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  • Speed kills?

Wer am Sonntag nach der BOSCH Super Plus-Rallye in der Garage von Gerhard Openauer vorbeisah, der stand einem übel zugerichteten Ford Escort RS 2000 gegenüber. Das Auto, das vor Kurzem noch großartige Rallye-Schlachten gewonnen hatte, ist zum Stillstand verdonnert. Nähert man sich ihm von hinten, fällt kaum auf, daß etwas beschädigt ist. Aber von vorne…


Als die Welt noch in Ordnung war: Gerhard Openauer

Unübersehbar die Folge eines brutalen Abganges, der noch am Ende der gleichen Prüfung zur Aufgabe gezwungen hatte. An den letzten Ausfall von Gerhard Openauer kann sich kaum noch jemand erinnern, er hat sich als einer der sichersten Fahrer bewiesen. Technisch tritt er weitestgehend als Selfman auf, und auch hier zeigte sich die Handschrift des Erfolges: Sein Auto hielt fast immer durch. Aber als der Escort am Nachmittag des 2. Mai 2008 in einer schnell befahrenen Bergabkurve nicht mehr auf Lenkbewegungen reagierte, half alles nichts: Das Betonrohr war stärker.

Es wurde wieder einmal ganz typisch sichtbar, wie dicht Erfolg und Unglück bei einer Rallye beisammen liegen können. Schon das Ergebnis der ersten Wertungsprüfung deutete hervorragende Wettbewerbsmöglichkeiten an. Eröffnet wurde die BOSCH Super Plus-Rallye klassisch am Rundkurs Pinggau, wo Gerhard Openauer die Muskeln seines Escorts spielen ließ. Hier spielt er natürlich in einer anderen Liga als die ebenfalls bei den Historischen vertretenen Porsches, aber bisweilen ist es immer wieder beeindruckend zu sehen, wie viel man mit fahrerischem Einsatz ausgleichen kann. Gerhard Openauer war zudem eines der Opfer der eigenartigen Startnummernvergabe, die beinahe zur Absurdität gereicht: Anstatt die Top-Teilnehmer der historischen Klasse zusammenzufassen, ließ man dazwischen zehn andere Fahrzeuge starten. Was bei einer Wetter-Lotterie, wie sie hier stattgefunden hatte, krasse Auswirkungen haben konnte: Während der „vordere Teil“ noch eine trockene Strecke vorgefunden hatte, mußten sich Teilnehmer wie Gerhard Openauer, die eine Viertelstunde später gestartet waren, über regennasse Fahrbahnen quälen. Nicht eben gerade optimal.

Doch dann das Erstaunliche: Openauer/Wagner waren nur vergleichsweise wenige Sekunden langsamer als das auf trockener Strecke gestartete Porsche-Duo Rosner – Huber. Es trennten sie auch nur knappe fünf Sekunden von Escort-Star Josef Pointinger, der ebenfalls in der Gruppe der „Begünstigten“ gestartet war.

Man kann also ohne Weiteres sagen: Für Gerhard Openauer und Herbert Wagner kündigte sich eine sehr vielversprechende Rallye an. Wie erwartet, funktionierte die Partnerschaft mit dem neuen Copiloten hervorragend, der vor allem von den Einsätzen mit Thomas Steinmayer einiges an Erfahrung mitgebracht hatte, auch das Auto lief wieder einmal ohne Schwierigkeiten. Wenn man merkt, daß man PS-mäßig im Nachteil ist, aber in bester fahrerischer Form ist, dann gibt es wohl nur eine Devise: Vollgas.

Eine Grenze zu ziehen zwischen Vollgas und Wahnwitz ist schwer, Tatsache ist auch, daß sich die Umstände im Nachhinein schwer rekonstruieren lassen, die zu dem Abgang auf der zweiten Prüfung Rohrbach geführt hatten. Die wurde gleichfalls schwer motiviert in Angriff genommen, was sich auch daran erkennen läßt, daß sich trotz des Zwischenfalls noch eine viertschnellste Zeit bei den Historischen ausgegangen war. Die bekannten Fakten: Eine schnelle Bergabfahrt, ein Linksabzweig, an dem bereits sehr viel Dreck aus dem kurveninnenliegenden Bankett herausgewühlt war, und ein Lenkmanöver, das wirkungslos war, weil das Auto nicht darauf reagierte. Möglich auch, daß es auf dem Unterbodenschutz dahingeschlittert war und die Räder so den Kontakt zur Straße verloren hatten.

Fazit: Ein verlorener fünfter Platz bei den Historischen, der sich eventuell noch verbessern hätte lassen, und ein im vorderen Karosseriebereich kräftig beschädigter Ford Escort RS 2000. Eine Katastrophe vor allem für Gerhard Openauer, der sich wie kein anderer bemüht, sein Auto trotz vieler harter Rallye-Kilometer immer in einem optisch einwandfreien Zustand zu präsentieren. Und der sehr viel auf Kameradschaft hält: Als bei Josef Pointinger gerade jene Teile kaputtgegangen waren, die er nicht zur Rallye mitgenommen hatte (Bremsscheiben), genügte ein kurzer Anruf, und Gerhard Openauer half unverzüglich aus.

Vermutlich wird nun wieder eine Kur im Fachbetrieb von Hannes Kriessl anstehen, denn um einer in dieser Weise verunstalteten Karosserie wieder die richtige Form zu geben, dafür hat selbst die gut ausgestattete Heim-Werkstätte von Gerhard Openauer nicht die erforderlichen Geräte. Und ansonsten halt: Warten, warten, warten…

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