- Novum mit zwei Weltmeistern: Erstmals teilen sich der zweimalige Rallye-Weltmeister Carlos Sainz und der ehemalige Sportwagen-Weltmeister Hans-Joachim Stuck ein Cockpit
Beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring (24.-25. Mai) starten Sainz (E) und Stuck (A) gemeinsam mit den Marathon-Rallye-Profis Giniel de Villiers (RSA) und Dieter Depping (D) im neuen Scirocco, der noch vor der Markteinführung seine Premiere auf der Rennstrecke feiert.
Ein Sport- und Tourenwagen-Experte trifft auf eine Rallye-Legende.
Wie sehen Sie ihren berühmten Teamkollegen?
Hans-Joachim Stuck: „Es ist für mich natürlich eine tolle
Sache, an der Seite von Carlos Sainz zu starten. Er ist im Rallye-Sport eine
ähnliche Lichtgestalt wie Michael Schumacher in der Formel 1.“
Carlos Sainz: „Hans-Joachim Stuck ist eine Legende, erst recht auf der
Nordschleife. Es ist wirklich eine Ehre für mich, mit ihm gemeinsam dieses
Rennen zu bestreiten. Er hat Erfahrung wie kaum ein anderer, ich kann von
ihm bestimmt einiges lernen.“
Was ist die besondere Herausforderung des 24-Stunden-Rennens?
Hans-Joachim Stuck: „Team und Fahrer müssen bei diesem langen und
extrem anspruchsvollen Rennen versuchen, null Fehler zu machen. In diesem
Idealfall landet man weit vorn. Doch die Nürburgring-Nordschleife schreibt
ihre eigenen Geschichten. Gerade diese Unkalkulierbarkeit macht den Reiz dieser
besonderen Veranstaltung aus.“
Carlos Sainz: „Es ist mein erstes 24-Stunden-Rennen, deshalb bin ich
wirklich gespannt, was mich erwartet. Es ist auf jeden Fall eine große
Herausforderung. Bei meinem Test-Einsatz im Volkswagen Golf beim Vier-Stunden-Rennen
habe ich ja einen kleinen Vorgeschmack bekommen, was es bedeutet, ein Langstreckenrennen
auf dem Nürburgring zu fahren. Das 24- Stunden-Rennen ist sicher noch
anspruchsvoller. Ich freue mich, mit Hans, Giniel und Dieter drei starke und
professionelle Teamkollegen zu haben. Vor allem Hans hat so unglaublich viel
Erfahrung.“
Wie wichtig ist Erfahrung auf der 25,359 Kilometer langen Nordschleife
mit ihren 33 Links- und 40 Rechtskurven?
Hans-Joachim Stuck: „Erfahrung ist auf der Nordschleife ein wichtiger
Schlüssel zum Erfolg. Es gibt viele Situationen, in denen man langsamere
Fahrzeuge überholen muss. Besonders beim Überholen musst du dich
zweimal versichern, ob der Vordermann dich auch gesehen hat und überholen
lässt. Besser man wartet ein paar Kurven, als dass man mit einem Schaden
die Box ansteuern muss.“
Carlos Sainz: „Ich hatte ja eine gute Gelegenheit, den Nürburgring
im Rennen kennen zu lernen. Es ist eine schwierige Strecke, die Nordschleife
ist fahrerisch eine echte Aufgabe. Auch ich glaube, dass die Überholvorgänge
im Rennen ein entscheidender Faktor sind.“
Mit 220 Fahrzeugen und rund 200.000 Zuschauern an der Strecke gilt
das Rennen als eine der größten Motorsport-Veranstaltungen überhaupt.
Nehmen Sie die riesige Kulisse aus dem Cockpit überhaupt wahr?
Hans-Joachim Stuck: „Ja natürlich. Man sieht die vielen Zuschauer
rund um den Ring, die vielen Wohnmobile und Zelte. Besonders nachts bekommt
man als Fahrer viel vom Flair mit. Es wird ja entlang der Nordschleife nie
richtig dunkel, es herrscht immer ein Lichtkegel der vielen Feuer an der Strecke.
Meist dringen auch Grilldüfte ins Cockpit und machen richtig Hunger.
Eine ganz tolle Atmosphäre.“
Carlos Sainz: „Für mich ist das alles neu. Aber ich kann mir vorstellen,
dass es ähnlich ist wie an einer Wertungsprüfung mit sehr vielen
Menschen. Und das habe ich auch immer wahrgenommen. Der Nürburgring mit
seiner Streckenführung ähnelt ja ein wenig einer Wertungsprüfung,
denn die Zuschauer sind vergleichsweise nahe am Geschehen.“
Hans-Joachim Stuck, Sie sind seit Jahresbeginn Motorsport-Repräsentant
des Volkswagen Konzerns. Was bewegt Sie, beim 24-Stunden-Rennen selbst wieder
ins Lenkrad zu greifen?
Hans-Joachim Stuck: „Die neue Aufgabe macht mir viel Spaß, so
dass ich von Dezember bis Februar dachte, dass mich das Fahren nicht mehr
reizen würde. Als es aber mit den Tests losging, war ich wieder vom Renn-Virus
infiziert. Wir haben vor einigen Tagen getestet – und es gibt einfach
nichts Schöneres im Leben, als morgens bei traumhaftem Wetter in einem
Rennwagen zu sitzen und mit tollen Leute zusammen zu arbeiten.“
Der Volkswagen Scirocco feiert bei den 24 Stunden sein Motorsport-Debüt
noch vor der Modelleinführung. Was für ein Gefühl ist es, mit
diesem Auto zu starten?
