem Job ist das nicht
hilfreich.
Was taten Sie in den Tagen nach dem Rennen in Monza?
Ich ging in die Toscana zu Dr. Ceccarellis "Formula Medicine".
Es ist ein schöner Ort, wo man gleichzeitig trainieren und sich erholen
kann. Die Saison ist noch nicht vorbei, und ich möchte mich physisch in
Topform halten.
Wie ist die Stimmung in Ihrer Heimatstadt Krakau?
Die Menschen in meiner Heimatstadt sind sehr begeistert, und es ist ziemlich
schwierig, mit dieser Situation umzugehen. Auf der einen Seite ist diese Begeisterung
schön, auf der andern Seite ist es für mich auch etwas kompliziert.
Aber es ist mir natürlich klar, dass man einen kleinen Preis zahlen muss
in Bezug auf den Verlust der Privatsphäre, wenn man zur öffentlichen
Person wird.
Glauben Sie, dass in dieser Saison noch weitere Podiumsplätze
möglich sind?
Natürlich sind jetzt Erwartungen da, dieses gute Resultat zu wiederholen,
doch das wird nicht einfach werden. Der Unterschied ist, dass ich jetzt weiß:
Ich kann es schaffen. Aber jedes Rennen hat seine eigene Geschichte, und ich
ziehe es vor, in jedes einzelne Rennwochenende hineinzugehen, ohne an das vergangene
zu denken.
Wie stark hat sich Ihr Leben seit Ihrem Einstieg in
die Formel 1 verändert?
Mein Lebensstil hat sich nicht wirklich verändert. Ich bin Rennen gefahren,
seit ich sehr jung war, habe mich also daran gewöhnt. Aber die Formel 1
ist sehr zeitintensiv, so dass kaum Raum für persönliche Dinge bleibt.
Ich muss deshalb meine Zeit besonders gut einteilen. Letztlich wird das schon
alles klappen.
Was sind die wichtigsten Eigenschaften, die ein Formel-1-Fahrer
haben muss?
Das Auto zusammen mit den Renningenieur zu entwickeln und zu versuchen,
in allen Situationen das Optimum herauszuholen. Und dann Gas geben!
Wann haben Sie begonnen, sich für Rennsport zu
interessieren?
Ich war noch so klein, dass ich mich gar nicht mehr erinnern kann! Diese
Frage müsste mein Vater beantworten!
Was war Ihr erstes Auto?
Es war ein französischer Kleinwagen. Ich fuhr beim ersten Formel-1-Test
in Barcelona ebenfalls einen Renault, aber dieser hatte spürbar mehr Leistung!
Sie sind als 13-Jähriger nach Italien gegangen,
um Ihre Karriere im Kart voranzutreiben. Wie war das Leben, so weit weg von
Ihrer Familie?
Italiener sind sehr freundliche Menschen, zudem habe ich die Sprache schnell
gelernt. Insgesamt habe ich gute Erinnerungen an diese Zeit. Wenn man noch so
jung ist, braucht man nicht so viel. Natürlich habe ich manchmal meine
Familie vermisst, aber ich wollte in einem professionellen Umfeld Rennen fahren,
also hatte ich keine Alternative.
Was war das schlimmste Ereignis in Ihrem Leben?
Das war der Verkehrsunfall in einem Serienauto, bei dem ich einen Armbruch
erlitt. Ich wusste zwar, dass ich irgendwann wieder gesund sein würde,
aber ich konnte zu Beginn nicht abschätzen, ob dies negative Auswirkungen
auf meine Karriere haben könnte.
Welches würden Sie als Ihr absolut bestes Rennen
bezeichnen?
Das war mein Debütrennen in der Formel-3-Euroserie auf dem Norisring,
das ich gewann. Das war nur sechs Wochen nach meinem Autounfall, und ich konnte
den rechten Arm praktisch nur zum Schalten benutzen, musste also fast die ganze
Lenkarbeit mit dem linken Arm erledigen.
Was denken Sie über Michael Schumachers Rücktritt
Ende 2006?
Er hat seine Entscheidung getroffen, und ich maße mir nicht an, diese
zu kommentieren. Aber mein erster Podiumsplatz war zusammen mit ihm. Ich war
stolz, neben ihm auf dem Podium zu stehen.