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Mit einem Schotten zum britischen Schotter-Festival

Das Projekt Titelverteidigung geht in die nächste Runde: Michelin will als Partner der Werksteams von Citroën, Ford und Skoda nach vierjähriger Pause wieder die Festung „Rallye England“ einnehmen.
Die Voraussetzungen dafür stehen gut: Der neue Schotterpneu Michelin Z BTO erwies sich seit seinem Debüt zu Beginn der laufenden Saison als überaus konkurrenzfähig. Neben dem amtierenden Weltmeister Sébastien Loeb kann der französische Reifenspezialist auf einen weiteren Joker setzen: Ex-Champion Colin McRae kehrt am Steuer eines Skoda Fabia WRC in die Rallye-WM zurück.

Mit den rutschigen Waldwegen in Wales hat Michelin noch eine Rechnung offen: Vier Jahre liegt der letzte Sieg des französischen Reifenspezialisten bei der WM-Rallye England - auch als „RAC” bekannt - mittlerweile zurück. Damals war es der finnische Peugeot-Pilot Marcus Grönholm, der sich und seinem Team am Steuer seines 206 WRC - nach einem intensiven Duell mit Ford - mit diesem Erfolg auch den Marken- und Konstrukteurs-Titel sicherte. Im Vorjahr musste Sébastien Loeb seinem Kontrahenten Petter Solberg um die Winzigkeit von 6,3 Sekunden (!) den Vortritt lassen - nach einem herzergreifenden Zweikampf über immerhin 394 Wertungsprüfungs-Kilometer. „Auch wenn wir uns mit dem zweiten Platz geschlagen geben mussten, wirklich als Verlierer haben wir uns nicht gefühlt“, erinnert sich Aimé Chatard, bei Michelin Compétition verantwortlich für den Rallye-Sport. „Sébastien und Petter lieferten sich drei Tage lang eine unglaublich spannende Auseinandersetzung, und die Entscheidung zugunsten des Subaru-Piloten fiel wirklich erst auf den letzten Metern.“

Jetzt will Loeb, der amtierende Weltmeister und designierte Titelverteidiger, zurückschlagen und auch diesen Klassiker des Rallye-Sports gewinnen - es wäre sein neunter Sieg im zwölften Saisonlauf und für Michelin der elfte Erfolg bei einer WM-Rallye auf der britischen Insel. Während in der Fahrer-Wertung alles auf den sympathischen 31-Jährigen hinausläuft, ist der Kampf um die Konstrukteurs-Krone noch lange nicht entschieden: Gerade mal sechs Punkte beträgt der aktuelle Vorsprung von Michelin-Partner Citröen auf die Konzernschwester Peugeot. Und da beide Teams bereits ihren Rückzug aus dem Rallye-Sport zum Saisonende bekannt gegeben haben, kennen sie im sportlichen Wettstreit um die Marken-Weltmeisterschaft keine Verwandten mehr - nur der Titel zählt.

Ab dem kommenden Freitag stehen in den walisischen Wäldern rund um den Start- und Zielort Cardiff 17 Wertungsprüfungen über zumeist sehr schnelle Schotterpfade auf dem Programm, die sich - je nach Wetterlage - auch als heimtückisch rutschig erweisen können. Die Rallye-begeisterten Briten, die sich auch von noch so garstigem Regen und Nebel nicht abschrecken lassen, dürfen sich in diesem Jahr wieder auf einen besonderen Höhepunkt freuen: Mit Colin McRae kehrt der Lokalmatador in das Cockpit eines World Rally Car zurück. Der ebenso charismatische wie spektakuläre Weltmeister von 1995 pilotiert gemeinsam mit seinem Beifahrer Nicky Grist den zweiten Michelin-bereiften Skoda Fabia WRC an der Seite von Armin Schwarz.

Die „RAC“-Rallye England aus Sicht von Michelin
„Dieser WM-Lauf ist so etwas wie das Schotter-Äquivalent zur Asphalt-Rallye Deutschland“, erläutert Aimé Chatard. „Die Außentemperaturen können stark variieren, und auch die Wertungsprüfungen warten mit den unterschiedlichsten Untergründen auf. Von kaltem Schlamm bis hin zu dichtem trockenen Schotter - der für Reifen besonders verschleißfördernd ist - sind alle Möglichkeiten gegeben.“

Das Reglement gibt für den zwölften WM-Lauf pro Team zwei verschiedene Reifenprofile frei. Den Michelin-Partnern fiel die Entscheidung leicht: Sie griffen ausschließlich zum erfolgreichen Schotter-Profi Z BTO, der in diesem Jahr in Neuseeland sein Debüt gab und sofort sechs WM-Siege am Stück einheimste. „Dieser Pneu hat mich schwer beeindruckt“, betonte Colin McRae nach ausführlichen Testfahrten. „Ich durfte ihn sowohl auf nasser als auch trockener Strecke direkt mit dem Vorgängermodell vergleichen - die Unterschiede fallen enorm aus. Der Z BTO ist systematisch schneller und zugleich konstanter. Ich kann es kaum erwarten, ihn auch im Wettbewerb auszuprobieren.“

Michelin bietet diesen Spezialisten für die Rallye England mit den Laufflächenmischungen „weich“ (Z8), „superweich“ (Z8-) für wirklich kalte Wetterlagen sowie „mittel“ (Z9) an, sollte der September in Wales unerwarteter Weise sommerlich warm ausfallen. Dabei mussten Fahrer und Teams bereits am 12. September jenes Kontingent von 70 Pneus registrieren lassen, das ihnen für diesen WM-Lauf zur Verfügung steht und aus dem sie maximal 40 benutzen dürfen. „Damit treffen die Teilnehmer bereits frühzeitig die Vorentscheidung, welche Mischungen sie wie oft einsetzen können“, erläutert Chatard.