Hans-Joachim Stuck: „Es ist wirklich ein ganz besonderes Erlebnis. In
meiner 37- jährigen Motorsport-Karriere ist es das erste Mal, dass ich
einen Tourenwagen ausführen darf, bevor er beim Händler steht. Wir
hoffen, dass wir das gut hinbekommen, denn sicherlich sind an der Nordschleife
eine Menge Volkswagen und Scirocco-Fans vertreten.“
Carlos Sainz: „Es ist wirklich spannend, mit dem neuen Scirocco auf
der Nordschleife anzutreten. Ein brandneues Auto, die vielen Fans, eine einzigartige
Strecke – ich freue mich sehr auf das Rennwochenende.“
Carlos Sainz, Sie sind bereits ein Vier-Stunden-Rennen mit dem Volkswagen
Golf gefahren. Wie ist die Umstellung von der Rallye-Piste
auf die Nordschleife gelungen?
Carlos Sainz: „Die Umstellung vom Race-Touareg auf die Rundstrecke ist
mir schnell gelungen. Ich bin ja bereits zu Beginn meiner Motorsport-Karriere
einige Rundstreckenrennen gefahren und habe versucht, mir diese Erfahrungen
ins Gedächtnis zu rufen. Und das Langstreckenrennen hat gut geklappt.
Allerdings ist es im Verkehr ziemlich schwierig, eine freie Runde zu finden.
Daran muss man sich gewöhnen.“
Wie haben Sie sich auf das 24-Stunden-Rennen vorbereitet?
Carlos Sainz: „Eigentlich habe ich mich genauso vorbereitet wie auf
einen Marathon-Rallye-Einsatz: Ich trainiere ganz normal, ich will über
eine gute Kondition verfügen. Zudem habe ich viele Runden auf der Nordschleife
gedreht, um mir die Strecke gut einzuprägen. Ich glaube, ich bin gut
gerüstet.“
Was war Ihr erster Eindruck vom neuen Scirocco bei den Testfahrten?
Hans-Joachim Stuck: „Es war für mich ja seit längerer Zeit
das erste Mal, dass ich einen Fronttriebler gefahren bin. Es war überraschend,
wie viel Grip die Vorderachse aufbaut. Auch von der Funktionalität des
Rennautos war ich begeistert, von Getriebe, Schaltung und Lenkung.“
Carlos Sainz: „Ich bin den Scirocco bei den Tests noch nicht gefahren,
deshalb warte ich gespannt auf das erste Training. Ich habe aber Bilder gesehen,
die Rennversion des Scirocco sieht einfach toll aus. Das Design des Serienmodells
ist wirklich gelungen.“
Wie würden Sie die Fahreigenschaften des neuen Autos beschreiben?
Hans-Joachim Stuck: „Er ist immer berechnend, er bringt den Fahrer nie
in Verlegenheit und erlaubt ein aktives und präzises Fahren. Das ist
gerade für ein 24-Stunden-Rennen enorm wichtig.“
Welche Ziele haben Sie sich und dem neuen Scirocco gesetzt?
Hans-Joachim Stuck: „Wir wollen möglichst mit allen drei Scirocco
ins Ziel kommen und versuchen, die Klasse SP3T zu gewinnen. Im Gesamtklassement
ist vieles möglich.“
Carlos Sainz: „Wir wollen ankommen und wünschen uns ein Rennen
ohne große Probleme, aber es wird sicher nicht einfach. Bei einem solchen
Marathon passieren häufig Dinge, auf die man sich nicht vorbereiten kann.“
Sie teilen sich das Einsatzfahrzeug mit zwei weiteren Piloten –
welche Rolle spielt Teamwork bei diesem Rennen?
Hans-Joachim Stuck: „Teamwork ist ein entscheidender Faktor. Die vier
Fahrer, die sich ein Auto teilen, müssen sich auch neben dem Auto gut
verstehen. Harmoniert das Team gut, kann jeder einen super Job machen. Von
Vorteil ist es, wenn die Fahrer ähnlich stark sind – damit der
interne Wettkampf nicht zu stark ausartet. Für dieses Rennen braucht
man abgeklärte Fahrer, die wissen, dass man hier nichts in einer Runde
gewinnen kann.“
Carlos Sainz: „Das Teamwork betrifft aber nicht nur die Fahrer, sondern
die gesamte Mannschaft. Denn man kann viel Zeit an der Box gewinnen und verlieren.
Eine perfekte Organisation ist extrem wichtig für ein gutes Ergebnis.
Da ist es ein gutes Gefühl, die professionelle Mannschaft von Volkswagen
hinter sich zu wissen.“
Hans-Joachim Stuck, Sie haben 1970 die erste Auflage des Rennens gewonnen.
Danach siegten Sie auch 1998 und 2004. Wie hat sich die Veranstaltung in 38
Jahren verändert?
Hans-Joachim Stuck: „Die Strecke wurde natürlich seit den 70er-Jahren
immer wieder ausgebaut und verändert, es kamen Auslaufzonen hinzu, Kurven
wurden verbreitert, im Winter werden immer einige Passagen nachgeteert. Doch
das Rennen hat sich eigentlich seit damals nur wenig verändert. Heute
gibt es zwar viel mehr Teilnehmer, doch noch immer ist das 24-Stunden-Rennen
ein Volksfest für die Fans und bietet ihnen Motorsport zum Anfassen.“