- Weltweite Anhängerschaft des Zweitakt-Antriebs
- Audi Tradition mit DKW-Automobilen auf Klassik-Events
Eine Legende der automobilen Welt feiert dieses Jahr hundertsten Geburtstag: DKW. Dampfbetriebene Automobile wollte man bauen, doch das Unternehmen aus dem sächsischen Zschopau wurde schlussendlich durch seinen Zweitakt- Motor berühmt. Schon in den späten 1920er Jahren war DKW der größte Motorradhersteller der Welt, um dann mit seinen Fahrzeugen in den 1930er Jahren als Erster mit dem Frontantrieb in Großserie zu gehen. Mit den Kleinwagen der F-Serie baute DKW den „Volkswagen“ der Vorkriegszeit in herausragenden Stückzahlen. Audi Tradition würdigt das Jubiläum seiner Vorgängermarke mit dem Einsatz von DKW Oldtimern bei den verschiedensten Veranstaltungen, unter anderem der Mille Miglia und dem Gran Premio Nuvolari in Italien, dem Concours de Elegance de Bergerac in Frankreich, auf der Silvretta und Ennstal Classic in Österreich sowie selbstverständlich bei der Festveranstaltung der Stadt Zschopau „100 Jahre Rasmussen“ am 26. August. 1907 nahm der Däne Jörgen Skafte Rasmussen in Zschopau im Erzgebirge eine kleine Metallwarenfabrik in Betrieb. Nach der anfänglichen Fabrikation von Abdampfentölern, Damp fmaschinenzubehör und anderen Metallwaren begann man 1916 mit Dampfautomobilen zu experimentieren. Das Projekt kam über das Prototypenstadium nicht hinaus. Was jedoch blieb war der aus diesem Projekt abgeleitete Markenname: DKW = Dampfkraftwagen.
Jörgen Skafte Rasmussen
1919 übernahm Rasmussen eine Zweitaktmotorenkonstruktion, die er als
Spielzeugmotor verkaufte: „Des Knaben Wunsch“. Das Motörchen
wurde vergrößert und als Fahrradhilfsmotor eingesetzt, bevor dann
1922 ein richtiger Motorradmotor daraus wurde: „Das Kleine Wunder“.
Unter der Leitung von Jörgen Skafte Rasmussen mit Manager Carl Hahn und
Chefkonstrukteur Hermann Weber entwickelte sich DKW in den 1920er Jahren zum
bedeutendsten Motorradhersteller der Welt – 1928 war das Zschopauer
Werk die größte Motorradfabrik weltweit. Im gleichen Jahr übernahm
Rasmussen die Audi Automobilwerke in Zwickau, um zwei Jahre später bei
den Audi Konstrukteuren ein kleines Automobil mit folgenden konstruktiven
Merkmalen in Auftrag zu geben: DKW Zweizylinder-Zweitakt-Motorradmotor mit
600 ccm, selbsttragende Holzkarosserie mit Kunstlederbezug, Schwingachsen
vorn und hinten und Frontantrieb. Der daraus entstandene DKW Front wurde zu
einem der meist gekauften und beliebtesten deutschen Kleinwagen seiner Zeit.
Am 29. Juni 1932 wurde, ausgelöst durch die Weltwirtschaftskrise, die
Auto Union AG mit Sitz in Chemnitz gegründet. Dabei handelte es sich
um den Zusammenschluss von den vier bis dahin unabhängigen Unternehmen
Zschopauer Motorenwerke J. S. Rasmussen AG (DKW), Zschopau, Audiwerke AG,
Zwickau (seit 1928 bereits im Besitz von J. S. Rasmussen), Horchwerke AG,
Zwickau und der Automobilabteilung der Wanderer Werke AG, Chemnitz.
So wichtig, wie Jörgen Skafte Rasmussen und seine Zschopauer Motorenwerke
für die Gründung der Auto Union AG waren, so wichtig waren auch
die DKW Produkte für die wirtschaftliche Entwicklung des neuen Konzerns.
