- Der Mann der „1001 Ideen“ dankt ab
- Faszination Motorsport: Der Antrieb für eine bewegte Karriere
- 22 Titel und 118 Siege in 14 Jahren - die beeindruckende Bilanz in der Rallye-WM
- Faszination Motorsport: Der Antrieb für eine bewegte Karriere
- Hohes Tempo bestimmt auch das Privatleben von Aimé Chatard
- Die Rallye-Weltmeister während der Zeit von Aimé Chatard
Der Mann der „1001 Ideen“ dankt ab
Karlsruhe, 20. Dezember 2006 - Sein Name steht für Erfolg: Aimé
Chatard ist seit 38 Jahren für die Michelin Gruppe tätig und feierte
auf fast jeder Ebene großartige Siege - vom Motorradsport über
die 24 Stunden von Le Mans bis hin zur Rallye-Weltmeisterschaft. Der Franzose
begann als Motorrad-Testfahrer und leitete zuletzt das überaus erfolgreiche
Rallye-Programm von BFGoodrich. Am 1. Januar 2007 geht das Multitalent in
den wohlverdienten Ruhestand - Rückblick auf eine bewegte Highspeed-Karriere.
Vom Testfahrer zum Rallye-Chef: In der Karriere von Aimé Chatard ging
es stets schnell vorwärts
Wir schreiben das Jahr 1968: Der leidenschaftliche Motorradfahrer Aimé Chatard hatte gerade sein Studium zum Elektrotechniker beendet und heuerte bei der Michelin Gruppe als Testfahrer für Zweiräder an - der Beginn einer außergewöhnlichen Karriere. Der junge Franzose arbeitete zunächst in seinen erlernten Beruf in verschiedenen Produktionsstätten in Frankreich, Spanien und Kanada.
1977 schloss sich Chatard der Motorsportabteilung innerhalb der Michelin Gruppe an. Zunächst vertrat er den französischen Reifenhersteller als Techniker in der Motorrad-Weltmeisterschaft und wurde später zum Direktor der Motorrad-Wettbewerbsabteilung befördert, die sich in Motorrad-Grands Prix, Endurance, Enduro, bei Trials und in vielen weiteren Disziplinen engagierte. Zu Beginn der 90er Jahre vollzog der Franzose den Wechsel von zwei auf vier Räder.
Langer Atem: Aimé Chatard trug zu den beiden Le Mans-Siegen
der Michelin-bereiften Peugeot 905 bei
Peugeot, Michelin und Chatard siegen
zweimal bei den 24 Stunden von Le Mans
Chatard zeichnete für das Langstreckenprogramm der Marke mit dem Bibendum
verantwortlich - und setzte sowohl seine persönliche Erfolgsgeschichte
als auch die seines Arbeitgebers fort. An der Seite von Peugeot gewann Michelin
die legendären 24 Stunden von Le Mans 1992 und 1993. Der bildhübsche
Gruppe C-Bolide Peugeot 905 siegte beim Klassiker zunächst in den Händen
von Yannick Dalmas, Mark Blundell und Derek Warwick. Im Jahr darauf wiederholten
Eric Helary, Geoff Brabham und Christophe Bouchut im Nachfolgermodell diesen
grandiosen Triumph. 1993 standen sogar drei Sportwagen des französischen
Automobilherstellers auf dem Treppchen.
Michelin Partner Peugeot hatte im Langstreckensport alles bewiesen und zog sich von Sportwagenrennen zurück. Auch Chatard suchte eine neue Herausforderung und fand diese im Rallyesport. Noch im Jahr 1993 stieß der Alleskönner zum Rallyeprogramm des französischen Reifenherstellers und feierte mit Juha Kankkunen und Toyota auf Anhieb beide Weltmeistertitel.
Der Silberpfeil für Rallyepisten: Der Peugeot 206 WRC gewann
auf Michelin Pneus drei Mal den Markentitel.
22 Titel und 118 Siege in 14 Jahren - die beeindruckende
Bilanz in der Rallye-WM
Nach Kankkunen belegten auch seine finnischen Landsleute Tommi Mäkinen
(1996-1999) und Marcus Grönholm (2000, 2002) mit Michelin in der Endabrechnung
Rang eins. Viermal holten Franzosen den WM-Pokal in das Land des Hauptsitzes
der Pneuspezialisten: Didier Auriol gewann den Titel 1994, Sébastien
Loeb gelang dieses Kunststück 2004, 2005 und 2006.
Neben fünf verschiedenen Fahrern erreichten auch fünf unterschiedliche Marken an der Seite der Michelin Gruppe das höchste Ziel des Rallyesport: Auf die japanischen Marken Toyota (1993, 1994, 1999) sowie Mitsubishi (1998) folgte die Dominanz der Franzosen. Nach drei Titeln von Peugeot (2000-2002) zog Citroën in Sachen WM-Titel (2003-2005) im vergangenen Jahr gleich. Dieses Saison sicherte sich Ford die erste Meisterschaft seit 1979 und ihrem Partner BFGoodrich den Titel gleich im ersten Jahr in der Rallye-WM.
Mehr als 13 Jahre lang betreute der Franzose die Geschicke von Michelin sowie später BFGoodrich in der Rallye-Weltmeisterschaft und kann gemeinsam mit dem Pneuhersteller auf eine äußerst erfolgreiche Zeit zurückblicken. Während der „Chatard-Ära“ rüstete das Unternehmen aus Clermont-Ferrand elf Fahrer- und ebenso viele Markenweltmeister aus. Seit 1994 jubelten die Spezialisten aus dem französischen Zentralmassiv zudem über 118 Siege bei 172 Läufen - das entspricht einer Erfolgsquote von mehr als 68 Prozent.