Zugleich steht den Rallye-Profis eine weitere Möglichkeit frei, ihr Reifenmaterial den speziellen Bedingungen anzupassen - durch das Nachschneiden des Profils. „Dies könnte sich speziell bei Regen als entscheidend herausstellen“, so der Rallye-Chef. Die zusätzlichen Drainagerillen und Profilöffnungen helfen, das auf dem Waldweg stehende Wasser zu kanalisieren. Sie können eine Breite zwischen zwei und acht Millimeter erreichen, während Form und Gestaltung nicht selten gemäß der individuellen Vorlieben der Fahrer ausgeführt werden.

Das erwarten die Partner-Teams von Michelin
Nach zwei zweiten Plätzen in Folge hat sich das Werksteam von Citroën ein klares Ziel gesetzt: die Eroberung der britischen Insel, zumindest aus Rallye-Sicht. Neben Sébastien Loeb greift erneut François Duval ins Lenkrad des Xsara WRC, während das private Kronos-Team wieder Manfred Stohl und Xavi Pons an den Start schickt. „Ich hoffe, dass es trocken bleibt“, wünscht sich der amtierende Weltmeister. „Unter diesen Bedingungen sind unsere Michelin-Pneus noch überlegener, denn insbesondere ihr Verschleißverhalten beim zweiten Durchgang über die Prüfungen spricht für uns. Sollte es regnen, wird es viel rutschiger - das erhöht dann den Spaßfaktor. Wie bereits im Vorjahr ist es unheimlich wichtig, seine Reifenmischungen bereits im Vorfeld richtig auszuwählen.“

Ford setzt für sein Heimspiel erneut auf die Dienste des schnellen Finnen Toni Gardemeister und seines tschechischen Teamkollegen Roman Kresta. Vordringlichstes Ziel der Briten ist die Absicherung der dritten Position in der Konstrukteurs-Wertung, wo die Mannschaft rund um Malcolm Wilson derzeit einen Vorsprung von zehn Punkten auf Subaru verteidigt. In privat eingesetzten Focus WRC kommen auch Henning Solberg, Antony Warmbold sowie Jari Matti Latvala zum Einsatz.

Die Rückkehr von Colin McRae nach 18-monatiger Abstinenz von der Rallye-Weltmeisterschaft rückt Skoda für den zwölften Saisonlauf in den Mittelpunkt der Fans. „Ich bin schon richtig heiß darauf, wieder in das Lenkrad eines World Rally Cars zu greifen“, freut sich der Schotte, der ein Resultat unter den ersten Sechs nicht ausschließen mag. Sein Teamkollege Armin Schwarz hegt an das Drift-Festival rund um Cardiff ebenfalls gute Erinerrungen: „Hier habe ich 1988 mit einem Audi 200 mein Debüt in der Rallye-WM gefeiert“, blickt der Deutsche, der am Saisonende seinen Helm an den Nagel hängt, zurück. „Seither gehört diese Veranstaltung zu meinen Favoriten.“


So verlief die Rallye Wales 2004 aus Sicht von Michelin
Von wegen britischer Spätsommer: Trotz des neuen September-Termins wartete die WM-Rallye England 2004 mit den gleichen Witterungsbedingungen auf wie immer - Regen, Nebel und extrem rutschige Pisten. Angesichts der schwierigen Ausgangsposition für die Reifenhersteller lieferte sich WM-Favorit und Michelin-Partner Sébastien Loeb ein einzigartig spannendes Duell mit seinem ärgsten Herausforderer, dem Titelverteidiger Petter Solberg. Die Entscheidung fiel erst auf den letzten Metern. Nach 394 Kilometern Vollgas über schlammige, aber trotzdem irrsinnig schnelle Waldpfade, die immer wieder von tiefen Pfützen gesäumt wurden, trennten den Sieger der WM-Rallye England gerade Mal 6,3 Sekunden vom Zweitplatzierten.

Statistisches
Rallye Großbritannien, 12. Lauf zur Rallye-WM 2005 (16. bis 18. September 2005); Gesamtlänge: 1.252,00 Kilometer, davon 17 Wertungsprüfungen über 354,00 Kilometer; längste WP: 29,39 Kilometer (WP 14 und 16: Resolfen); größte WP-Distanz von Service-Punkt zu Service-Punkt: 68,37 Kilometer (WP 1 bis 3 und 4 bis 6); Anzahl der möglichen Reifenwechsel: 7. Start und Ziel: Cardiff.

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