Die DKW Motorräder und Automobile mit ihren typischen Zweitaktmotoren
bedienten das untere Marktsegment (Preisklasse zwischen 345 und 3.400 Reichsmark)
und bildeten die Volumenmodelle der Auto Union. So wurden zum Beispiel von
den DKW Automobilen mit Frontantrieb Ende der 1930er Jahre bis zu 4.800 Stück
pro Monat gefertigt. Die DKW Motorräder wurden in so großen Stückzahlen
gebaut, dass die Auto Union mit ihrem DKW Werk in Zschopau 1937 mit 55.470
produzierten Motorrädern erneut zum größten Motorradhersteller
der Welt avancierte. Ein weiterer wichtiger Produktionszweig waren die DKW
Stationärmotoren, die in einer unglaublich breiten Palette angeboten
wurden und vielfältig einsetzbar waren (Landwirtschaft, Straßenbau,
Feuerwehr, Militär und Behörden).
DKW Produkte galten als einfach, zweckmäßig, zuverlässig,
wirtschaftlich, langlebig und leistungsfähig. In technischer Hinsicht
erwies sich das Zschopauer Unternehmen als innovativer Pionier auf dem Gebiet
des Zweitaktmotors, des
Frontantriebs und des Karosseriebaus (Holz- und Kunststoffkarosserien). Dieser
Pioniergeist beseelte auch das Innovationspotenzial der Auto Union AG, die
ab 1936 in Chemnitz ein Zentrales Konstruk tionsbüro (ZKB) und eine Zentrale
Versuchsanstalt (ZVA) für alle Marken der Auto Union einrichtete. Wie
bei keiner anderen Marke innerhalb der Auto Union kultivierte man bei DKW
die Verbundfertigung von Automobilen: die Motoren entstanden im Stammwerk
Zschopau, die Karosserien wurden im DKW Karosseriewerk Berlin-Spandau gefertigt,
wo auch der Bau der Vierzylinder-Modelle mit Heckantrieb vorgenommen wurde.
Die Montage der Frontantriebs-Modelle erfolgte im Zwickauer Audi Werk. Die
hierzu notwendige logistische Leistung war für damalige Zeiten äußerst
beachtlich.
Mit der Marke DKW, deren Hauptkonkurrent in den 1930er Jahren Opel war, besaß
die Auto Union ein Potenzial, mit dem man ganz bewusst der zu erwartenden
Konkurrenz durch den KdF-Wagen (Volkswagen) etwas Ebenbürtiges (DKW F
9) entgegensetzen wollte. Damit wäre die Auto Union das einzige Automobilunternehmen
in Deutschland gewesen, das rechtzeitig eine Antwort auf den Volkswagen parat
gehabt hätte.
Nach dem Krieg war es die Marke DKW, mit der die in Westdeutschland neu gegründete
Auto Union GmbH an den Standorten Ingolstadt und Düsseldorf im Kraftfahrzeugbau
wieder Fuß fassen konnte. Bis 1965 wurden die DKW Automobile in Westdeutschland
gebaut, bevor bei der Auto Union in Ingolstadt die Zweitakt-Ära zu Ende
ging und man sich dem Viertaktmotor zuwandte – und damit einer neuen
„alten“ Marke zur Wiedergeburt verhalf: Audi.
Das Audi Markenzeichen der Vier Ringe symbolisiert die Marken Audi, DKW, Horch
und Wanderer, die in der Auto Union zusammengefasst wurden. Auto Union und
NSU, die 1969 fusionierten, prägten die Entwicklung des Automobils maßgeblich.
1985 entstand aus der Audi NSU Auto Union AG die AUDI AG. Die Audi Tradition
pflegt und präsentiert zusammen mit den beiden Traditionsgesellschaften
Auto Union GmbH und NSU GmbH die umfangreiche und weitverzweigte Audi Historie.
Das Audi museum mobile im Audi Forum Ingolstadt ist täglich von Montag
bis Sonntag von 09.00 Uhr bis 18.00 Uhr geöffnet.