Faszination Motorsport: Der Antrieb für eine
bewegte Karriere
Über all die Jahre hinweg trieben Chatard nicht nur sein großer
Ehrgeiz und die großartigen Erfolge an, sondern auch die Faszination
von Reifen und Motorsport. Früh entdeckte er die Schlüsselrolle,
die das „schwarze Gold“ bei der Performance eines Renn- oder Rallyeautos
spielt: „Viele Leute sehen Reifen lediglich als eine weitere Komponente
des Autos an“, erklärt der scheidende Verantwortliche des Rallye-Programms
bei BFGoodrich. „Aber du musst dich nur ein bisschen mit dem Thema auseinandersetzen,
um zu bemerken, wie komplex die ganze Sache wirklich ist. Bei der Entwicklung
von Wettbewerbspneus spielen nicht nur fortschrittliche Technologien und anspruchsvollstes
chemisches Fachwissen eine Rolle, sondern auch gute zwischenmenschliche Beziehungen
zu unseren Partnern. Es gibt unbegrenzte Möglichkeiten, deswegen musst
du ständig wachsam sein und nach vorne schauen.“
„Für einen Reifenhersteller im Motorsport arbeiten zu dürfen, sehe ich als Privileg an“, beschreibt Chatard. „Wir sind schließlich die Schnittstelle zwischen unserem Arbeitgeber und unseren Partnerteams sowie Fahrern. Um ihr Vertrauen zu gewinnen, müssen unsere Mitarbeiter jederzeit tadellos arbeiten. Durch die hohe Entwicklungsgeschwindigkeit im Wettbewerb müssen wir unser Leben nach dem vorgegebenen Terminkalender ausrichten - manchmal zum Leidwesen unseres Privatlebens.“
Gefragter Mann: Sébastien Loeb lässt sich von Aimé
Chatard die Geheimnisse des BFGoodrich g-Force Profiler erklären
Hohes Tempo bestimmt auch das Privatleben von Aimé
Chatard
Trotz seines arbeitsintensiven Berufs legt sich Chatard in seiner Freizeit
keineswegs auf die faule Haut: Der Franzose hält sich - ähnlich
wie einen Wettbewerbspneu - durch viel Bewegung auf Betriebstemperatur. Doch
wie würde sein perfekter Tag aussehen? Früh morgens würde sich
Chatard auf ein Snowmobil schwingen und durch verschneite Wälder cruisen.
Danach stünde ein Meeting mit Technikern auf dem Programm, in dem der
Reifen-Experte innerhalb einer Minute 1001 neue Ideen aus dem Ärmel zaubert.
Danach würde sich der gelernte Pilot in einer Cessna die Vulkane der
Auvergne-Region rund um Clermont-Ferrand aus der Luft anschauen, um am Nachmittag
in einem weiteren Meeting für Kommunikation und Marketing mit Kollegen
zu diskutieren. Nach einer kurzen Ausfahrt auf einem Jet-Ski wäre eine
Präsentation von BFGoodrich Rallyereifen an der Reihe - dabei macht es
keinen Unterschied, ob er die speziellen Fähigkeiten der Meisterwerke
Profis oder Anfängern erklärt. Den gelungenen Tag würde ein
kühles Bier an der Bar abrunden, wo sich der Allrounder mit Freunden
und Kollegen austauscht.
„Auch wenn dir das hohe Entwicklungstempo dabei hilft, jung und dynamisch zu bleiben, kommt der Moment, in dem du das Kapitel zuschlagen und deine Aufgabe an eine frische Kraft weitergeben musst“, erklärt Chatard die Beweggründe seines Rücktritts. Diesen Moment sieht der Franzose jetzt gekommen. Nach der erfolgreichen Motorsport-Saison von BFGoodrich - die amerikanische Marke gewann unter anderem beide Titel in der Rallye-WM, den Marathon-Weltcup und die „Dakar“ - zieht der „Mann der 1001 Ideen“ einen Schlussstrich und geht zum 1. Januar 2007 in den Ruhestand. Seine Position als Verantwortlicher des Rallye-Programms bei BFGoodrich nimmt Matthieu Bonardel ein.
Die Rallye-Weltmeister während der Zeit von Aimé Chatard
Fahrerwertung
1993 Juha Kankkunen (Toyota) Michelin
1994 Didier Auriol (Toyota) Michelin
1996 Tommi Mäkinen (Mitsubishi) Michelin
1997 Tommi Mäkinen (Mitsubishi) Michelin
1998 Tommi Mäkinen (Mitsubishi) Michelin
1999 Tommi Mäkinen (Mitsubishi) Michelin
2000 Marcus Grönholm (Peugeot) Michelin
2002 Marcus Grönholm (Peugeot) Michelin
2004 Sébastien Loeb (Citroën) Michelin
2005 Sébastien Loeb (Citroën) Michelin
2006 Sébastien Loeb (Citroën) BFGoodrich
Markenwertung
1993 Toyota Michelin
1994 Toyota Michelin
1998 Mitsubishi Michelin
1999 Toyota Michelin
2000 Peugeot Michelin
2001 Peugeot Michelin
2002 Peugeot Michelin
2003 Citroën Michelin
2004 Citroën Michelin
2005 Citroën Michelin
2006 Ford BFGoodrich